Potsdamer Neueste Nachrichten 25.04.08

 

Stammbahn-Zahlen

"Lichtjahre" bis zur Wirtschaftlichkeit, 19.4.

Lichtjahre vom Nutzen-Kostenfaktor entfernt sei das Projekt der Wiederinbetriebnahme der Stammbahn, erklärt die Gutachter-Firma Intraplan Consult. Die Bahnlinie habe daher keine Aussicht auf Verwirklichung. Die „Lichtjahre“ bestehen aus der Differenz zwischen 0,7 (dem Ergebnis der Studie) und dem geforderten Nutzen-Kostenfaktor von 1,0. Um auf die Differenz von 0,3 zu kommen, mussten viele Kunstgriffe – nicht zuletzt auch von den Auftraggebern der Studie – angewandt werden. Der prognostizierte Zuwachs der Einwohnerzahl in Kleinmachnow wurde so niedrig angesetzt, dass er mit der heutigen Einwohnerzahl fast identisch ist. Die beträchtlichen Neuzuzüge in die ehemalige Alliierten-Siedlung in Düppel, nahe dem Haltepunkt „Düppel-Kleinmachnow“, wurden offenbar nicht beachtet. Der realistisch geplante Zuwachs der Arbeitsplätze im Europarc wurde von 6000 auf 4500 herabgesetzt. Die Buslinie 115 müsste laut Gutachter-Firma wegen der Stammbahn angeblich verlängert werden, obwohl sie mit einem Halt der Stammbahn in Düppel-Kleinmachnow eher verkürzt werden könnte. Die Zahl der Autofahrten, die durch den Umstieg auf die Bahn eingespart würden, wurde auf 2460 prognostiziert, und das, obwohl Intraplan Consult 1996 in einem ersten Gutachten von 6590, also fast dreimal mehr eingesparten Autofahrten ausging. Die Behauptung der Gutachter, die Einwohner- und Beschäftigungszuwächse in Berlin und Brandenburg habe man damals noch optimistischer gesehen, trifft zumindest für Brandenburg nicht zu. Die brandenburgische Regierung rechnete bereits 1996 offiziell mit einem Bevölkerungsrückgang von 1,5 Prozent bis 2010. Welchen Zahlen soll man Glauben schenken?

Jürgen Vietig, Kleinmachnow