Potsdamer Neueste Nachrichten 23.04.08
Im
Schneckentempo am Kanal
Initiative hält kommunale Bauämter beim Radwegeprojekt für überfordert
Teltow - „Wir werden
wohl noch einen langen Atem brauchen“, meinte Manfred Kühn am Ende der
Informationsveranstaltung über den Rad- und Wanderweg entlang des Teltowkanals.
Dazu eingeladen hatte die „Interessengemeinschaft Teltowkanalaue“ am Dienstag
ins Hotel Courtyard, um die nächsten Projektschritte zu diskutieren. Doch
während Kühn als Sprecher der Initiative trotz der erkannten Geduldsprobe vor
allem die positiven Ansätze der Diskussion betonte, reagierten die meisten
Teilnehmer enttäuscht.
Denn was die drei Bauamtsleiter der Region vorgeschlagen hatten, um die Lücken
des Weges zu schließen, erscheint vielen als „Fortschritt im
Schneckentempo". Kleinmachnows SPD-Gemeindevertreter Jens Klocksin nannte
es „einen kommunalen Abgesang“. Dabei sei man doch gar nicht bei Null, so
Klocksin, auf einen großen Teil der Strecke sei bereits vieles klar. So hatte
Kleinmachnows Bauamtsleiterin Barbara Neidel erklärt, dass es im Bereich
unterhalb des Seeberges einfach sei, einen Uferweg einzurichten. Auch für die
Route an den Kiebitzbergen sei das Planverfahren bis 2009 abgeschlossen. Als
aufwändig bewertete Neidel dagegen die Strecke entlang der Allee am Forsthaus,
ebenso sei es problematisch, im Bereich der Wasserbauschule.
Auch die Teltower Route, die 60 Prozent
von der insgesamt 18,5 Kilometer langen Wegestrecke ausmacht, kann seit Jahren
vom Mauerweg bis zur Altstadt genutzt werden. Schwierigkeiten den Weg fortzusetzen,
gibt es im Bereich des Techno Terrains, weil dort ein großer Teil der Flächen
in Privathand ist. Noch in diesem Jahr soll die Route von der Teltower Straße
bis zur Werftbrücke geplant werden, erklärte Bauamtsleiter Bernd Wiebrecht.
Bereits in aktuellen Planungen enthalten ist der Weg von der Rammrathbrücke bis
nach Kleinmachnow. Wiebrecht hält jedoch, im Gegensatz zu seiner Kleinmachnower
Kollegin, ein Bebauungsplanverfahren für kein geeignetes Instrument, um das
Vorhaben umzusetzen. „Ein B-Plan schafft kein unmittelbares Recht.“ Wiebrecht
hält es für sinnvoller, den Weg über ein Planfeststellungsverfahren zu sichern.
Damit könnten Kommunen in kurzer Zeit eine Fläche enteignen. Außerdem schlug
Wiebrecht vor, den Weg als überregionalen Radweg auszuweisen, um so an
Bundesmittel mit einem Förderanteil von 90 Prozent zu gelangen.
Im Gegensatz zu ihren beiden Kollegen beurteilte Stahnsdorfs Bauamtsleiterin
Ute Stelter das Vorhaben skeptisch: „Das Projekt ist derzeit nicht
realisierbar.“ Etwa drei Kilometer beträgt der Stahnsdorfer Anteil, doch die
meisten Flächen sind Eigentum des Bundes. „Das ist ein schwieriger
Verhandlungspartner, der nicht wie eine öffentliche Hand agiert“, sagte
Stelter. Auch der finanzielle Aufwand für Vermessungsarbeiten sei zu hoch und
mit dem aktuellen Haushalt nicht zu realisieren. Chancen sehe sie eher für ein
längerfristiges Projekt. Bis dahin werde sich die Gemeinde weiterhin bemühen,
den vorhandenen Trampelpfad auf Vordermann zu bringen, so Stelter.
Den Trampelpfad, der im Naturschutzgebiet liegt, etwas zu verbreitern, habe
auch die untere Naturschutzbehörde zugestimmt, berichtete Wolfgang Hirte. Er
kritisierte vor allem die Stadt Teltow, die bislang noch keine Zwischenlösung
von der Rammrath- bis zur Friedensbrücke gefunden habe. Erkannt wurde in der
Debatte, dass die einzelnen Bauämter mit dem Vorhaben überfordert sind, weshalb
vorgeschlagen wurde, einen Projektträger einzusetzen.Kirsten Graulich