Potsdamer Neueste Nachrichten 15.03.08

 


CDU will hartnäckig eigenes Gymnasium

Fraktionschef Burkardt: Bestand wäre bis 2024 gesichert / Alternatives Profil notwendig

Von Peter Könnicke

Kleinmachnow - Glaubt man den Schilderungen, ist der Einfallsreichtum enorm: Ehepaare lassen sich zum Schein scheiden, sie haben Briefkastenadressen in Berlin oder bitten Berliner Verwandte um Asyl für ihre Kinder. Und alles nur für den einen Zweck: Ihre Kinder sollen legal ein Berliner Gymnasium besuchen, weil es in Kleinmachnow, dem eigentlichen Wohnort, keinen Platz an der Abi-Schmiede gibt. Denn inzwischen verlangen Berlins Schulbehörden Nachweise für einen Umzug in die Hauptstadt. „Mit Scheinanmeldungen waren und sind Eltern gezwungen, nach Berlin zu ziehen’“, weiß Ludwig Burkardt.

Der Chef der CDU-Fraktion hat im Kleinmachnower Ortsparlament am Donnerstag wiederholt ein eigenes kommunales Gymnasium vorgeschlagen. Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) sollte beauftragt werden, einen entsprechenden Beschluss zur Errichtung der Schule vorzubereiten. „Es wäre gut angelegtes Geld“, so Burkardts Überzeugung. Spätestens ab dem übernächsten Schuljahr werde ein weiteres Gymnasium in der Region dringend benötigt. Verteilen sich derzeit die Gymnasiasten auf neun Klassenzüge – das geplante evangelische Gymnasium in Teltow schon eingerechnet –, werden es in den nächsten Jahren bis zu 15 Klassen sein. Der Druck erwächst zum einen aus der überdurchschnittlich hohen Übergangsquote hiesiger Sechstklässler auf die Gymnasien. Liegt sie im Landesschnitt etwa bei 50 Prozent, sind es in Teltow und Stahnsdorf über 60 in Keinmachnow mehr als 80 Prozent. Zum anderen reiche das rein mathematisch-naturwissenschaftliche Profil des Weinberg-Gymnasium nicht aus, den vielfältigen Neigungen und Interessen der Schülerklientel gerecht zu werden. „Es fehlt ein alternatives Profil“, so die CDU. Der Landkreis als eigentlicher Träger staatlicher Gymnasien erkennt zwar inzwischen Handlungsbedarf an, favorisiert jedoch nur temporäre Lösungen statt einer komplett neuen Schule. „Dabei machen die Zahlen deutlich, dass Kleinmachnow allein genügend Kinder hätte, um ein weiteres Gymnasium zu betreiben“, so Burkardt. Bis zum Jahr 2024 wäre der Bestand gesichert.

Mit wehenden Fahnen wollten die sozialdemokratischen Abgeordneten der CDU indes nicht folgen. Ganz zu schwarz wie die Burkardt wollte Frank Nägele die Kleinmachnower Situation ohnehin nicht malen. So gebe es nicht nur das Weinberg-Gymnasium, sondern die Waldorf- und Internationale Schule sowie die gymnasiale Oberstufe an der Maxim-Gorki-Gesamtschule. Und wenn schon ein weiteres Gymnasium, dann als regionalen Gemeinschaftsakt, so Nägele. Daher plädiere seine Fraktion für Stahnsdorf als weiteren Gymnasialstandort, dort, wo Parteigenossin und Ex- Fraktionskollegin Ruth Barthels im Juni Bürgermeisterin werden will.

Der FDP ist es egal, wo ein drittes Gymnasium entsteht. „Wir würden uns auch freuen, wenn es in Stahnsdorf gebaut wird“, so Fraktionschefin Kornelia Kimpfel. Den Verweis auf freie Träger lässt sie nicht gelten: „Jedes Kind sollte die Möglichkeit haben, an einer staatlichen Schule das Abitur zu machen.“

Auf den Beschlussvorschlag der CDU konnte sich das Ortsparlament am Donnerstag nicht verständigen. Es verwies den Antrag einstimmig in den Sozial- sowie Finanzausschuss, wo u.a. Frage der Investitionskosten beraten werden soll.