Potsdamer Neueste Nachrichten 05.03.08

 

Teltow will die Schilderhoheit

Mehrheit im Hauptausschuss für Übernahme des Verkehrsamts vom Landkreis

Teltow - Teltow wird wie Kleinmachnow und Werder (Havel) eine eigene Verkehrsbehörde bekommen. Einem entsprechenden Beschlussantrag stimmte der Hauptausschuss auf seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich zu. An sich hat der Landkreis die Schilderhoheit. Neuerdings können Kommunen mit über 20 000 Einwohnern verkehrsrechtliche Anordnungen aber auch selbst treffen. Die Möglichkeit für diesen bis zum Jahr 2011 befristeten Feldversuch wird durch das sogenannte „Standarderprobungsgesetz“ gegeben, das den Bürokratieabbau im Land Brandenburg vorantreiben soll. Vorteil: Vor Ort kann flexibler auf infrastrukturelle Notwendigkeiten reagiert werden, was Behördengänge spart.

Werder (Havel) und Kleinmachnow hatten bereits im November die Aufgaben übernommen. Im Fall Teltow wurde die Antragsfrist verlängert. Die Schilderhoheit kostet der Stadt jährlich 71333 Euro fürs Personal, zuzüglich 37 000 Euro Gemeinkosten.

Im Hauptausschuss wurden Befürchtungen laut, die neue Verkehrsbehörde auf Probe könnte ähnlich enden wie einst das Testmodell einer Kfz-Zulassungsstelle in Beelitz. Denn obwohl Prognose und Bewertung für diese Zulassungsstelle gut ausgefallen waren, wurde das Projekt nicht fortgesetzt, berichtete FDP-Fraktionschef Hans-Peter Goetz. „Können wir es trotzdem wagen?“, fragte er daher mit Verweis auf die Kosten. Optimistischer war der Erste Beigeordnete Thomas Koriath: „Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass die Behörde ihre Arbeit nach 2011 nicht fortsetzen kann.“

Für SPD-Fraktionschef Berndt Längrich überwiegen vor allem die Vorteile einer solchen Behörde, da „Teltow eine wachsende Stadt“ sei. Er schloss auch nicht aus, dass die Region sich einmal auf eine gemeinsame Verkehrsbehörde verständigen könnte. Die Diskussion offenbarte zudem, dass manchem die Befugnisse der Behörde nicht ausreichend erscheinen. Vor allem vor dem Hintergrund der jüngsten Verkehrsprognosen, wie es im Ausschuss hieß.

Die wurden kürzlich in einer ominösen Geheimkonferenz benannt, zu der Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) die Stadtverordneten eingeladen hatte. Einige Ergebnisse sind jetzt bekannt geworden: Aus Sicht von Verkehrsplanern werden als Folge von steigenden Einwohnerzahlen mehr Autos durch die Stadt rollen, besonders über die Potsdamer und Mahlower Straße. In zwölf Jahren sei mit einer Einwohnerzahl von rund 24 000 zu rechnen, der Pkw-Bestand wird sich bis 2020 um ein Viertel erhöhen.

Die Teltower Stadtverordneten erfuhren, dass der Ruhlsdorfer Platz ein neuralgischer Knoten bleiben wird. Damit der dort geplante Kreisverkehr funktioniert, wird für dessen Bau mehr Platz gebraucht als angenommen. Schockiert waren viele, weil in der Geheimrunde deutlich gemacht wurde, dass ein wichtiges Ziel nicht erreicht werden kann: Die Potsdamer Straße wird wohl keine 30er-Zone! Das Spangensystem, das diese Hauptverkehrsader entlasten sollte, reicht nach neuesten Untersuchungen nicht mehr aus.

Dabei hatte sich die Stadt viel von dieser Verkehrsberuhigung erhofft, vor allem sollte das Image der Altstadt poliert werden. Deren Bausubstanz gilt wegen der stark frequentierte Durchfahrtsstraße als kaum vermarktbar. Ursprünglich sollte die Straße nach dem Bau des Spangensystem mit Bäumen und neuen Gehwegen aufgewertet werden. Demnächst wird ein Sonderausschuss darüber diskutieren, was von diesen Vorstellungen bleibt. Kirsten Graulich