Potsdamer Neueste Nachrichten 15.02.08
Der
Krach ist nicht laut genug
Die A 115 bei Kleinmachnow erreicht mit ihrem Verkehrslärm nicht die
Grenzwerte der EU
Kleinmachnow - In
Kleinmachnow ist es nicht lauter als erlaubt. In einem vom Landesumweltamt
erstellten lärmschutztechnischen Gutachten wird sich die Gemeinde mit keiner
relevanten Übertretung des Lärmpegels wiederfinden, bestätigte Hartmut Jonas,
Referent des Amtes, am Mittwoch im Kleinmachnower Umweltausschuss. Damit griff
Jonas der Veröffentlichung der Studie im Herbst vor. In Auftrag gegeben wurde
die für ganz Brandenburg vorgenommene Berechnung von der Bundesregierung, die
damit einer Forderung der EU nachkam.
Die Studie lässt bereits die Antwort eines weiteren Lärmgutachtens erahnen, das
von der Gemeinde in Auftrag gegeben werden soll und von dem man sich vor allem
Aufschlüsse über Beeinträchtigungen durch die Autobahn 115 erwartet. Die
Hoffnung, aufgrund des von Jonas vorgestellten Gutachtens bereits Lärm
mindernde Maßnahmen erwarten zu können, musste der Referent den Ausschuss-Mitgliedern
nehmen: „Es ging nur um eine grobe Betrachtung der Lärmsituation im
EU-Vergleich“, sagte er. In die Untersuchung fielen nur Strecken, welche von
mehr als 16 000 Fahrzeugen pro Tag befahren werden. Dies treffe zwar in
Kleinmachnow für den Bereich der A 115 zu, doch konnten an dem
Streckenabschnitt in Anwohnernähe keine relevanten Überschreitungen der
zulässigen Höchstwerte von 49 Dezibel in der Nacht und 59 Dezibel am Tag
festgestellt werden. Auch wenn sich in kleinen Teilabschnitten höhere Belastungen
ergaben, seien die Unschärfen an den Lärmkanten der Berechnung zu groß, um
daraus Maßnahmen abzuleiten.
Vertrösten konnte Jonas die
Kleinmachnower indes nur mit der zweiten, schärferen Stufe der Studie, die in
fünf Jahren fällig wird und alle Strecken aufnimmt, die von mehr als 8000
Fahrzeugen befahren werden. Bisher gebe es in ganz Brandenburg nur sehr wenige
Gemeinden, welche die EU-Grenzwerte überhaupt erreichen, sagte Jonas.
Davon merken die Kleinmachnower Lärmgeplagten freilich wenig, seitdem die A 115
vor zehn Jahren auf sechs Fahrspuren ausgebaut wurde. Alle Forderungen nach
Maßnahmen, um den Lärm zu lindern, scheiterten bisher an Bundes- und
Landesbehörden. Auch nach der Studie des Landesumweltamtes werden die Behörden
keinen Handlungsbedarf sehen, prophezeite Jonas: „Sie als Gemeinde müssen sich
mit dem Träger der Straßen auseinandersetzen, wenn in Autobahnnähe etwas
verändert werden soll.“ Möglichkeiten dazu sieht Jonas nur, wenn schwerwiegende
Mängel, zum Beispiel am Bauzustand der Autobahn, nachgewiesen werden.
Mit Lärmgutachten könne man hier wenig erreichen. Auch vom Vorschlag des
Ausschussvorsitzenden, Michael Scharp (SPD), einige Lärmmessstationen zu
installieren, um Überschreitungen aufzuzeichnen, hält Jonas nicht viel.
Gesicherte Ergebnisse bringe nur eine Berechnung, in der relevante Störgrößen
einfließen, sagte er. Stattdessen empfahl er der Gemeinde, ihr Augenmerk auf
die Hauptstraßen zu richten. Nur hier könne man mit Lärmgutachten Veränderungen
an der zunehmend als belastend empfundenen Situation erreichen.
Dass die Gemeinde selbst einen Teil des Problems A 115 verursacht, machte Jonas
auch deutlich: „Die Lärmrichtlinien werden sich nicht ändern“, sagte er. „Wenn
aber immer mehr Bäume an der Autobahn gefällt werden, kann sich das Rauschen
ungehindert über viele Kilometer tragen.“ Tobias Reichelt