Potsdamer Neueste Nachrichten 12.02.08
"Nur
bunte Folien und eine Imagebroschüre"
Dürftiges Ergebnis der Studie "Mit dem Rad zur Arbeit": 113 Antworten bei
1000 Befragten
Kleinmachnow - Jeden
Morgen und Abend treten 32 Mitarbeiter der Kleinmachnower Gemeindeverwaltung
kräftig in die Pedale. Damit stellen sie zahlenmäßig die größte Gruppe unter
den insgesamt 81 Radlern dar, die sich am Projekt „Mit dem Rad zur Arbeit in
Kleinmachnow“ beteiligten. Außerdem nahmen Mitarbeiter der Firma Ebay, der Gewog,
der EBK Krüger sowie Gemeindevertreter teil.
Auch den weitesten Arbeitsweg – von Potsdam nach Kleinmachnow – meistert ein
radelnder Verwaltungsmitarbeiter. Dass seine Rathausriege beim Radfahren
vorbildlich ist, erfuhr Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) nun in der jüngsten
Sitzung der Gemeindevertretung, in der das Braunschweiger Büro „Plan und Rat“
die Ergebnisse einer bundesweiten Initiative vorstellte. 1000 Fragebögen hatte
das Büro an Firmen und Privatpersonen im Ort verteilt, von denen 113 ausgefüllt
zurückkamen. Die Auswertung ergab, dass von den 113 Teilnehmern etwa 45 Prozent
regelmäßig mit ihrem Rad zur Arbeit fahren. Ob das jedoch für den Ort
repräsentativ sein kann, bezweifeln einige Gemeindevertreter. So hält es John Banhart
(UBK) schon für kühn, aus den Angaben der Umfrage Rückschlüsse für den gesamten
Ort abzuleiten, in dem immerhin 7000 Berufspendler leben. Er frage sich zudem,
so Banhart gegenüber den PNN, ob man sich Informationen über die Radnutzung der
Verwaltung nicht auch zum Nulltarif über eine interne Befragung hätte verschaffen
können. Daher vermutet er, dass die Studie nur der Absicht des Bürgermeisters
gedient habe, „sich ein umweltfreundliches Mäntelchen umzuhängen, um das durch
brachiale Bauvorhaben angekratzte Image etwas aufzupolieren“. Denn nicht nur Banhart
stellt fest: „Inhaltlich präsentierte uns ,Plan und Rat’ absolut nichts
Verwertbares.“
Zwar hat die Studie auch Mängel bei den
derzeitigen Wegeverbindungen aufgezeigt, aber nach Meinung einiger
Gemeindevertreter kamen die verkehrlichen Schwerpunkte wie beispielsweise
Holpersteine und hohe Bordkanten zu kurz. Schon zu Beginn der Studie hatte die
Sprecherin der Agenda-Abeitsgruppe Verkehr, Barbara Sahlmann, bemängelt, dass
sie sich nur auf Erwerbstätige bezieht, aber „die Belange aller anderen
ausblendet“. Nun hofft die Bündnisgrüne, dass weitere Details in der
Fortsetzung des Projektes berücksichtigt werden, das unter dem Motto „Mit dem
Rad zur Schule“ stehen wird. Sie ist ebenso wie Frank Musiol (UBK) überzeugt,
dass nur sichere Schulwege dazu beitragen, dass Kinder aufs Rad umsteigen und
sich so der Anteil der „Eltern-Taxi-Fahrten“ verringert. Doch aus Sicht vieler
Eltern seien es gerade die nicht so sicheren Schulwege Grund, ihre Kinder
selbst zur Schule zu chauffieren, weiß Musiol. Da diese Zusammenhänge aber längst
bekannt seien, befürchtet Banhart: „Auch am Ende der zweiten Studie wird außer
vielen bunten Folien und einer Imagebroschüre nichts weiter herauskommen.“
Dagegen könnten Defizite bei Radwegen nur behoben werden, wenn auch die
Hemmnisse erkannt würden, und das seien „mangelndes Engagement des
Bürgermeisters und die Blockadehaltung der Bauverwaltung, die sich bei neuen
Straßenbauvorhaben nicht um Radwege kümmert“. Stattdessen erhalten nun die
Braunschweiger einen zweiten Auftrag, kritisiert nicht nur Banhart, dass diese
Auftragsvergabe ohne Rücksprache mit den Gemeindegremien geschehe. Zwar würde
das Projekt größtenteils aus Fördermitteln des Bundesbauministeriums bezahlt.
„Aber am Ende“, so Banhart, „kostet es den Steuerzahler 50 000 Euro.“ KiG