Potsdamer Neueste Nachrichten 06.02.08
Über "geheime" Wege zum Seeberg
Entgegen der Absprache: Busse auf der Karl-Marx-Straße / Internationale
Schule plant, Rathaus schweigt
Von Peter Könnicke
Kleinmachnow - Die
Kleinmachnower FDP übt Kritik, Bauausschusschef Herbert Franke ist überrascht,
SPD-Gemeindevertreter Jens Klocksin spricht gar von einem „Skandal“: Für die
verkehrliche Erschließung der Schulstandorte auf dem Seeberg, um die lange
gerungen wurde, soll es Änderungen ohne vorherige Absprache geben. Bei den
Plänen zum Ausbau der Karl-Marx-Straße werde deutlich, dass entgegen bisheriger
Festlegungen der Gemeindevertretung doch eine Zufahrt für Busse zum Seeberg
hergerichtet wird. Eigentlich sollte Busverkehr von dieser Seite vermieden werden,
um die Anwohner des benachbarten Arnold-Schönberg-Rings und der
Karl-Marx-Straße nicht zusätzlich zu belasten.
„Allein durch den künftig zunehmenden Pkw-Verkehr zum Seeberg wird den
Schulkindern zur Waldorf-Schule und zur gemeindlichen Grundschule auf dem
Seeberg wie auch den Anwohnern schon viel zugemutet", so
FDP-Fraktionschefin Kornelia Kimpfel. Die Busse stellen nun eine weitere
Belastung dar.
Neben der Kritik an der Sache empört
sich Kimpfel über die Informationspolitik der Gemeinde. Denn erst ein Schreiben
des Busunternehmens, das den Schülertransport für die Berlin Brandenburg
International School (BBIS) organisiert, enthüllte die neue
Erschließungsvariante. In dem Brief dankt der Busunternehmer dem BBIS-Manager
Burkard Dolata für seinen Einsatz, abweichend von der in der Gemeindevertretung
beschlossenen Planung verschiedene Zufahrten für Busse auf den Seeberg zu
öffnen. Aus dem Rathaus kam dazu kein Wort. Auch als das Thema im jüngsten
Hauptausschuss zur Sprache kam, habe sich Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD)
wenig auskunftsfreudig gegeben, beklagt Kimpfel. Hingegen habe Bauamtsleiterin
Barbara Neidel bestätigt, dass Busse, die Waldorfschüler zum Schwimmunterricht
bringen, die Zufahrt über die Karl-Marx-Straße nutzen sollen. Doch wisse sie nicht,
wie man den Busverkehr wirksam auf solch wenige Fälle beschränken könne.
Wie gut oder schlecht die Gemeindevertreter über die Neuerung informiert sind,
zeigt die Reaktion des Vorsitzendes des Bauausschusses: „Das ist mir völlig
neu“, so Herbert Franke gegenüber den PNN. Für den verkehrspolitischen Sprecher
der SPD, Jens Klocksin, ist das ein skandalöser Umgang mit Gemeindevertretern
und Anwohnern. Alle mühsam erarbeiteten Verkehrskonzepte für den Seeberg würden
negiert. Eine Buszufahrt über die Karl-Marx-Straße sei ein „klarer Wortbruch“
gegenüber den Anwohner des Schönberg-Rings.
Auslöser für das Schreiben des Busunternehmens war indes eine ganz andere
Frage: Der FDP-Sachkundige Michael Lippoldt wollte wissen, ob die
BBIS-Schulbusse mit Rußpartikelfiltern ausgerüstet sind bzw.werden. Denn dies
wäre ein zusätzlicher Schutz für die Kinder der katholischen Kita am
Adolf-Grimme-Ring, an der die Busse – wie vorgesehen – vorbeifahren. Bislang
ist geplant, die Kita durch eine Emissionsschutzwand zu schützen. Nach der
Antwort verfügt das eingesetzte Busunternehmen offenbar über kein Fahrzeug mit
Rußpartikelfilter. „Auch hier wünsche ich mir mehr Sensibilität und rasches
Handeln", unterstreicht FDP-Fraktionschefin Kimpfel. Es gebe
Busunternehmen, die damit werben, dass sie ihre Fahrzeuge mit Rußfiltern
ausgerüstet haben.