Potsdamer Neueste Nachrichten 28.01.08
Stahnsdorfer SPD gibt sich animiert und angriffslustig, die Kleinmachnower routiniert
Stahnsdorf - Hinter
den alten Ziegelmauern des Stahnsdorfer Pflanzenhofes beginnt der Frühling
schon Ende Januar. Primeln zeigen ihre Blütengesichter und die ersten
Zwiebelblumen spitzen sich aus der Erde. Die Frische auf dem ehemaligen
Bauerngehöft in der Ruhlsdorfer Straße hat für die Orts-SPD Symbolkraft, so
dass sie ihren diesjährigen Neujahrsempfang zwischen Primeln und Tulpen veranstaltete.
Tatsächlich scheint der begonnene Bürgermeisterwahlkampf in Stahnsdorf wie eine
Frischzellenkur für die örtliche Sozialdemokratie. Über 100 Parteifreunde,
Vertreter von Vereinen und Bürgerinitiativen sorgten für einen Andrang, den die
Stahnsdorfer SPD-Spitze fast gar nicht mehr gewohnt ist. Er sei überrascht,
dass so viele gekommen seien, so das freudige Geständnis von Ortsparteichef
Heinrich Plückelmann. Angriffslustig und animiert wie lange nicht mehr brachten
sich die Genossen in Frontstellung. Da feierte etwa Fraktionschef Dietmar Otto
das in der neuen Kommunalverfassung definierte Verbot geheimer Abstimmungen in
öffentlichen Parlamentssitzungen. Somit könnten „die, die in Stahnsdorf gerne
bauen, ihr Interesse an neuen Baufeldern nicht mehr hinter der Anonymität
geheimer Abstimmungen verstecken“, frohlockte er unter Beifall.
An der Spitze der sozialdemokratischen
Aufbruchbewegung steht indes Bürgermeisterkandidatin Ruth Barthels. Ihr
Redemanuskript hatte die leidenschaftliche Geigerin auf einem Notenständer
platziert – wer da nach Symbolik sucht, wird sie finden. Die CDU-Gegnerschaft
wirft Barthels vor, als Ortsunkundige die Tasten der Stahnsdorfer Klaviatur
regelmäßig zu verfehlen: Sie kenne sich nicht aus im Ort. Den Grundtenor
beherrscht sie allemal. Und so mancher Akkord bekam zusätzlichen Beifall – etwa
Barthels Ankündigung als Bürgermeisterin dafür zu sorgen, dass ein „patziger“
Umgangston auch am letzten Schreibtisch im Rathaus passé sein wird. „Auf diese
Herausforderung freue sie sich ganz besonders. Nachholbedarf sieht die
Neu-Stahnsdorferin und Bauherrin eines Niedrig-Energiehauses auch bei der
Beratung von Bauherren durch das Bauamt. So habe sie selbst erfahren, dass
ökologisches Bauen in der Verwaltung offenbar kein Thema sei und daher auch
nicht die Vorteile dieser Bauweisen aufgezeigt werden. Und so viel Ortskenntnis
hat sie bereits, dass sie eher die alten Kasernenstandorte als geeignetes
Bauland begreift als innerörtliche Wald- und Grünflächen.
Während die Stahnsdorfer SPD im Pflanzenhof förmlich aufblühte, absolvierten
die Kleinmachnower Parteifreunde ihren Neujahrsempfang in unaufgeregter Routine
und nahezu unter sich. Beim Jahresrückblick konstatierte SPD-Fraktionschef
Michael Scharp zufrieden, dass durch beschlossenen Haushalt für 2008 eine
Vielzahl von Projekten angeschoben werden können. „Es wäre unverantwortlich
gewesen, wenn die Haushaltsdebatte sich bis ins Frühjahr gezogen hätte.
Ortsparteichefin Susanne Krause kündigte an, dass sich die SPD auch im
diesjährigen Kommunalwahlkampf nicht von anderen treiben lassen, sondern eigene
Themen setzen wird. Schwerpunkte werden Jugendarbeit sowie Bildung und auch
Klimaschutz sein.