Potsdamer Neueste Nachrichten 24.01.08
Grünen-Politikerin Cornelia Behm fordert erneut Abkehr vom Schleusenausbau – Bund plant indes weiter
Kleinmachnow – Nach
der Ankündigung des Wasserstraßen-Neubauamtes Berlin, den Großauftrag für den
Ausbau der Kleinmachnower Schleuse 2009 auszuschreiben, fordert die
Grünen-Politikerin Cornelia Behm erneut die Abkehr von dem Millionen-Projekt.
„Bei genauer Betrachtung der vorliegenden Schiffszahlen auf dem Teltowkanal
wird der Irrsinn der Schleusenplanungen ein weiteres Mal deutlich“, erklärte
die Kleinmachnower Bundestagsabgeordnete gestern gegenüber den PNN. Bei
unsicheren und immer wieder korrigierten Prognosen zum Schifffahrtsaufkommen
sei die Investition von bis zu 50 Millionen Euro volkswirtschaftlich nicht zu
verantworten.
Im Rahmen des Verkehrsprojektes „Deutsche Einheit Nr. 17“ – dem Ausbau der
Wasserstraßen von Magdeburg bis zur Oder – soll die Machnower Schleuse von 115
auf 190 Meter ausgebaut werden. Somit könnten mehr Schiffe bei einem
Schleusengang den Höhenunterschied nahe des Machnower Sees überwinden.
Anderenfalls müssten am Teltowkanal 400 Meter lange, bis 35 Meter breite
Schiffsparkplätze ausgraben werden, was der Bund für die weitaus größeren
Eingriffe in die sensible Uferlandschaft hält. Gegner sehen indes auch durch
den Schleusenausbau einen unnötigen Eingriff in die Kanalaue. Die Bündnisgrüne
Behm belegt das mit dem derzeitigen Schifffahrtsaufkommen. So passierten im
vergangenen Jahr 55 Schubverbände mit einer Länge von 100 Metern die Machnower
Schleuse. Das waren so wenig, dass es zu keinen Wartezeiten kam und sich sowohl
die Notwendigkeit nach Koppelstellen wie auch nach einer größeren Schleuse gar
nicht darstellte. „Wieso soll das in Zukunft auf einmal nicht mehr möglich
sein?“, fragt Behm.
Die Antwort des Bundes und der
Binnenschifffahrt ist bekannt: Mit leistungsfähigen Wasserstraßen und modernen
Schleusenanlagen werde das Schiff als Verkehrsträger attraktiver.
Die Prognosen allerdings werden seit Auflage des Verkehrsprojektes stetig nach
unten korrigiert. 1992 ging der Bund von euphorischen 6,2 Millionen Gütertonnen
aus, die jährlich über den einmal ausgebauten Teltowkanal transportiert würden.
Im Jahr 2000 hatte das gleiche – vom Bund beauftragte Planco-Institut – die
Zahl auf 2,5 Millionen Tonnen reduziert. Nach aktuellster Prognose des Bundes
aus dem vergangenen Jahr werden für 2015 1,5 Millionen erwartet. Damit müsste
sich das Aufkommen, das die Schleuse in Kleinmachnow passiert, in den kommenden
Jahren allerdings mehr als verdoppeln. Wie eine Kleine Anfrage im Bundestag
ergab, passierten im Jahr 2006 659 800 Tonnen die Schleusentore.
Auch die neueste, im November 2007 vom Bundesverkehrsministerium vorgelegte
„Prognose der deutschlandweitenVerkehrsverflechtungen 2025“ geht von einem
Rückgang der jährlichen Güterlast auf märkischen Flüssen aus. Waren es im Jahr
2004 noch 3,8 Millionen Tonnen, werden für 2025 nur 2,9 Millionen Tonnen
prognostiziert. Peter Könnicke
Potsdamer Neueste Nachrichten 24.01.08
Kleinmachnow - Nach
einer aktuellen Studie des Bundes zu deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen
wird für Brandenburg ein Rückgang des Güteraufkommens in der Binnenschifffahrt
prognostiziert. Lag des Transportaufkommen 2004 noch bei 3,8 Millionen Tonnen,
wird bis zum Jahr 2025 ein Rückgang auf 2,9 Millionen Tonnen erwartet.
Angesichts dieser Entwicklung fordert die bündnisgrüne Bundestagsabgeordnete
Cornelia Behm eine Abkehr vom Ausbau der Kleinmachnower Schleuse. Für das
Projekt – 50Millionen-Euro – soll 2009 der Generalauftrag ausgeschrieben
werden. pek
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