Potsdamer Neueste Nachrichten 19.01.08
Das Teltower Holzheizwerk soll kommende Woche in Betrieb
gehen – reichlich Zündstoff gab es schon im Vorfeld
Von Peter Könnicke
Teltow - In der
kommenden Woche soll der erste Kessel des neuen Holzheizwerks in Teltow
befeuert werden. Rauchspuren hat die Anlage jedoch schon im kalten
Betriebszustand hinterlassen. Der Zündstoff: Verdächtigungen, Verleumdungen,
Verstrickungen.
Als vor gut drei Jahren Wilhelm Prögel als Chef der Wohnungsbausgesellschaft
Teltow auch die Geschäfte der stadteigenen Fernwärmefirma (FWT) übernahm, hatte
er eine Idee: Teltows Haushalte sollten nicht länger von den Launen des
Erdgasmarktes abhängig sein, weshalb Prögel in einem Holzheizwerk eine
preiswerte Wärmequelle sah. Überlegungen, ein Holzheizwerk in eigener Regie zu
betreiben, wurden schnell verworfen. „Die FWT hat weder Potenzial, noch die
Kompetenzen dafür“, so Prögel. Also schloss man mit der Danpower GMbH einen
Vertrag ab: Das Potsdamer Unternehmen soll die Anlage bauen, betreiben und
Wärme liefern.
Auch andere konnten sich für die Idee
erwärmen. Florian Lewens, CDU-Fraktionsvize im Stadtpartlament und
Generalbevollmächtigter der Biomalz Gewerbehof GmbH, zeigte Interesse, als
Teltows damaliger Wirtschaftsförderer das Biomalz-Grundstück als Standort für ein
Holzheizwerk ins Gespräch brachte. Der Standort ist durchaus geeignet für den
Betrieb eines Holzheizwerkes, so dass Lewens ihn Ende 2006 gebeten habe, für
die geplante Anlage das Biomalz-Gelände zu empfehlen, so Prögel. Doch lag das
nicht in dessen Macht. Es sei eine Frage des Preises, den Danpower als Investor
für den Grundstückserwerb zu zahlen bereit ist, habe Prögel geantwortet. Dem
Danpower-Vertreter muss es kurze darauf bei einem Treffen mit Lewens wichtig
erschienen sein, den Gesprächsverlauf zu notieren. Denn der potenzielle
Heizwerk-Erbauer hat sich bedrängt gefühlt, sich bei der Standortwahl für das
Biomalzareal zu entscheiden, weil sonst eine Ansiedlung in Teltow schwierig
werden würde.
Einen wirklichen Wert hat die vorliegende Gesprächsnotiz allerdings nicht,
weshalb sie für Lewens auch nicht von Belang ist. Ohnehin hat er das Gespräch
völlig anders im Gedächtnis. Die Äußerung, Danpower müsse das
Biomalz-Grundstück kaufen, habe er nie getroffen und sei frei erfunden. „Das
habe ich nicht nötig“, so Lewens. Gescheitert sei eine Ansiedlung an der
Preisofferte von Danpower. „Die lag Lichtjahre vom Verkehrswert entfernt.“
Gekauft hat Danpower schließlich ein Areal an der Oderstraße im – keineswegs
billigen – TechnoTerrain. Dass fortan ausgerechnet die CDU zusammen mit ihrem
bündnisgrünen Fraktionsgefährten Eberhard Adenstaedt das Vorhaben mit
hartnäckiger Kritik begleitete, hat für FWT-Chef Prögel zumindest ein
„Geschmäckle“. Er selbst wurde von der CDU der Lüge bezichtigt, weil er das
Projekt als Kraft-Wärme-Kopplung dargestellt habe, tatsächlich das
Landesumweltamt das Werk als „Verbrennungsanlage“ einstuft. Prögel räumt ein,
dass zunächst nicht daran gedacht war, auch Strom zu produzieren. Als
Fernwärme-Firma vertreibe die FWT nun mal keinen Strom. Zudem könne er dem
Hersteller der Anlage nicht vorschreiben, wie die Produktion zu gestalten sei.
Schließlich legte Prögel aber die Angebote von vier Unternehmen für eine eine
Anlage vor, die Strom und Wärme produziert. Danpower bekam den Zuschlag.
Bei allem vermeintlichen „Geschmäckle“: Die Vorbehalte zum Holzheizwerk sind
sachlich durchaus korrekt. Dass zum Teil belastetes Altholz verbrannt werden
soll und Danpower sich schwer tut, den verlangten Kontrollumfang zum Nachweis
der Unbedenklichkeit des Brennmaterials zu gewährleisten, gibt Anlass zu
berechtigter Kritik. Die Sorge, dass mögliche Belastungen benachbarter
Siedlungsbereiche nicht ausreichend geprüft sind, teilen auch die Gemeinde
Kleinmachnow und das nahe gelegene Wohnstift Ausgustinum. Nach deren Einwänden
kam es kurzzeitig zum Baustopp für das Werk. Auch die Verwendung von Palmöl für
die Biodieselanlage des Blockheizkraftwerkes ist ökologisch bedenklich, zumal
es bislang keine zertifizierten Verfahren zur Herstellung von Palmöl gibt.
Die vorgebrachten Bedenken als Rachefeldzug gegen Danpower wegen eines
missglückten Grundstückgeschäfts zu deuten, sei aberwitzig, wiegelt Lewens ab.
Er wisse Politik und Geschäft zu trennen. Die CDU verfolge als gemeinsame
Fraktion mit den Grünen „klare ökologische Ziele“. Und diese würden durch das
Heizwerk nicht erfüllt. „Von einer Kraft-Wärme-Kopplung kann keine Rede sein“,
moniert Lewens. „Tatsächlich baut Danpower nämlich einen großen Heizkessel, der
mit belasteten Holzpellets befeuert wird. Und zu kosmetischen Zwecken steht ein
Dieselgenerator daneben, der mit Palmöl betrieben wird.“ Seine Fraktion, so
kündigt er an, werde sich weiter für den Ausbau der Anlage als
Kraftwärmekopplungsanlage einsetzen, wobei diese ausschließlich mit Frischholz
betrieben werden soll.
Für Prögel führt die CDU unter dem Deckmantel der Ökologie eine „gezielte
Kampagne“. Das Maß der Anfeindungen und Diskreditierungen sei voll gewesen, als
Lewens im Stadtparlament den FWT-Chef erneut vorwarf, gelogen zu haben. Prögel
stellte Strafanzeige gegen den CDU-Stadtverordneten wegen übler Nachrede. Der
bleibt gelassen. Und wenn in wenigen Tagen in Teltow altes Holz verbrannt wird,
ist er „ froh, dass dies nicht auf dem Biomalz-Hof geschieht“.