Potsdamer Neueste Nachrichten 07.01.08

 

Die Liberalen rüsten zum Wahlkampf

Die FDP will künftig in Stahnsdorf, Teltow und Kleinmachnow mit eigenen Fraktionen vertreten sein

Von Peter Könnicke

Kleinmachnow - Vielleicht sei er ja demnächst der dritte König, deutete Joachim Jankowski vorsichtig an. Beim gestrigen Drei-Königstreffen der regionalen FDP in Kleinmachnow wurde der 43-Jährige zumindest als Stahnsdorfer Bürgermeister-Kandidat der Freien Demokraten vorgestellt. Noch mit dezenter Zurückhaltung bei seinem ersten öffentlichen Auftritt erklärte Jankowski seine Bewerbung um den Bürgermeisterposten, den im Mai Amtsinhaber Gerhard Enser (CDU) aufgeben muss, da er Altersgründen kein zweites mal kandidieren kann.

Jankowski, Professor der Biochemie, arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Berliner Charité, wo er sich auf Herz-Kreislauferkrankungen spezialisiert hat. Als Wissenschaftler habe er gelernt, sich auf neue Gegebenheiten und Herausforderungen einzustellen, so dass seine Kandidatur durchaus seinem forschenden Naturell entspricht. Und so aufgeschlossen er in seinem derzeitigen Beruf neuen Erkenntnissen und Methoden gegenüber steht, so streitbar finde er auch die herkömmliche Politik. „Oft fehlt es ihr an neuen Ideen und frischem Schwung“, so Jankowski. Gesetze und Vorschriften für Kommunen könne man zwar nicht außer Kraft setzen, doch befürworte er eher einen unkonventionellen Politikstil.

Brandenburgs FDP-Generalsekretär Hans-Peter Goetz sieht Jankowskis Kandidatur als Beitrag der Liberalen, um den „Verlust auszugleichen“, den Stahnsdorf und die Region mit dem Ende der Amtszeit von Gerhard Enser erleide. Der CDU-Bürgermeister sei für die regionale FDP immer ein verlässlicher Partner gewesen. So habe man u.a. dessen Vision für einen Zusammenschluss von Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf geteilt. Die diesjährigen Kommunalwahlen und die Neubesetzung des vakanten Bürgermeisterposten in Stahnsdorf hätten die Möglichkeit geboten, die Bevölkerung beim Urnengang gleichzeitig über einen Zusammenschluss der drei Orte abzustimmen zu lassen. „Diese Chance wurde vertan“, bedauerte Goetz. Die FDP will bei der Frage jedoch weiter am Ball bleiben und in diesem Frühjahr gemeinsam mit dem Regionalen Gewerbeverein eine Umfrage in den drei Orten initiieren, um herauszufinden, wie die Einwohner zu einer Fusion stehen. „An deren Ergebnis werden wir uns dann orientieren“, so Goetz.

Das Thema der Fusion wird sicherlich eines der diesjährigen Wahlkampfthemen sein. Die Haltung der amtierenden und künftigen Ortsparlamentarier in dieser Frage ist von wesentlichem Wert für den Fusionsgedanken. „So lange die gewählten Vertreter nicht kommunizieren, was ein Zusammenschluss für die Region bedeutet, wird es nicht klappen“, befand Stahnsdorfs scheidender Bürgermeister Enser während des Drei-Königstreffens. Es gelte deutlich zu machen, was ein Zusammenschluss für die Landesentwicklung bedeute. Ohne Fusion würde die Region nie den Status eines Mittelzentrums bekommen und nicht als wirtschaftlicher Wachstumskern anerkannt werden, auch wenn man es de facto sei. Ohne mittelzentrale Funktion wiederum könne Stahnsdorf keinen Anspruch auf Anschluss ans S–Bahnnetz formulieren.

Enser kündigte an, „in jedem Fall“ für die Stahnsdorfer Gemeindevertretung und den mittelmärkischen Kreistag zu kandidieren. Bei seinem maßgeblichen Einfluss auf die Stahnsdorfer CDU ist zu erwarteten, dass sich die Christdemokraten in ihrem Wahlkampf entscheidend zu der Fusionsfrage positionieren wird.

Auch die FDP wird das tun. Sie strebt in Kleinmachnow, Stahnsdorf und Teltow eigenständige Fraktionen an und wird in allen drei Orten mit einer eigenen Kandidatenliste in den Wahlkampf ziehen. „Wir haben zahlreiche Mitstreiter, die sich politisch engagieren wollen“, so Stahnsdorfs FDP-Ortschef Georg Lehrmann. Vom Bürgermeisterwahlkampf, in dem die Stahnsdorfer FDP eigene Akzente setzen und sich profilieren möchte, versprechen sich die Liberalen den notwendigen Schwung für den Urnengang im Herbst.