Potsdamer Neueste Nachrichten 22.12.07
Finaler Streit um Haushaltsplan 2008 im Gemeindeparlament
endet in geheimer Abstimmung Kritik vor allem an Millionen-Investitionen für
Seeberg-Grundschule und Festtagszuschüssen
Von Kirsten Graulich
Kleinmachnow - Mit
nur einer Stimme Mehrheit ist der Kleinmachnower Haushalt für 2008 von den
Gemeindevertretern am Donnerstag abgesegnet worden. Schon der Debatte zuvor war
Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) mit großer Sorge gefolgt und hatte davor
gewarnt, den Beschluss zu verschieben, da es sonst Verzögerungen bei dringenden
Investitionen geben würde.
Vor allem an zwei Punkten entzündete sich ein Konflikt: 1,2 Millionen für die
Grundschule auf dem Seeberg und Zuschüsse für diverse Jubiläumsfeste. „Wir sind
zwar eine reiche Gemeinde, aber wir haben nichts zu verschenken“, kommentierte
Herbert Franke (UBK/WIR) den Haushaltsposten für die Seeberg-Grundschule. Denn
für seine Fraktion sei es nicht mehr hinnehmbar, weiterhin Geld in ein Gebäude
zu investieren, das der Gemeinde nicht gehöre. Nur unter der Bedingung, dass im
Mietvertrag mit der „Berlin Brandenburg International School“ verankert werde,
dass die bisher in das Gebäude getätigten Investitionen auch rückerstattet
werden, wolle man dem Haushaltspapier zustimmen, sagte Franke.
Dass der finanzielle Einsatz der
Gemeinde sich bei der Seebergschule bereits auf rund fünf Millionen belaufe,
rechnete John Banhart (WIR) vor. „Wo werden wir da eines Tages landen?“, fragte
Banhart und bezweifelte, ob die Gemeindevertreter den Vertrag je zu Gesicht
bekommen werden. Zugleich monierte er die Ausgaben von 22 000 Euro für die „Bültermann-Festspiele“,
die im nächsten Jahr als 75-jähriges Schuljubiläum anstehen. Auch
CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt hielt die Ansätze für gleich drei Kleinmachnower
Jubiläen für etwas sehr großzügig. Denn da würden 20 000 Euro für eine 175
Jahre alte Bahn veranschlagt, die schon lange nicht mehr fahre. Kritisch sei
auch der Zuschuss für die Feier der Hakeburg, obwohl es sich dabei um ein
privates Gebäude handle. Und dann noch eine Schulfeier mit einem beliebig
austauschbaren Datum, so Burkardt.
Für Ruth Barthels (SPD) war das mit der Schulfeier jedoch Erbsenzählerei: „Das
müssen wir uns als Gemeinde Kleinmachnow doch noch leisten können!“ Und
SPD-Fraktionschef Michael Scharp hielt eine flammende Rede auf die Kreativität,
die durch diese Zuwendung an der Eigenherd-Schule entfacht werden könnte.
Schließlich merkte der Bürgermeister an, dass das Gremium nun wohl doch die
Erbse gefunden habe, über die es stolpern wolle, und fragte gereizt: „Könnten
wir die Erbse vielleicht auch weich kochen?“ Das gelang schließlich in geheimer
Abstimmung, in der der Etat beschlossen wurde.
Um im kommenden Jahr rechtzeitig über die Etatplanung 2009 debattieren zu
können, fordert die Wählergruppe „WIR für Kleinmachnow“ eine erste Beratung des
Haushaltes unmittelbar nach der Sommerpause. „Alle großen Projekte müssen
vorgeplant sein, Luftnummern wie im aktuellen Haushalt vermieden werden“,
begründet Banhart. Denn derzeit werde das Geld aus der Rücklage der Gemeinde
„mit vollen Händen und ohne vernünftige Planung ausgegeben“. Ohne eine
vorausschauende Politik würden die gesammelten Erträge aus
Grundstücksgeschäften in Wohn- und Entwicklungsgebieten in Zukunft allmählich
versiegen.