Potsdamer Neueste Nachrichten 01.12.07
Aufträge
über dem Limit?
Jährliche Kritik: Kleinmachnows Bauhof rekrutiert zu viel Privatgeschäfte
Kleinmachnow - Alle
Jahre wieder! Wenn der Jahresabschluss für den Kleinmachnower Bauhof vorgelegt
wird, rieselt es Kritik an den privatwirtschaftlichen Aktivitäten der
Gemeindetochter. Zehn Prozent des Jahresumsatzes wird der Gemeindetochter
zugebilligt, aus privaten Aufträgen einzunehmen.
Bei dem im Abschlussbericht für 2006 festgestellten Umsatz von 1,7 Millionen
Euro wären das 170 000 Euro, konstatierte CDU-Gemeindevertreter Bernd Krüger in
der jüngsten Sitzung der Gemeindevertretung. Nach seiner Rechnung lagen die aus
privaten Aufträgen rekrutierten Einnahmen jedoch deutlich über dem
10-Prozent-Limit. 33 Prozent des Umsatzes, so Krügers Lesart, habe der Bauhof
aus Privataufträgen erwirtschaftet. Somit werde der Bauhof zum – von der
Gemeinde subventionierten – Konkurrenten auf dem freien Markt. Mehr noch: „Dem
Gemeinwohl stand der Bauhof im letzten Jahr zu rund einem Drittel nicht zur
Verfügung.“ Der Arbeitsbereich des Bauhofes sollte sich aber viel mehr an den
öffentlichen Bedürfnissen orientieren. Denn da sei im Ort noch eine ganze Menge
zu erledigen, meinte Krüger. Dazu zählen die Pflege öffentlicher Grünanlagen
und Parks, ebenso der Winterdienst auf gemeindeeigenem Straßenland und die
Pflege der Außenanlagen öffentlicher Einrichtungen.
Krüger, der selbst eine Tiefbau- und
Straßenbaufirma im Ort hat, macht keinen Hehl aus seiner Ablehnung gegenüber
dem Eigenbetrieb der Gemeinde. Ganz besonders ärgert ihn, dass der Bauhof auch
Abrissarbeiten ausführt und zudem Lärmschutzwände im Bannwald errichtete, was
nach seiner Meinung nicht mehr im Aufgabenspektrum des Gemeindeunternehmens
liege.
Der CDU-Gemeindevetreter war in der Sitzung nicht der einzige Kritiker. Auch
Frank Musiol (Grüne) stellte fest, dass der private Anteil beim Bauhof
zunehmend größer wird. Schon in den Berichten von 2003 und 2004 sei die
10-Prozent-Regelung nicht eingehalten worden. „Der Bauhof muss sich wieder auf
seine kommunalen Aufgaben konzentrieren“, forderte Musiol. Dagegen wirft
Linke-Fraktionschef Klaus-Jürgen Warnick dem CDU-Gemeindevertreter Krüger vor,
dem Bauhof ständig Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Außerdem lese er den
Jahresabschlussbericht ganz anders. Warnick: „Wenn der Bauhof seine Leistungen
günstiger anbietet und dann auch noch Gewinn macht, spricht das doch mehr für
umsichtiges Handeln.“ SPD-Fraktionschef Michael Scharp sieht eine Lösung des
Problems darin, den Haushalt des Bauhofes enger mit dem der Gemeinde zu verzahnen.
Und WIR-Vertreter John Banhart fordert, dass die „ideologisierte Diskussion“ um
den Bauhof vom Bürgermeister dadurch beendet wird, dass er belastbare
Vergleichsangebote für die Leistungen des Bauhofs in der Privatwirtschaft
einholen lässt und so eine Überprüfung der Geschäftspraktiken des
Gemeindeunternehmens zulässt.
Bauhofchef Dieter Eggert erklärt sich Krügers Kritik mit „Unwissenheit“: „Er
bringt alle Zahlen durcheinander“, wehrt sich der Betriebsleiter gegen die
Vorwürfe und verweist auf den Wirtschaftsprüfbericht. Dort testiert der
Wirtschaftsprüfer dem Bauhof einen Anteil von 10,1 Prozent aus privaten
Aufträgen. Die Gemeindevertreter haben den Prüfbericht mehrheitlich genehmigt –
auch das geschieht alle Jahre wieder. KiG/pek