Potsdamer Neueste Nachrichten 16.11.07

 

CDU spürt keine Eile

Nach dem Wahlkampfauftakt der SPD bleibt die Stahnsdorfer CDU gelassen Neue Wahlalter-Grenze wäre Option für Kandidatur von Gerhard Enser

Von Peter Könnicke

Stahnsdorf - Nachdem die SPD vorgestern mit der Präsentation von Ruth Barthels als Kandidatin für die Bürgermeisterwahl im nächsten Jahr den Stahnsdorfer Wahlkampf (PNN berichteten) eröffnet hat, wird ein Gerücht neu beflügelt: Amtsinhaber Gerhard Enser tritt noch einmal an. Eigentlich galt es als sicher, dass der Christdemokrat nach achtjähriger Regentschaft den Chefsessel in der Annastraße frei macht. Zumal ihm eine leichte Amtsmüdigkeit nachgesagt wird, was der Verwaltungschef freilich strikt von sich weist.

Das Gerücht ist dennoch nicht haltlos und hat in den vergangenen Wochen durchaus Nahrung bekommen. Zum einen nimmt die interessierte Öffentlichkeit zur Kenntnis, dass der Stahnsdorfer CDU-Fraktionsvorsitzende Claus-Peter Martensen, der lange als Ensers Nachfolger gehandelt wurde, von seinem Ortsverband nur mit Zurückhaltung als möglicher Bewerber genannt wird. Eine sichere Kandidatur klingt anders. Zum anderen leugnet die örtliche SPD nicht, dass sie von einer erneuten Bewerbung des Amtsinhabers nicht überrascht wäre. Ortsparteichef Heinrich Plückelmann gibt sich betont gelassen: „Wir haben eine hervorragende Kandidatin und konzentrieren uns ausschließlich auf uns. Was andere machen, ist uns egal.“

Dennoch war Barthels erster Auftritt bereits ein Generalabrechnung mit dem Amtsinhaber. Sie kritisierte Ensers vermeintlich überzogenen Sparzwang, seinen angeblich autoritären Führungsstil und seine mangelnde Dialogbereitschaft mit Teilen der Einwohnerschaft. Eine von Enser befürwortete Fusion von Stahnsdorf, Teltow und Kleinmachnow hält Barthels für derzeit nicht sinnvoll. Und eine Straßenbahn, wie sie für den amtierenden Bürgermeister nahezu ein Tabu ist, hält Barthels zumindest für diskussionswürdig.

Bei so viel Seitenhieben auf den Bürgermeister fühlt sich CDU-Ortschef Peter Weiß zumindest zu einer verbalen Retourkutsche animiert: „Nette Vorlagen“ für den Wahlkampf habe Barthels serviert, denn es sei durchaus vorzeigbar, wenn unter Führung eines Christdemokraten die einstige Schuldenkommune heute über ein Millionen dickes Polster verfügt. Und wer die S- und Straßenbahnen fordere, gleichzeitig aber keine neuen Wohnbaugebiete haben will, müsse sich fragen lassen, „für wen die Bahn eigentlich fahren soll, wenn es nicht genügend Einwohner gibt“. Angriffslustig kontert Weiß: „Frau Barthels kennt die Stahnsdorfer Gegebenheiten nicht.“

Mit einem eigenen Kandidaten habe die CDU „keine Eile“, erklärt Stahnsdorfs oberster Christdemokrat, was ein wenig verwundert. Denn schon vor Monaten war es Bürgermeister Enser selbst, der neugierig fragte, wenn sich denn interessierte Nachfolger endlich zu erkennen geben. Doch das Spiel auf Zeit hat durchaus seinen Grund. Derzeit diskutiert der Brandenburger Landtag, ob das Alter für hauptamtliche Bürgermeister zum Zeitpunkt der Wahl heraufgesetzt werden soll. Derzeit liegt es bei 62 Jahren. Die schwarz-rote Koalition denkt darüber nach, die Altersgrenze auf 65 Jahre anzuheben. Am kommenden Dienstag soll die Frage noch einmal in der Koalitionsrunde diskutiert, Ende des Monats im Innenausschuss behandelt werden. Im Dezember will der Landtag die mögliche Gesetzesnovelle beschließen. Sollte die Altersgrenze angehoben werden, könnte der jetzt 63-jährige Enser nochmals antreten. „Das ist eine Option, die wir uns offenhalten“, räumt CDU-Ortschef Weiß gegenüber den PNN ein. Wenn es die gesetzliche Möglichkeit gebe, könne man mit Enser sprechen, „ob er nochmal will“.

Für den stellt sich derzeit die Frage nicht, zumal er sich vorstellen kann, dass es genügend Interessen gibt, die Gesetzesänderung zu verhindern. Doch Enser gibt gern Spielraum für Gerüchte: Im Fall der Fälle, „kann man über die Option nachdenken.“