Potsdamer Neueste Nachrichten 15.11.07

 

Ruth Barthels kandidiert in Stahnsdorf

SPD nominiert bisherige Kleinmachnower Gemeindevertretern für die Bürgermeisterwahl 2008

Von Peter Könnicke

Stahnsdorf - Zehn Jahre hat Ruth Barthels die zweite Geige gespielt - am Hamburger Mozart Orchester, um sich während des Studiums ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Jetzt strebt die 47-Jährige die Dirigentschaft an: als Bürgermeisterin in Stahnsdorf. Gestern eröffnete die örtliche SPD den Wahlkampf, indem sie Ruth Barthels als ihre Kandidatin für die Abstimmung am 1. Juni 2008 präsentierte, nachdem sie vom Ortsverein einstimmig nominiert wurde.

Barthels ist auf der kommunalpolitischen Bühne keine Unbekannte. In der Kleinmachnower Gemeindevertretung arbeitet sie in der SPD-Fraktion, sie leitet den Rechnungsprüfungsausschuss, ist stellvertretende Vorsitzende des Finanzausschusses und Mitglied in der Kommunalen Arbeitsgruppe „Der Teltow“. Zwar ist Barthels selten mit großen Wortbeiträgen in Erscheinung getreten, doch wird ihr exzellentes Fachwissen und Kompetenz bescheinigt. Als Führungskraft im oberen Management der Deutschen Post AG verfügt die ausgebildete Juristin über vielfältige Qualifikationen. Ihre Managementqualitäten sowie ihre soziale Kompetenz würden dem Bürgermeisteramt mit all seinen Facetten gerecht zu werden, so SPD-Ortschef Heinrich Plückelmann.

Seit wenigen Tagen ist Barthels Mitglied des Stahnsdorfer SPD-Ortsverein. Im kommenden Jahr wird sie von Kleinmachnow nach Stahnsdorf ziehen, wo sie mit ihrer Familie derzeit ein Haus baut. Die Sozialdemokratin beschreibt sich selbst als „offenen, lebensbejahenden, freundlichen und lustigen Menschen, der überhaupt nicht nachtragend ist“. Eigenschaften, die ihr geeignet scheinen, sich in Stahnsdorf um den Bürgermeisterposten zu bewerben. Denn derzeit vermisst Barthels in dem Ort einen wirklichen Dialog zwischen Bürgerschaft, Politik und Verwaltung. Offenbar werde der mangelnde Austausch u.a. bei der Diskussion um den Flächennutzungsplan, wo es zwischen der Mehrheit der Gemeindevertreter und Teilen der Stahnsdorfer Einwohnerschaft „erhebliche Konflikte“ gebe. Barthels formuliert ihre Prämissen für die Ortsentwicklung eindeutig: keine neuen Bebauungsgebiete, da eine Entwicklung der Kasernenareale sowie das Schließen von Baulücken ausreichend Bauaktivitäten zulassen. „Ohne Einschränkung sind Beethovenwald und der Wald an der Annastraße zu erhalten“, so Barthels zu dem anhaltenden Disput zur Zukunft der Grünareale.

Zudem spricht sich die Kandidatin für den Erhalt des Clubs an der Bäke (Clab) sowie für bessere Bedingungen für Sportvereine in der gesamten Region aus. Es gelte, einen Generationenplan zu entwickeln, der bei künftigen Investitionen sowohl die Bedürfnisse der Jüngeren als auch der Älteren berücksichtigt. Sie sieht die Notwendigkeit eines Verkehrskonzepts, das jedoch nur im Verbund mit den Nachbarkommunen entwickelt werden könne. Über ein bessere ÖPNV-Angebot durch S-Bahn, Straßenbahn oder Citybus müsse man diskutieren. Bei Ansiedlungen im Gewerbegebiet, das sich unter dem amtierenden Bürgermeister Gerhard Enser (CDU) zum Techno Park entwickelt hat, setzt Barthels auf „wissensbasierte Unternehmen“. Die Stahnsdorfer Finanzlage bewertet Barthels als sehr gut. Doch anders als Enser, der sein Amt antrat, als Stahnsdorf mit Millionen verschuldet war und der eine strenge Haushaltsführung praktizierte, hält es Barthels für nicht notwendig, jährlich sechs Millionen Euro zurückzulegen. „Dieser Sparzwang erscheint mir etwas zu drastisch.“ Eine Fusion von Stahnsdorf, Teltow und Kleinmachnow sieht Barthels zur Zeit „überhaupt nicht auf der Tagesordnung. Sehr wohl seien Zusammenarbeit und Abstimmung zu verbessern. „Doch die Identitäten der drei Kommunen sollte man nicht aufs Spiel setzen“, meint sie.

Für SPD-Ortschef Heinrich Plückelmann ist mit der Präsentation der Kandidatin der Wahlkampf für den Bürgermeisterposten und gleichzeitig für die neue Gemeindevertretung eröffnet. Letztere ist im Oktober 2008. Die Bürgermeisterwahl werde ein deutlicher Fingerzeig für den herbstlichen Urnengang sein.