Potsdamer Neueste Nachrichten 09.11.07
EU stoppt Kleinmachnower
Vergabepraxis
Jahrelang kritisiertes Vertragsverhältnis zwischen gemeindeeigenem
Unternehmen und großem Baukonzern aufgelöst
Kleinmachnow - Das von zahlreichen
Gemeindevertretern wiederholt kritisierte Vertragsverhältnis zwischen zwei
Kleinmachnower Entwicklungsgesellschaften ist aufgelöst worden. Wie die
Europäische Union in einem Brief an den WIR-Abgeordneten John Banhart mitteilt,
gibt es zwischen der gemeindeeigenen P&E und der
Dreilinden-Entwicklungsgesellschaft (DEG) bereits seit Mai diesen Jahres keine
vertragliche Bindung mehr.
Das Beziehungsgeflecht war von Banhart und auch von der CDU-Fraktion wegen der
untereinander, auf Grundlage des Rahmenvertrages praktizierten Auftragsvergabe
oft kritisiert worden. So hat die P&E seit 1993 ohne Ausschreibung Aufträge
an die DEG vergeben, wobei die Auftragssumme mit jährlich 200 000 Euro über der
gesetzlich vorgeschriebenen Schwelle lag. Da hinter der DEG zu 50 Prozent der
Baukonzern Kondor Wessels steht, hat dieser regelmäßig exklusiv Aufträge in
Kleinmachnow erhalten, ohne dass die gewählten Gremien der Gemeinde tatsächlich
Einfluss hatten. Schon im Vorfeld der vergangenen Kommunalwahlen hatte der
heutige CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt angekündigt, dass man sich in der aktuellen
Legislaturperiode der Auflösung dieser Konstruktion widmen will.
Vor zwei Jahren wurde dann eine Prüfung
in Gang gesetzt, bei der geklärt werden sollte, ob die lange praktizierte
Auftragvergabe im Einklang mit Recht und Gesetz steht. Auf Initiative der CDU
und Banharts wurden die Prüfbehörden des Landkreises und des Innenministeriums
eingeschaltet, schließlich schrieb der WIR-Abgeordnete an die EU. Diese teilte
nun mit, dass der Rahmenvertrag inzwischen aufgehoben wurde.
Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) bestätigte das gestern gegenüber den PNN.
Offenbar hat nach EU-Geheiß das Bundeswirtschafts- und des
Bundesinnenministerium zur Auflösung des Rahmenvertrages zwischen den beiden
Firmen geraten, um nicht länger mit Rechtsvorschriften zu kollidieren. Jetzt
gebe es nur noch kurzfristige Verträge, so Blasig. Dies sei auch dem
Aufsichtsrat der P&E mitgeteilt worden. „Ein ganz formaler Akt.“
Grundsätzlich begrüßt Banhart, „dass die Gemeinde durch die EU zur Einhaltung
der Gesetze gezwungen wurde“. Es habe mühselige zwei Jahren gedauert zu
beheben, „was offensichtlich falsch war“. Es ist das zweite Mal, dass in
Kleinmachnow die Vergabepraxis korrigiert werden muss. Bereits bei der Vergabe
von Leistungen für Arbeiten an der Eigenherd-Schule musste ein Rahmenvertrag
mit einem Architekturbüro aufgehoben werden, das exklusiv bedient worden war.
Doch moniert Banhart, dass die erneut erzwungene Vertragsauflösung „still und
heimlich“ vollzogen wurde. Zwar wurde der P&E-Aufsichtsrat im Mai
informiert, doch sind dessen Mitglieder zur Verschwiegenheit verpflichtet. Banhart
befindet indes, dass der Hauptausschuss der Gemeindevertretung hätte informiert
werden müssen, da dieser die Gesellschafterversammlung der P&E darstellt.
Daher mutmaßt Banhart, dass die umstrittenen Auftragsvergaben „von
Bürgermeister Blasig vertuscht werden sollen“.
Im nächsten Schritt fordert nun die WIR-Wählergruppe, dass „Geschäfte der
Gemeinde wieder von der Gemeinde selbst unter öffentlicher Kontrolle
durchgeführt werden und die P&E unverzüglich aufgelöst wird“. In der
Sitzung des Hauptausschusses am kommenden Montag soll im nichtöffentlichen auf
Initiative der CDU-Fraktion die weitere Verfahrensweise besprochen werden.
Peter Könnicke