Potsdamer Neueste Nachrichten 06.10.07
Maßnahme ist Vorgriff auf den geplanten Ausbau der Machnower Schleuse
Kleinmachnow - Bis
zum kommenden Frühjahr werden in Höhe des Vorhafens der Kleinmachnower Schleuse
neue Spundwände an das Ufer des Teltowkanals gesetzt und die Böschung neu
befestigt. Die Vorbereitungen für die Arbeiten haben bereits begonnen, wozu
auch Baumfällungen gehören.
Die bisherige Spundwand weise bereits erheblich Mängel auf, sie ist verbeult
und sei ständig in Bewegung, so Hans-Jürgen Heymann, Leiter des
Wasserstraße-Neubauamtes Berlin (WNA). „Für die Schifffahrt ist das ein
unhaltbarer Zustand.“ Da der eigentliche Beginn des geplanten Schleusenausbau
noch nicht absehbar ist, habe man sich zu dieser Teilmaßnahme entschieden, um
die Sicherheit der Schifffahrt im Teltowkanal nicht zu gefährden. „Das Baurecht
liegt vor“, so Heymann. Es leitet sich aus dem gültigen
Planfeststellungsbeschluss für den 190-Meter-Ausbau der Schleuse ab, dessen
Gültigkeit bis zum Jahr 2012 verlängert wurde (PNN berichteten). Heymann
bestätigte gegenüber den PNN, dass die jetzigen Arbeiten durchaus ein Vorgriff
auf das Gesamtprojekt zu verstehen sind. Daher wird die neue Spundwand auch
fünf bis sechs Meter landeinwärts gesetzt, um so den späteren Maßen einer
größeren Schleuse gerecht zu werden. „Wir verfahren dabei entsprechend der
genehmigten Planung“, so der Amtsleiter. Abgesehen wird derzeit noch von einer
Verlängerung der Spundwand, wie sie bei einem Ausbau der Schleuse allerdings
nötig wird. Dafür muss später eine Landspitze abgetragen werden, die derzeit in
den Kanal reicht. Um Auseinandersetzungen mit den Gegnern des Kanal- und
Schleusenausbaus zu vermeiden, verzichtet das WNA vorerst auf diesen Eingriff –
„obwohl eine Abbaggerung sinnvoll wäre“, so Heymann. So beschränkt sich die
Erneuerung der Spundwände auf eine Länge von 120 Meter. Die Maßnahme kostet 1,7
Millionen Euro.
Ein Hauptteil der Arbeiten wird im
Spätherbst und im Winter erfolgen. Die dann verkehrsarme Zeit auf dem
Teltowkanal und der eingeschränkte Schleusenbetrieb erlaube eine zeitweilige
Schließung der Schleusentore, wenn es die Arbeiten verlangen. Würde man auf den
Austausch der Spundwände verzichten, wäre der Betrieb der Schleuse
grundsätzlich gefährdet, betonte Heymann.
Für die Bürgerinitiative „pro Kanallandschaft Kleinmachnower Schleuse“ kommt
die Erneuerung der Spundwände nicht überraschend. „Das war schon seit längerer
Zeit angekündigt“, sagte Initiativensprecher Manfred Hauck gestern gegenüber
den PNN. Die Notwendigkeit der Maßnahme werde nicht angezweifelt. Bestätigt
habe sich indes der „geschickte Schachzug“ der Wasser- und
Schifffahrtsdirektion Ost, den Planfeststellungsbeschluss für den umstrittenen
Schleusenneubau um fünf Jahre zu verlängern. Ursprünglich wäre er im Herbst diesen
Jahres ausgelaufen und man hätte ein neues Planverfahren beginnen müssen. Nach
der andauernden und fundierten Kritik zahlreicher Experten, Initiativen und
Bündnisse am Ausbau der Machnower Schleuse im besonderen und am Havel- sowie
Kanalausbau im allgemeinen, würde eine neue Planung äußerst langwierig und
konfliktreich sein. Die Bundesregierung indes rechtfertigt den geplanten
Schleusenausbau mit einer Zunahme des Schiffsverkehrs und dem zu
transportierenden Tonnageaufkommen.
In ihrem letzten Appell an Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), das
Vorhaben nochmals kritisch zu überdenken, wies die Kleinmachnower
Bürgerinitiative auf die bislang unberücksichtigten Folgen des Klimawandels
beim Ausbau der Flusslandschaften hin. „Wir befürchten nicht unbegründet, dass
durch die weitaus größere Wassermenge, die die 190 Meter lange Schleusenkammer
bei jeder Schleusung dem Machnower See entzieht bei weiterem Absinken des
Grundwassers Fauna und Flora dauerhaft schädigen wird“, erklärt Hauck. Neuester
Beleg: Die Kleinmachnower Grundwassermessstelle hat jetzt für die vergangenen
zehn Jahre einen Rückgang des Grundwasserspiegels um einen halben Meter
festgestellt. Peter Könnicke