Potsdamer Neueste Nachrichten 08.09.07
Vorschlag der Kleinmachnower CDU als "interessant" bewertet, aber es fehlt detailliertes Zahlenmaterial
Kleinmachnow -
Kleinmachnows CDU-Fraktion ist überzeugt: Die vorhandenen Kapazitäten an
Gymnasialplätzen in der Region werden ab 2009 nicht mehr ausreichen. Daher
schlugen die Christdemokraten auf der Sitzung der Gemeindevertretung am
Donnerstag vor, im Ort ein zweites Gymnasium zu errichten. Denn aus ihrer Sicht
wirke sich auch nicht entlastend aus, dass ab dem kommenden Schuljahr in Teltow
ein evangelisches Gymnasium der Hoffbauer gGmbH eröffnen wird.
„Die in Teltow vorhandenen und hinzukommenden Kapazitäten werden für den
Teltower und gegebenenfalls Stahnsdorfer Bedarf benötigt“, begründete
Fraktionschef Ludwig Burkardt den Antrag. Mehrheitlich votierten jedoch die
Gemeindevertreter dafür, das Papier zunächst in die Fachausschüsse zu
überweisen. Der Vorschlag sei zwar interessant und müsse unbedingt diskutiert
werden, meinte SPD-Fraktionschef Michael Scharp. Aber es müsse erst
detailliertes Zahlenmaterial vorliegen, um entscheiden zu können. Schon jetzt
differieren die Zahlen aus dem Schulentwicklungsplan des Landkreises erheblich
mit den Zahlen, die die CDU-Fraktion zur Sitzung vorlegte. Sie rechnet im Ort
ab dem Schuljahr 2008/09 bereits mit einer Übergangsquote von Sechtsklässlern
aufs Gymnasium bis zu 78 Prozent, während der Schulentwicklungsplan für die
Region eine Anwahlquote von 60 Prozent prognostiziert und davon ausgeht, dass
dafür 300 Gymnasialplätze erforderlich sein werden. Doch nach Rechnung der
CDU-Fraktion werden in den Jahren 2009/2011-2015 bereits 500 Plätze benötigt.
Für diese Jahre sollen temporäre Lösungen gefunden werden, weil Räumlichkeiten
für etwa 176 bis 230 Schüler fehlen.
Zwar hält es auch Fraktionschef Burkardt
für notwendig, dass die Gemeinde mit dem Berliner Nachbarbezirk Steglitz-Zehlendorf
Verhandlungen aufnimmt, damit Kleinmachnower Schülern der Besuch an Berliner
Gymnasien ermöglicht wird. Aber er sieht die Gemeinde gleichzeitig in der Pflicht,
eigene Lösungen im Ort zu finden. Für Gymnasien sei nach dem Brandenburgischen
Schulgesetz zwar der Landkreis zuständig, doch von dort gebe es bislang keine
Anzeichen, ein weiteres in Kleinmachnow zu etablieren oder die Kapazitäten des
Weinberg-Gymnasiums auszubauen. Die Gemeinde müsse daher ihren Bürgern und
Schülern selbst helfen und ein kommunales Gymnasium errichten. „Dieser
Verpflichtung können wir uns nicht entziehen“, erklärte Burkardt. Man müsse
zwar mit dem Landkreis über eine Kostenbeteiligung reden, aber das Vorhaben
nicht davon abhängig machen.
Indes hatAndré Hohmann, Fachdienstleiter für Schulen im Landkreis, gestern
gegenüber den PNN wiederholt, dass im Landratsamt kein Bedarf für ein weiteres
staatliches Gymnasium in der Region gesehen wird. Es sei richtig, dass ein
Anstieg an Gymnasiasten zu erwarten ist, doch es gebe eine „Vielzahl an
Optionen“, dem Bedarf mit temporären Lösungen gerecht zu werden. Konkret wollte
Hohmann keine nennen. „Wir reagieren, wenn es soweit ist.“ Grundsätzlich würden
die bestehenden Kapazitäten reichen. Ein Neubau wäre „volkswirtschaftlicher
Unsinn“. Hohmann würde als Gutachter nicht genehmigen, dass für ein solches
Vorhaben öffentliches Geld ausgegeben wird.
Für Verärgerung sorgte in der Ortsparlamentssitzung Burkardts Vorwurf,
Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) habe dazu beigetragen, „Teltow mit einem
Privatgymnasium zu beglücken“, weil er sich mit der Idee, das evangelische
Gymnasium unter dem Dach der Gorki-Schule anzusiedeln, „hoffnungslos verzockt“
habe. „Entsetzlich“ nannte Blasig diese Äußerung. Er habe getan, was er auch
habe verantworten können. Dass sich die Hoffbauer letztlich für Teltow
entschieden habe, sei trotzdem gut, weil so das evangelische Gymnasium in der
Region verbleibe. K. Graulich / P. Könnicke