Potsdamer Neueste Nachrichten 04.09.07
Michael Scharp leitet Kleinmachnows Ausschuss für Verkehr
und Umwelt – "respektlos", so ein Vorwurf
Von Peter Könnicke
Kleinmachnow - Klaus Nitzsche
hat ein Credo: „Wir sind immer nett zueinander“, pflegt der Vorsitzende der
Kleinmachnower Gemeindevertretung und SPD-Abgeordnete zu sagen, wenn im
Ortsparlament die „gute Kinderstube“ verloren zu gehen droht. Sein
Parlamentskollege und SPD-Fraktionschef Michael Scharp hat mit der richtigen
Tonart offenbar ein paar Probleme. Glaubt man einigen Kleinmachnowern, pflegt
der Vorsitzendes des Umwelt- und Verkehrsausschuss mitunter eine rustikale
Gangart.
„Er hat nicht gerade ein positives Demokratieverständnis“, befindet Peter Weiß
von der BIK (Bürger für gute Lebensqualität in Kleinmachnow). „Diplomatisches
Geschick“ vermisst Matthias Heinrich von der Bürgerinitiative „Weinberg sind
wir“. Einen „respektlosen Umgang“ mit Einwohnern beklagte Karin Beutler jüngst
in einem Leserbrief. Darin schildert sie ihren wiederholten Eindruck, dass Scharp
in seinem Ausschuss redeberechtigte Gäste „rigide“ zurechtweist und Mitglieder
des Gremiums „zunehmend gedemütigt“ werden. „Sobald die Wortbeiträge nicht der
Intention des Vorsitzenden entsprechen, werden sie unwirsch und aggresssiv
abgebügelt“, so Beutler gegenüber den PNN.
Für den WIR-Gemeindevertreter John Banhart
sind das genug Vorwürfe, um Parlamentschef Nitzsche aufzufordern, die Vorwürfe
zu prüfen und Scharp bei Bedarf zu einer „Verbesserung der Gesprächskultur“ zu
animieren. Die Gemeindevertretung sollte in ihrer Sitzung am Donnerstag Nitzsche
das Mandat für diese Überprüfung geben. Doch Banharts Antrag wird übermorgen
nicht auf der Tagesordnung erscheinen. Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) habe
den Antrag rechtlich gewürdigt und nicht zuglassen: Die Gemeindevertretung habe
kein Disziplinierungsrecht.
Ohnehin hält Scharp die von Banhart erhobenen Vorwürfe für „mittelmäßig
recherchiert“. Da der WIR-Vertreter selbst nur unregelmäßig den Ausschuss
besuche, könne er sich kein objektives Bild machen und konstruiere seinen
Vorwurf aus den subjektiven Schilderungen eines Leserbriefs. „Das ist dünnes
Eis.“ Anlass, seinen Führungs- und Gesprächsstil zu überdenken, sieht Scharp
nicht. „Was sind die konkreten Vorwürfe?“, fragt er. Er halte an seinem
Grundprinzip fest, unseriöse und diskreditierende Angriffe auf die
Gemeindeverwaltung nicht zuzulassen. Der Bürger solle zur Sache sprechen und
sich nicht über Unzulänglichkeiten mokieren. „Als Ausschussvorsitzender“, so Scharp,
„kann ich zur Ordnung rufen, das Wort erteilen und entziehen.“
Doch sehen die interessierten Ausschussbesucher Scharp weniger als Anwalt der
Gemeindeverwaltung, sondern als Volksvertreter. Und da stimme es schon
bedenklich, wenn sie als Wählerin sich regelrecht scheue, überhaupt um Rederecht
zu bitten, so Karin Beutler. Es sei befremdlich, wenn Scharp den Vortrag der BIK-Sachkundigen
Katharina Storch mit einem „demonstrativen“ Verlassen der Sitzung quittiere. Scharp
sieht das anders. Wenn Storch, die als Rechtsanwältin tätig ist, den Ausschuss
und ihr Rederecht als sachkundige Einwohnerin missbrauche, um für einen
Mandaten zu sprechen und zu recherchieren, schreite er ein. Dass der
SPD-Fraktionschef dabei nicht die feine diplomatische Klinge schlägt, weiß
indes auch Matthias Heinrich von der Weinberg-Initiative zu bestätigen. „Wenn Scharp
etwas nicht passt, wird er laut und heftig“, so seine nicht nur einmalige
Erfahrung. „Oberlehrerhaft“ und eines Vorsitzenden „unwürdig“ verhalte sich der
Ausschusschef. Mitstreiter, die Scharp nahe stehen, sollten „auf ihn einwirken,
etwas moderater zu agieren.“
Klaus Nitzsche weiß, wer das tun könnte: „Nur die SPD-Fraktion kann auf ihren
Vorsitzenden Einfluss nehmen.“ Pflegt Nitzsche sein Credo, wird man dabei nett
zueinander sein.