Potsdamer Neueste Nachrichten 01.09.07

 

Gute Werbung

In zehn Jahren soll die Fusion in der Region vollzogen sein – eine unerhörte Botschaft aus dem Greenpark

Von Peter Könnicke

Stahnsdorf - Vielleicht war die gestrige dritte Auflage der Regionalen Wirtschaftsschau die beste Werbung. Werbung dafür, dass die regionale Wirtschaftsförderung kein Ehrenamt ist, sondern ein professioneller und gemeinsamer Dienst der drei Kommunen sein sollte.

Denn der Anspruch, den Georg Lehrmann vom Regionalen Gewerbeverein und bemühter Organisator der Unternehmerschau formulierte, blieb unerreicht: Die „kleine Abordnung“ von Firmenvertretern, die da im Greenpark hinter Klapptischen und unter Sonnen- bzw. Regenschirmen stand, solle die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Region zeigen, so Lehrmann. Doch haben Stahnsdorf, Teltow und Kleinmachnow mehr zu bieten als Barmer, Volksbank und Deutsche Vermögensberatung, die gut ausgerüstet mit Werbematerial auf Kundschaft warteten. Am Stand der Spectra-Physics GmbH bekam man zumindest eine Ahnung vom Innovationspotenzial der hiesigen Wirtschaft. Flankiert wurde das Lasertechnik-Unternehmen von einem Stahnsdorfer Dachdecker und einem Nuthetaler Kaminbauer, von zwei Werkzeug- und Baumaschinenausrüstern, einer Tupperwaren-Händlerin und der Verkaufsrepräsentantin eines Berliner Hotels.

Den Austausch und die Synergien, die Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns den Firmenvertretern wünschte, wird es nur bedingt gegeben haben. Zumindest Junghanns konnte erfolgreich vermitteln, indem er dem Produktionschef einer Firma für Präzsionsteile empfahl, das Netzwerk „Automotiv Berlin Brandenburg“ zu konsultieren. Bislang sucht das Unternehmen erfolglos nach starken Partnern aus der Automobil-Industrie. „Das Netzwerk wird ihren Gesprächskreis sicher erweitern“, versicherte Junghanns. Für das Unternehmen aus Eberswalde wird sich der Weg nach Stahnsdorf vielleicht gelohnt haben. Und wenn tatsächlich Autos bald mit Präzesionsteilen aus Eberswalde fahren, ist das auch ein Erfolg der hiesigen Wirtschaftsschau und keiner wird mehr kleinlich fragen, seit wann der Teltower Wirtschaftsradius bis in den Landkreis Barnim reicht.

Politiker waren gestern reichlich vertreten: die Bundestagsabgeordneten Andrea Wicklein und Katherina Reiche, Landrat Lothar Koch, Landespolitiker Jens Klocksin und etliche kommunale Volksvertreter. Sie blieben nahezu unter sich. So agitierten die Bürgermeister Enser, Blasig und Schmidt in vertrauter Dreierrunde, dass es für eine Fusion der drei Orte wichtig ist, der Öffentlichkeit gemeinsames und abgestimmtes Handeln vorzuleben. Das war wie Trockenschwimmen. Allerdings wird sich das ändern, glaubt man dem Stahnsdorfer Bürgermeister. Gerhard Enser hat offenbar nicht vor, sich von der politischen Bühne zu verabschieden, wenn im nächsten Jahr seine Amtszeit ausläuft. In welcher Form auch immer: In der kommenden Kommunalwahlperiode werde er fleißig den Fusionsgedanken propagieren. Und „spätestens 2017“, so sekundierte sein Kleinmachnower Amtskollege Blasig, „müsste die Fusion vollzogen sein.“

Für die Wirtschaft würde das vieles vereinfachen, ist Ullrich Dietzsch überzeugt. Der Geschäftsführer vom Techologie- und Gründerzentrum Teltow weiß, dass sich Unternehmer und Existenzgründer in der Region oft mit den unterschiedlichen Interessenslagen dreier Verwaltungen konfrontiert sehen und sie sich fragen: „Warum schmeißen die nicht einfach alles zusammen?“

„Ein gemeinsamer Ort hätte es einfacher gehabt, gegenüber der Landesregierung deutlich zu machen, wie viel Substanz in der Region steckt“, so Ensers Überzeugung. Ob der Besuch der gestrigen Regionalen Wirtschaftsschau Minister Junghanns animiert hat, die Region nachträglich oder bei der nächsten Azswahl zu einem Regionalen Wirtschaftskern zu erklären, ist eher unwahrscheinlich. Es sei denn, er folgt dem optimistischen Eindruck des Stahnsdorfer Bürgermeisters. Der erklärte die überschaubare Teilnehmerliste mit vollen Auftragsbüchern der hiesigen Unternehmen. „Die haben alle gut zu tun und keine Zeit, sich hier zu präsentieren.“