Potsdamer Neueste Nachrichten 26.07.07
Kritik am Projekt "Mit dem Rad zur Arbeit": Belange anderer würden "ausgeblendet"
Kleinmachnow - Für
nicht aussagekräftig genug hält Barbara Sahlmann das Projekt „Mit dem Rad zur
Arbeit“, das derzeit in Kleinmachnow läuft (PNN berichteten). Die Sprecherin
der Arbeitsgruppe Verkehr der Lokalen Agenda 21 bemängelt, dass sich die Studie
nur auf Erwerbstätige bezieht, aber „die Belange aller anderen ausblendet“.
Die Agendagruppe verlangt „endlich mehr Schutz und Vorrang“ für Radfahrer.
Dabei habe sie nicht nur die Wege zur Arbeit im Blick, sondern zu allererst die
Schulwege der Kinder. „Aber auch ältere Mitbürger brauchen Unterstützung im
Radverkehr“, so Sahlmann. Schließlich sei diese Gruppe nicht selten aus
Kostengründen aufs Rad angewiesen.
Sahlmann bemängelt, dass das aktuelle
Forschungsprojekt eine systematische Aufarbeitung planerischer und
infrastruktureller Aspekte ausschließe. Hinweise auf Lücken und
Unzulänglichkeiten im Kleinmachnower Radwegenetz aus der einmaligen Begleitung
von fünf Testfahrern auf ihrem Weg zur Arbeit seien bestenfalls ein
„Abfallprodukt“. Das Urteil des begleitenden Planungsbüros, dass in
Kleinmachnow für Fahrradfahrer alles in Ordnung sei, sei „vorschnell und hätte
vor diesem Hintergrund keine Basis“ so Sahlmann. Wer im Ort häufig mit dem Rad
unterwegs sei, kenne die Schwachstellen zur Genüge. Die Sicherheit auf den
Radwegen sei immer noch mangelhaft, an vielen Stellen gebe es keine bündigen
Anschlüsse, oft fehlten klare Beschilderungen, Vorrang an Ampeln sei noch immer
nicht die Regel und „auf Fahrradspuren, Kreisverkehre und vor allem auf
Fahrradstraßen warten Kleinmachnows Radfahrer seit langem vergeblich“, bedauert
die bündnisgrüne Gemeindevertreterin.
„Wenn unsere Infrastruktur für Radfahrer substanziell besser werden soll, muss
die Gemeinde selber handeln. Hierfür auf das Ergebnis eines Gutachtens mit
völlig anderer Zielstellung zu warten, wäre verlorene Zeit“, mahnt Sahlmann.
Schon jetzt sei bekannt, wo die Schwachstellen sind, so beispielsweise die
Radführung am OdF-Platz oder an der Ecke Hohe Kiefer/Förster-Funke-Allee.
Während Sahlmann die Bedürfnisse aller Rad fahrenden Kleinmachnower anspricht,
zielt die vom Bundesverkehrsministerium finanziell unterstützte Studie speziell
auf die „Problemlage des berufsbedingten Pendelns“. Das Büro „plan & rat“,
das im Auftrag der Gemeinde das Projekt betreut, versucht, „auch andere Aspekte
nicht ganz auszublenden“, wie Ulrich Schäfer sagt. „Doch der Schwerpunkt der
Studie sind Arbeitswege und Berufsverkehr.“ Unter dieser Fragestellung werde
die Studie auch gefördert.
Der Schwerpunkt wird darin gesehen, einen Dialog zwischen unterschiedlichen,
normalerweise nicht an Planungsprozessen beteiligten Akteuren und potentiellen
Zielgruppen anzuregen und zu moderieren. Das Projekt soll zeigen, was nötig
ist, um Autofahrer auf ihrem Weg zur Arbeit zum Umstieg aufs Fahrrad zu
bewegen.
Bislang werden die Arbeitswege von Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung und von eBay
im Europark analysiert. Mit zwei weiteren Unternehmen sei man im Gespräch, so
Schäfer. Zudem wurde eine Fragebogenaktion gestartet, in der erkundet wird, wie
die Kleinmachnower zu Arbeit kommen, Bislang haben sich 120 Kleinmachnower an
der Umfrage beteiligt, deren Laufzeit Mitte Juli enden sollte und nun noch
einmal verlängert worden ist. „Ein paar Reaktionen mehr erwarten wir schon
noch“, sagte Schäfer gestern gegenüber den PNN. pek