Potsdamer Neueste Nachrichten 14.07.07
Von
Peter Könnicke und Jan Brunzlow
Landkreis Potsdam-Mittelmark gibt Geld für die Gründung eines evangelischen Gymnasiums. Denn eine staatliche Schule wäre teurer
Teltow - Der Landkreis Potsdam-Mittelmark wird die Eröffnung
eines evangelischen Gymnasiums der Hoffbauer gGmbH in Teltow finanziell
unterstützen – und sich so aus seiner Pflicht nehmen, selbst ein neues
staatliches Gymnasium einzurichten. Der Kreistag in Belzig beschloss jetzt –
gegen die Stimmen der Linken –, im kommenden Jahr einen Zuschuss von maximal
465 000 Euro zur Verfügung zu stellen. Damit sollen die Personalkosten für die
ersten beiden Jahre des Schulbetriebs gedeckt werden. Nach der zweijährigen
Anerkennungsphase übernimmt das Land die Personalkosten für freie Schulträger
zu 94 Prozent. Ohne den Zuschuss des Landkreises hätte die private Stiftung
diese Kosten alleine tragen müssen.
Das brandenburgische Bildungsministerium nannte die Praxis „rechtlich nicht
angreifbar“. Das Verhalten des Kreises sei jedoch nicht im Sinne der
öffentlichen Schulplanung, sagte Ministeriumssprecher Stephan Breiding. Es ist
nicht der erste Fall in Brandenburg, in dem die Gründung einer Privatschule mit
öffentlichen Kreis- und Gemeindegeldern unterstützt wird. Beispielsweise wurde
nach der Schließung des Gymnasiums in Grünheide (Mark) ein Schulbau für ein
Privatgymnasium von der Gemeinde finanziert.
Solch eine Unterstützung sei ein Wettbewerbsvorteil für die Privatschule, hieß
es aus dem Ministerium. Die Schulen müssten sich nicht an den Klassenstärken
staatlicher Einrichtungen orientieren und würden auch ihre Lehrer nicht nach
Tarifen bezahlen. Zudem gälten für freie Gymnasien bislang nicht die
verschärften Zugangsbedingungen wie an staatlichen Schulen. Der Landkreis
Potsdam-Mittelmark will durch die Unterstützung der Privatschule künftig fünf
Millionen Euro einsparen, da nun in der Region Teltow kein eigenes Gymnasium
aufgebaut werden muss.
André Hohmann von der Schulverwaltungsbehörde des Kreises sagte, dass derzeit
allein die Zahl der Sechstklässler aus Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow, die
sich für einen Platz am evangelischen Gymnasium auf Hermannswerder in Potsdam
bewerben, den Bedarf einer weiterführenden Schule in Trägerschaft der Hoffbauer
gGmbH decke. Daher sei es sinnvoll, „den freien Träger zu unterstützen, der
ohnehin den Zulauf hat“.
Die Kreistagsabgeordneten sehen enormen Bedarf an gymnasialen Schulplätzen in
der Region Teltow – fast 70 Prozent der Grundschüler wechseln hier aufs
Gymnasium. Daher will Hoffbauer ab dem Schuljahr 2008/09 in der bisherigen Bruno-H.-Bürgel-Oberschule
in Teltow gymnasialen Unterricht anbieten. Doch könne der evangelische
Schulträger den künftigen, weiterhin wachsenden Bedarf in der Region Teltow
auch nicht vollständig befriedigen. Daher warnt der Kleinmachnower Bündnisgrüne
Axel Mueller davor, den Landkreis nach seiner jetzigen Finanzspritze an
Hoffbauer aus der Pflicht zu entlassen, selbst ausreichend Gymnasialplätze
anzubieten. Kreistagspräsident Felix Enneking (CDU) ist sich sicher, dass der
Landkreis „bei gegebenen Bedarf entsprechend seiner gesetzlichen Pflicht
reagieren wird“.