Potsdamer Neueste Nachrichten 03.07.07

 

Neue neben alter Kirche?

Zu wenig Platz in der Kirche: Die Evangelische Kirche Kleinmachnow prüft neue Standorte

Kleinmachnow - Noch immer passt die Kleinmachnower Kirchengemeinde nicht unters Kirchendach: Besonders zu Heiligabend und zum Erntedankfest stehen die 5300 Gemeindemitglieder regelmäßig vor einem logistischen Problem, da weder Dorfkirche noch die Auferstehungskirche im Jägerstieg ausreichend Platz für die Gläubigen bieten. Das Wettbewerbsmotto zum Kleinmachnower Gemeindefest am vergangenen Wochenende „Wir backen uns eine Kirche“ kam also nicht von ungefähr. Zumal die Kirche derzeit sechs neue Kirchenstandorte prüft.

Als Ausweichdomizil dient zwar vorübergehend noch die ehemalige Siemens-Kantine am Schwarzen Weg, die Platz für rund 500 Personen bietet. Aber der Raum ist nur ein Provisorium, den sich keiner in der Gemeinde als Dauerlösung vorstellen kann. Eine Erweiterung der Kirche im Jägerstieg galt bisher als schwierig, da der Bau den Bannwald beeinträchtigen würde und zudem der Parkraum für Kirchgänger und Veranstaltungsbesucher nicht ausreicht. Nun prüft die Kirche diese Variante abermals, erklärte Pfarrer Dieter Langhein den PNN.

Zudem erwägt die Kirche einen Neubau auf einem Grundstück an der Kreuzung Förster-Funke-Allee und Karl-Marx-Straße. Wenig Chancen räumt Langhein dagegen dem Vorhaben ein, auf dem kircheneigenen Grundstück in der Medonstraße zu bauen: „Trotzdem sollen erst einmal alle Varianten geprüft werden, unabhängig von den Finanzen. Uns ist wichtig, dass vor all diesen Abwägungen nicht schon Bremsen eingebaut werden.“ Als weiterer Standort ist seit einiger Zeit ein Grundstück am Adolf-Grimme-Ring im Gespräch, das sich zwischen Seeberggelände und Rathaus befindet. Auch der Seeberg selbst gilt als mögliche Variante. In Betracht kommt dort Haus 6 auf dem Gelände der Internationalen Schule.

Geprüft wird ebenfalls, ob in unmittelbarer Nachbarschaft der mittlerweile 410 Jahre alten Dorfkirche gebaut werden kann. Dort, wo sich einst die Stellmacherei des Gutshofes der Familie Hake befand, tut sich eine Möglichkeit auf, die vielen durchaus attraktiv erscheint.

Unweit davon kommt noch ein zweites Areal in Betracht, auf dem sich einst eine Scheune, vormals in Gutsbesitz der Hakes, befand. Platz für rund 700 Personen müsse der Neubau bieten, so der Wunsch des Gemeindekirchenrates. Auch das Parkproblem ließe sich bei beiden Varianten optimal lösen. Keine Einwände gegen das Bauvorhaben auf „historischem Boden“ hat der Kleinmachnower Heimatverein, wie es am Sonntag hieß. Gleichfalls positiv seien erste Gespräche mit der Denkmalpflege und Naturschutzexperten Gerhard Casperson verlaufen. Dieser signalisierte auf dem Gemeindefest bereits grünes Licht aus Sicht des Landschaftsschutzes.

Noch habe sich der Gemeindekirchenrat jedoch noch nicht entschieden, welchen Standort er favorisiere, so Langhein. Eine erste Verständigung dazu soll es bereits diesen Monat geben, im September werde eine Gemeindeversammlung einberufen. Denn mehr Raum wird immer nötiger: Die evangelische Kirchengemeinde wird bis 2020 auf 7000 Mitglieder anwachsen, so eine Prognose. Seit der Wende hat sich die Mitgliederzahl verdreifacht, entsprechend der ebenfalls stetig steigenden Einwohnerzahl des Ortes.

Die fünf Modelle der spätgotischen Dorfkirche aus Pfefferkuchen, Biskuit und Marzipan haben die Gemeindemitglieder am Sonntag gleich nach der Preisverleihung aufgegessen. Anlass des Fests war das 410. Jubiläum der Alten Dorfkirche. Kirsten Graulich