Potsdamer Neueste Nachrichten 01.06.07

Teurer Pfusch

Die Gemeinde beginnt, das kaputte Dach der Steinweg-Turnhalle zunächst auf eigene Kosten zu sanieren

Kleinmachnow - Das Gutachten, das die Schäden am Dach der Steinweg-Grundschule und die fehlerhafte Ausführung bei der Konstruktion dokumentiert, soll Ende Juni vorliegen. Die Gemeinde hatte im vergangenen Jahr beim Landgericht Potsdam ein Beweissicherungsverfahren beantragt, nachdem bei der Sanierung des Daches massive Schäden festgestellt worden waren. Das Gutachten soll mögliche Ansprüche und Regressforderungen der Gemeinde sichern.

Unabhängig davon will die Gemeinde mit der teilweisen Sanierung des Daches Mitte Juni beginnen. Der östliche Teil soll bis Beginn des kommenden Schuljahres repariert sein, so dass die Hälfte der Halle dann wieder genutzt werden könnte und das Provisorium nicht mehr benötigt würde. Bis November könnte dann das gesamte Dach erneuert sein und die Halle wieder komplett zur Verfügung stehen. Die für den ersten Bauabschnitt benötigten 179 000 Euro seien im Haushalt vorhanden, so Bürgermeister Wolfgang Blasig auf der jüngsten Sitzung der Gemeindevertretung. Der Auftrag könne vom Hauptausschuss kurzfristig ausgelöst werden. Weitere 210 000 Euro, die für die Instandsetzung benötigt werden, sollen die Gemeindevertreter in der Juni-Sitzung freigeben.

Beim Bau der Turnhalle vor elf Jahren hat die ausführende Firma bei der Konstruktion des Daches Folie statt Vliesmaterial verwandt. In der Abschlusskalkulation waren jedoch andere Materialien angegeben und auch in Rechnung gestellt. Zudem wurde die Folie nicht geklebt, sondern genagelt, was an den Holzschichten undichte Stellen verursachte. Auch wenn es aufwändig ist, hat die Gemeinde das Beweissicherungsverfahren veranlasst, das vor Gericht den vermeintlichen Betrug der damals ausführenden Firma belegen würde. Allerdings ist es fraglich, ob die Firmen rechtlich belangt werden können. Damals beteiligte Unternehmen sind insolvent oder aufgelöst.

Insgesamt sind 600 000 Euro für die Dachsanierung im Haushalt eingestellt. Aktuell werde über eine weitere Erhöhung der Aufwendungen um 210 000 Euro beraten, so die Gemeindevertreterin Barbara Sahlmann. Die Bündnisgrüne macht für die Erhöhung den zögerlichen Umgang mit dem Schadensfall verantwortlich. „Man muss die Verantwortlichen in der Verwaltung fragen, warum sie dem Schaden nicht eher nachgegangen sind“, befindet Sahlmann. „Seit mehreren Jahren wurde im Nutzerbuch auf Missstände hingewiesen, die zum sofortigen Handeln Anlass gegeben hätten. Mit Eimern und Scheuerlappen wurden notdürftig die Wasserlachen beseitigt. Warum wurde gewartet, bis ein Schaden in Höhe von 600 000 Euro oder noch mehr entstanden ist?“

Zudem bezweifelt Sahlmann, „ob diese Art der notdürftigen Sanierung angebracht ist, denn es wird ein hohes Restrisiko der Schwammsanierung in der vorliegenden Untersuchung bescheinigt“. Dass die Gemeinde nun in Vorleistung geht und im Sinne des Schul- und Vereinssport nicht länger zögert und das Dach repariert, wird von Sahlmann begrüßt. pek