Potsdamer Neueste Nachrichten 15.05.07

 

Leerlauf im Weinberg-Viertel

Agenda und Anwohner-Initiative kritisieren Verkehrsgutachten als wenig brauchbar

Kleinmachnow - Die Kleinmachnower Agenda-Gruppe für Verkehr hat die vorgelegte Planung für die künftige Verkehrsführung im Weinberg-Viertel heftig kritisiert. „Ein Jahr hat es gebraucht. Aber anfangen kann man damit nicht viel.“ So bringt Barbara Sahlmann, Sprecherin der Arbeitsgruppe, die Kritik am Weinberg-Verkehrsgutachten auf den Punkt. „Wir stehen jetzt am selben Punkt wie in der Anwohnerversammlung im November 2005“, beklagt Sahlmann, die auch Chefin der Kleinmachnower Bündnisgrünen und Abgeordnete des Gemeindeparlaments ist. In der Zwischenzeit sei der Verkehr in dem reinen Wohngebiet fast explosionsartig um rund 50 Prozent auf über 4500 Kfz am Tag angewachsen.

Verkehrsreduzierung und Verkehrsberuhigung seien die Ziele für das Viertel, über die es in der Gemeindevertretung längst einen breiten Konsens gebe und die auch der Bürgermeister den Anwohnern mit der Schließung der Schikane an der Oderstraße für den Durchgangsverkehr versprochen habe. Erst dann lasse sich auch die politische Aufgabe der Verbesserung der Schulwegsicherheit im Viertel lösen, unterstreicht Sahlmann. Daran gemessen brächten die Empfehlungen der StaadtPlan Ingenieur GmbH aus Potsdam nach Auffassung der Agenda-Gruppe mehr Rückschritt als Fortschritt. „Die propagierte Aufhebung der Einbahnstraßenregelungen Im Tal und Am Weinberg ist mit uns genauso wenig zu machen wie die doppelspurige Verbreiterung der denkmalgeschützten alten Natursteinpflasterstraße vor den Schulen.“ Bei der Ausweisung der Straße Am Weinberg als breite Fahrradstraße hätte der Gutachter die Agenda-Gruppe indes sofort auf seiner Seite gehabt. „Und die überwiegende Mehrheit der Schüler, die diese Straße heute schon mit dem Rad befahren, hätte es ihm gedankt,“ ergänzt Sahlmann. Aber diese Innovation für die Gemeinde, die sich gerade anschicke, einer der fahrradfreundlichsten Orte im Land zu werden, wische das Gutachten mit einer oberflächlichen Argumentation vom Tisch. „Schade um das Geld und schade um die Zeit, die durch das Gutachten verbraucht worden sind“, meint man bei den Agenda-Aktivisten.

Es wäre sicher besser gewesen, die Gutachter hätte für ihre Arbeit wenigstens die Expertise der Anwohner genutzt. Dann hätten sie z.B. für den Schulweg zum Weinberg keine Querungshilfe mit neuer Linksabbiegerspur an der Einmündung Karl-Marx-Straße/Zehlendorfer Damm empfohlen. Von dieser Idee habe sich Kleinmachnow schon vor einem Jahr verabschiedet und stattdessen den kombinierten Fuß- und Radweg bis zur Friedensbrücke für einen Zweirichtungsverkehr ausgebaut. Allerdings fehlten noch immer die dazu notwendigen Verkehrszeichen. Auch hätte man es unterlassen, Ampelanlage und Überwege am Brückenende so herzurichten, dass Radfahrer und Fußgänger auf dem Weg zu den Schulen nicht auf die falsche Straßenseite geleitet werden, so die Agenda.

Beraten wurde die Stellungnahme der Gutachter bereits in den beiden Fachausschüssen für Bau bzw. Verkehr. Eine Empfehlung gaben die beiden Gremien noch nicht. Während sich im Verkehrausschuss eher eine Akzeptanz für die Vorschläge des Ingenieurbüros abzeichnet, gibt es im Bauausschuss reichlich Vorbehalte. Auch in der Anwohnerinitiative „Weinberg sind wir“, regt sich Unverständnis, weshalb entgegen bekannter Kritik ein zweispuriger Ausbau der Straße vorgeschlagen wird. „Wir halten doppelspurigen Kraftfahrzeugverkehr Am Weinberg vor den Schulen für nicht verantwortbar“, so Anwohner Michael Lippoldt. Die von StaadtPlan bilanzierte Zunahme des Verkehrs auf täglich 4500 KfZ „ist längst keine vernachlässigbare Größe mehr in einem reinen Wohngebiet“, so Lippoldt. Allein diese Zahl verlange, die Verkehrsbelastung wirksam zu reduzieren, den Durchgangsverkehr zu unterbinden und für sichere Schulwege zu sorgen. Peter Könnicke