Potsdamer Neueste Nachrichten 12.05.07

 

Wilhelm Pieck im Kreistag

Heimatverein würde Gedenkstein übernehmen

Kleinmachnow - Der Heimatverein Kleinmachnow würde den Wilhelm-Pieck-Gedenkstein übernehmen. Laut Kreisverwaltung sei dies kein Problem. Sie hatte jüngst den Stein mit der Aufschrift „Wilhelm Pieck Zum Gedenken“ von seinem Standort vor der Förderschule im Schleusenweg entfernt – ohne politische Entscheidung im Kreistag oder in der Gemeindevertretung.

Anlass für den spontanen Abtransport war eine Anfrage der Kleinmachnower FDP gewesen. „So ein Stein gehört höchstens ins Museum, nicht aber vor eine Schule oder in den öffentlichen Straßenraum und schon gar nicht ohne weitere textliche Kommentierung“, lautete die Begründung von Kleinmachnows FDP-Vorsitzenden Norbert Gutheins. Doch genau dafür fehlt auch dem Heimatverein momentan der Platz: „Wir haben noch keine Pläne, aber wenn wir ihn ausstellen, dann selbstverständlich mit Info-Tafel“, sagte Vereinschef Rudolf Mach gestern auf PNN-Anfrage.

Auf der Kreistagssitzung am Donnerstag in Belzig sorgte der Stein dennoch für erhitzte Gemüter. Grünenfraktionschef Axel Mueller kritisierte, wie mit dem „denkmalwürdigen Stein umgegangen“ wurde. Er heiße es nicht gut, dass er ohne öffentliche Diskussion verschwunden ist. Der selben Meinung ist auch Mach: „Schließlich handelt es sich um ein historisches Objekt“. Der Stein, der kein offizielles Denkmal ist, soll jetzt bei einer Spediteurs-Firma in Kleinmachnow stehen. Für Thomas Singer von der PDS hatte die Aktion der Kreisverwaltung zumindest den positiven Effekt, „dass jetzt alle über Pieck und die Geschichte diskutieren“.

Wilhelm Pieck, der erste Präsident der DDR, soll zum linken SPD-Flügel gehört haben, der 1918 den Spartakusbund gründete, aus dem die KPD hervorging. FDP-Ortschef Gutheins hatte Wilhelm Pieck einen „maßgeblichen Drahtzieher für die Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED und damit Gründungsvater der 2. Diktatur auf deutschem Boden“ genannt. FDP-Abgeordneter Wolfgang Jordan, der den Abtransport vor etwa zwei Wochen mit seiner Anfrage ausgelöst hatte, äußerte sich „erstaunt, wie viele Freunde Pieck noch hat“.

1966 wurde eine Sonderschule für lernbehinderte Kinder im Elsternstieg eingerichtet, die später „Wilhelm Pieck“ genannt wurde und den Gedenkstein bekam. 1988 zog die Schule samt Stein in den Schleusenweg. Der Heimatverein erarbeitet nun eine Dokumentation darüber, wie heute mit den Namen berühmter Personen aus der DDR-Zeit umgegangen wird. Neben Straßennamen soll auch der Pieck-Stein thematisiert werden. just