Potsdamer Neueste Nachrichten 04.04.07
Warten auf den Musterprozess Sommerfeld-Siedlung:
700 Verfahren ruhen
Kleinmachnow - Im
juristischen Streit um die Rückübertragung ehemals jüdischer Grundstücke in der
Sommerfeld-Siedlung in Kleinmachnow ruhen rund 700 der beim Verwaltungsgericht
Potsdam noch anhängigen Verfahren. „Wir wollen zunächst eine Entscheidung des
Bundesverwaltungsgerichts zu einem Musterverfahren sowie eine eventuell
anschließend gegen die Entscheidung eingelegte Verfassungsbeschwerde abwarten“,
sagte Gerichtssprecherin Dagmar Rudolph gestern auf Anfrage. Alle
Verfahrensbeteiligten hätten sich dazu bereit erklärt, dass es amPotsdamer
Gericht bis dahin keine Verhandlung zu dem Komplex geben wird.
Ein Sprecher des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig sagte, es sei noch nicht
absehbar, wann über das Musterverfahren verhandelt wird. In dem betreffenden
Fall hatte das Verwaltungsgericht Potsdam eine Rückübertragung an die
Sommerfeld-Erben abgelehnt. Laut Rudolph ist das Verfahren vergleichbar mit den
etwa 700 anderen zur Sommerfeld-Siedlung. Nach ihren Angaben sind in dem
gesamten Rechtsstreit noch fast 800 Verfahren anhängig. Es soll sich um
Immobilien im Verkehrswert von rund 45 Millionen Euro handeln. Diese gehörten
1933 zum Betriebsvermögen der Gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft Kleinmachnow
mbH und wurden überwiegend nach der so genannten Arisierung des Betriebes
veräußert. Knapp 80 Prozent der Geschäftsanteile an der Siedlungsgesellschaft
hielt Adolf Sommerfeld, der im April 1933 aus Deutschland flüchtete, nachdem er
von SA-Männern überfallen worden war. Seit Jahren kämpfen die Erben um eine
Rückübertragung der Grundstücke. dpa