Potsdamer Neueste Nachrichten 17.03.07
Streit
um Gymnasien in der Region Teltow
Schulentwicklungsplan des Kreises beschlossen
Potsdam-Mittelmark -
Mit den Stimmen der Großen Koalition hat der Kreistag am Donnerstagabend den
Schulentwicklungsplan bis zum Jahr 2013 für Potsdam-Mittelmark beschlossen. Die
Oppositionsfraktionen von Bündnis 90 / Grüne und Linkspartei.PDS lehnten den
vorgelegten Entwurf ab.
Hauptstreitpunkt war die Frage, ob auch in Zukunft noch ausreichend
Gymnasiumsplätze in der Region Teltow/Kleinmachnow/Stahnsdorf zur Verfügung
stehen. Die Schulplaner sind der Auffassung, dass der Bedarf mit den beiden
kreislichen Gymnasien in Kleinmachnow und Teltow sowie mit einem neuen evangelischen
Gymnasien (PNN berichteten) gedeckt werden kann. Martin Köhler (Grüne) hielt
dem entgegen, für diese Region sei der prognostizierte Anteil der Schüler, die
das Abitur an einem Gymnasium anstreben, auf 60 Prozent herunter gerechnet
worden. Tatsächlich habe diese Zahl in der Region im vergangenen Jahr bei 69
Prozent gelegen. Die Grünen sehen darin den Versuch des Landkreises, „das
Problem auszusitzen, anstatt mit der Planung für eine weitere Schule zu
beginnen“. Grünen-Fraktionschef Axel Mueller befürchtet bereits für den
Zeitraum von 2010 bis 2012 das Fehlen von bis zu 300 Plätzen an der gymnasialen
Oberstufe in der Region.
Das Landratsamt und die
Kreistagskoalition aus CDU, SPD, FDP und FBB vertreten jedoch den Standpunkt,
dass die aktuellen Prognosen den Neubau eines dritten Gymnasiums in der Region
durch den Landkreis nicht rechtfertigen würden. „Mit dem evangelische Gymnasium
könnte der Bedarf gedeckt werden“, betonte Kreistagsvorsitzender Felix Enneking
(CDU). Sollte es dennoch Engpässe geben, könnte der Landkreis zusätzliche Räume
mieten oder kurzfristig bauen, erklärte auch SPD-Fraktionschef Manfred Schulz,
der wie Mueller und Enneking aus Kleinmachnow stammt.
Der zweite Streitpunkt im Kreistag war ebenfalls ein heißes Thema aus der
Region Teltow/Kleinmachnow/Stahnsdorf. Bekanntlich hatte Bürgermeister Wolfgang
Blasig (SPD) mit seiner Ankündigung, das neue evangelische Gymnasium der
Hoffbauerstiftung könnte Räume in der Maxim-Gorki-Gesamtschule nutzen, für
politischen Wirbel im Ort gesorgt. Dass diese Variante auch im
Schulentwicklungsplan ihren Niederschlag fand, brachte die Linkspartei.PDS auf
den Plan. Thomas Singer äußerte den Verdacht, dass damit die gymnasiale
Oberstufe der Maxim-Gorki-Schule gezielt verdrängt werden soll. „Wir sollten dem
Anwahlverhalten der Schüler nicht vorgreifen“, betonte er. Wie berichtet, räumt
das Landratsamt der Maxim-Gorki-Gesamtschule zwar eine Überlebenschance ein.
Bedingung ist jedoch: Zu Beginn jedes neuen Schuljahres muss es mindestens 50
Schüler für die Klassenstufe 11 geben. Ansonsten erfolgt automatisch die
Umwandlung in eine Oberschule mit den Klassenstufen 1 bis 10. Felix Enneking
erklärte dazu, gerade die Kooperation mit dem evangelischen Gymnasium könnte
auch die Überlebenschance für die gymnasiale Oberstufe der Gesamtschule
erhöhen.
Insgesamt gibt es im Landkreis sieben Gymnasien. Von den bisher neun
Oberschulen bleiben wegen sinkender Schülerzahlen nur sechs in Beelitz, Brück,
Teltow (2), Werder und Wilhelmshorst. Wolfgard Preuß (FBB) befürchtet angesichts
dieser Entwicklung, dass die ländliche Region im Gegensatz zu Teltow bald
„schulfrei“ sein könnte. Deshalb forderte der Kreistag die Landesregierung
einstimmig auf, den kommunalen Bildungsträgern künftig beim Erhalt ihrer
verbliebenen Schulen mehr Eigenverantwortung einzuräumen. Hagen Ludwig