Potsdamer Neueste Nachrichten 06.03.07
Gute Ansätze in der Schullandschaft sind da – Zeit, endlich zu handeln
Nach der
Vorschulzeit, in der Eltern in Kleinmachnow ein sehr breites und qualitativ
gutes Betreuungsspektrum angeboten wird, beginnt mit 5 bis 6 Jahren die
Schulzeit. Auch hier ist mittlerweile, nach Gründung der zweizügigen
evangelischen Grundschule und der dritten kommunalen Grundschule auf dem
Seeberg ein breites und qualitativ gutes Angebot entstanden. Neben den weiteren
kommunalen Grundschulen, der vierzügigen Eigenherd-Schule als Europa-Schule und
der 3- bis 4-zügigen Steinweg-Schule mit ihrem musisch-künstlerischem Profil,
gibt es noch die einzügige Freie Waldorfschule (die bis zur zwölften Klasse
führt) und die Berlin-Brandenburg International School (BBIS), die bereits
Kinder ab drei Jahren aufnimmt und internationale Abschlüsse anbietet.
Der Grundschule auf dem Seeberg, die im Jahr 2005 ihre Pforten öffnete, wird
die Möglichkeit gegeben werden, als Ganztagsschule den Eltern ein Angebot zu
schaffen, welches kostenlose und garantierte Beschulung bis 13.30 Uhr bedeutet.
Durch Kooperation mit dem örtlichen Kita-Verbund und anderen Partnern wird eine
qualifizierte und vielfältige Nachmittagsbetreuung gewährleistet sein.
Für umso unverständlicher halte ich die schleppende Mietvertragsverhandlung
zwischen der BBIS und dem Bürgermeister. Als Gemeindevertreterin erwarte ich,
dass für eine Schule eine langfristige Nutzung von Räumlichkeiten
mietvertraglich gewährleistet ist. Die Investitionen der Gemeinde müssen
gesichert sein, denn für das kommende Schuljahr stehen weitere Ausbauarbeiten
an.
Die Nachmittagsbetreuung der Kinder in
den drei kommunalen Grundschulen wird größtenteils vom örtlichen Kitaverbund
abgedeckt. Die räumlichen Kapazitäten sind hier erschöpft, da jahrelang auf die
Kinderflut mit Überfüllung der Schulen reagiert wurde. Daher ist eine
gleichmäßige Beschulung an allen drei kommunalen Grundschulen dringend
erforderlich und eine Kooperation zwischen Schulen und Hort Voraussetzung.
Mit Abschluss der sechsten Klasse haben 78 Prozent der Kinder in Kleinmachnow
eine gymnasiale Empfehlung der Grundschule. Das ist außergewöhnlich und im
heutigen Bildungsdesaster beachtlich. Aber leider wird dieser Tatsache von der
Kreisverwaltung bisher nicht ausreichend Rechnung getragen. Viele Eltern sind
zur Anmeldung von Scheinwohnsitzen gezwungen, um ihre Kinder an der passenden
Schule in Berlin unterzubringen, oder die Schüler müssen den weiten Weg nach
Potsdam in Kauf nehmen.
Vor Jahren wurde mit Stimmen der SPD, Grünen und der PDS ein weiteres Gymnasium
in der Region abgelehnt. Erst mit dem aktuellen Schulentwicklungsplan reagiert
der Kreis. Entlastung wird die private Hoffbauer-Stiftung schaffen, die ab 2008
ein zweizügiges Gymnasium in Kleinmachnow eröffnen will. Der Kreis plant am Kleinmachnower
Weinberg-Gymnasium und Teltower Kant-Gymnasium zeitweise bis zu fünf siebte
Klassen. Aber der Nachfrage nach einem breiteren Fächerangebot wird ebenso
wenig nachgegangen wie einer Lösung der fehlenden Raumkapazitäten. Hier wollen
Eltern und Schüler endlich Angebote und Gewissheit haben. Im Schuljahr 2007/08
nimmt das Weinberg-Gymnasium zur Förderung besonderer Leistungen sowie
naturwissenschaftlicher Fähigkeiten begabte Kinder bereits nach vier
Grundschuljahren auf.
Ein weiteres Angebot in Kleinmachnow bietet die Maxim-Gorki-Gesamtschule mit
dem mittleren Schulabschluss nach der zehnten Klasse oder dem Übergang in die
Sekundarstufe II, um nach 13 Jahren Abitur zu machen. Eine Schulform also, die
Kindern etwas länger Zeit lässt und durchaus eine Alternative zum Gymnasium
sein kann. Ein gutes Beispiel ist die Wilma-Rudolf-Gesamtschule in Zehlendorf,
die sich großer Beliebtheit erfreut.
Umso erstaunlicher ist es, dass die Maxim-Gorki-Gesamtschule in Hinblick auf
Kleinmachnower Kinder rückgängige Schülerzahlen verzeichnet. Warum das so ist,
dieser Frage muss sich die Schulleitung stellen. Ebenso der Frage, warum ein
weiteres Mal ein Schulträger, diesmal die Hoffbauer-Stiftung, die kooperieren
will, brüsk abgelehnt wird. Eine Öffnung zu neuen Formen von Schule kann
durchaus eine Bereicherung sein und sollte zumindest geprüft werden. Es wäre
sehr bedauerlich, wenn dieses Angebot, nach 13 Jahren das Abitur zu machen, im
Kleinmachnower Schulkanon zukünftig fehlen würde. Schulen, die sich dem Wettbewerb
stellen, erkennen am Wahlverhalten der Schüler und Eltern, welches oberste
Priorität hat, ob ihr Angebot attraktiv ist.
Die Bedingungen in Kleinmachnow, allen eine individuelle, qualifizierte und
ihren Ansprüchen entsprechende Schulbildung zu ermöglichen, sind im Ansatz
vorhanden, aber bei weitem nicht ausreichend. Das zuständige Ministerium bietet
ein Programm für „Schul- und Unterrichtsqualität in Brandenburg“. Die
Verantwortlichen brauchen nur zu handeln – und sollten es auch endlich tun!
Eltern, die schlaflose Nächte verbringen, werden es ihnen danken!
Denn Eltern fordern zu Recht – nicht nur aufgrund der PISA-Ergebnisse – bessere
Bedingungen für ihre Kinder!
Verena Hartmann, CDU-Gemeindevertreterin Kleinmachnow