Potsdamer Neueste Nachrichten 15.02.07
Schullandschaft schrumpft zur Auslese
"Zwei unter einem
Dach"
vom 30. Januar 2007
Der Zeitpunkt scheint gut gewählt, das Wort Strategie fällt spontan ein. Genau
in der Zeit, in der die Eltern der jetzigen Sechstklässler der Region erwägen
und prüfen, welche Schule die richtige für ihren Nachwuchs sein könnte, ist zu
lesen, dass die Maxim-Gorki-Gesamtschule in Kleinmachnow zum Auslaufmodell
werden soll.
In Zeiten wie diesen, in denen die
Zugangsvoraussetzungen für Gymnasien sehr leistungsorientiert sind, entscheiden
sich immer mehr Eltern für die Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe. Hier
haben zunächst leistungsschwächere Kinder die Option, später doch noch das
Abitur abzulegen. Ein Angebot, das in den vergangenen Jahren zu einer
dreizügigen Oberstufe mit zentralem Abitur - also qualitativ vergleichbarer
Leistung mit Gymnasien - geführt hat. Die Gesamtschule ist also gefragt.
War in der letzten Woche noch zu lesen, die SPD Kleinmachnow stünde hinter
dieser Schulform, so rudert sie gerade mal sieben Tage später zurück,
argumentiert mit Zahlen, die nun natürlich eintreffen könnten, weil derart
schlechte Prognosen alle Eltern eventuell abschrecken, ihre Kinder bei der
Maxim-Gorki-Gesamtschule anzumelden, die Schulform wird kurzerhand als
Auslaufmodell deklariert, so werde die Gesamtschule in Kürze ohnehin
Oberschule, und die Oberschüler könnten dann nach Teltow geschickt werden, sie
verschwinden sozusagen aus dem Kleinmachnower Alltag.
Warum ? Das Interesse scheint klar. Die Hoffbauer-Stiftung ist ein seriöser
Mieter, der der Gemeinde Geld bringt, die vermeintlichen Konflikte mit
Gesamtschülern werden in die Gemeinde Teltow verlagert und somit erreicht das
zunehmend elitäre Kleinmachnow einen weiteren Imagegewinn. Hier schrumpft die
Schullandschaft zu einer Auslese und die Gemeinde wendet sich von vielen
Mitbürgern schlicht und ergreifend ab.
Ungefragt bleibt das Kollegium, 46 Lehrerinnen und Lehrer, die ihre oft sehr
anstrengende Arbeit gern und erfolgreich tun.
Der oft gescholtene Frust der Jugendlichen ist irgendwie in der Lehrerschaft zu
spüren. Vielleicht hätte man doch die Schule in die Überlegungen mit
einbeziehen können ?
Insgesamt ist es höchst bedauerlich, dass der Wert der Gesamtschule nicht
anerkannt wird. Dieses Schulmodell trägt nachweislich stark zur Ausbildung der
sozialen Kompetenz bei, eine Kompetenz, die immer und überall vorhanden sein
sollte.
C. Gehrmann, Kleinmachnow