Potsdamer Neueste Nachrichten 01.02.07
Geteiltes
Echo
Kleinmachnower Ortspolitiker befürchten mit dem Einzug eines evangelischen
Gymnasiums in Gorki-Gesamtschule deren schleichende Aufgabe
Kleinmachnow - Ein
unterschiedliches Echo hat der Plan hervorgerufen, unter dem Dach der
Maxim-Gorki-Gesamtschule ein evangelisches Gymnasium zu errichten. Die
gemeinnützige Hoffbauer-Gesellschaft will ab Sommer 2008 an der
Förster-Funke-Allee in Kleinmachnow mit zwei 7. Klassen den Schulbetrieb
aufnehmen und schrittweise ein Gymnasium bis zur 12. Jahrgangsstufe aufbauen.
Entgegen der Aussage von Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD), dass damit die
gemeindeigene Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe keinesfalls zu Grabe
getragen werde, haben Ortspolitiker von SPD, Grüne und PDS genau diese
Befürchtung.
Er habe „ein Problem mit dem Versuch, die Gesamtschule auszuhebeln“, erklärte
PDS-Fraktionschef Klaus-Jürgen Warnick gestern gegenüber den PNN. Er habe
nichts gegen ein evangelisches Gymnasium, doch unterstellt er der Gemeinde das
„mittelfristige Ziel“, dass mit der Vermietung von Schulräumen an die Hoffbauer
gGmbH die Gesamtschule abgewickelt werden soll. Warnick warnt davor, die
Schulpolitik zu missbrauchen, „um das Elitäre in Kleinmachnow zu fördern“.
Auch SPD-Ortschef Frank Nägele
appelliert, in der Gemeinde Schulangebote „für alle“ zu gewährleisten, weshalb
die Gesamtschule ihren Platz im Ort habe. Zwar liege es am Wahlverhalten der
Eltern, wie gut die Gorki-Schule ausgelastet ist, zudem bedürfe es
Anstrengungen der Schule und der Gemeinde als Schulträger, für das Haus zu
werben. Doch falle es schwer, das Profil der Schule zu stärken und die
Schulform zu stabilisieren, wenn alternative Angebote im gleichen Haus
unterbreitet werden. Ähnlich wie Warnick hat Nägele Probleme, würde
Kleinmachnow ein „Ort der Guten, Reichen und Schönen“ werden, in dem eine
weiterführende Schulbildung unterhalb des gymnasialen Niveaus keine Rolle mehr
spielt.
„Wir brauchen die Gesamtschule als staatliches Bildungsangebot“, mahnt auch die
bündnisgrüne Gemeindevertreterin Barbara Sahlmann. Das evangelisches Gymnasium
dürfe nicht alleinige Alternative sein, um den Mangel ein gymnasialen
Unterrichtsplätzen in der Region auszugleichen. Zudem moniert Sahlmann, dass
Bürgermeister Blasig die Gorkie-Schule als Mietobjekt anbietet, ohne zuvor die
Gemeindevertretung zu konsultieren. „Dieser Alleingang ist nicht zu
akzeptieren.“
Hingegen findet CDU-Ortschef Wolfgang Nieter die Hoffbauer-Entscheidung
„mutig“, unter dem Dach einer staatlichen eine konfessionelle Schule
einzurichten. Ohnehin gebe es nicht so viele Standort-Alternativen. Dass die
Wahl auf Kleinmachnow gefallen ist, sei für den Ort „hervorragend“. Doch glaubt
auch Nieter: „Ein zweizügiges Gymnasium in freier Trägerschaft wird den Engpass
an Gymnasialplätzen nicht lösen.“ Nach wie vor sehe er den Landkreis in der
Pflicht, die Kapazitäten am Weinberg- sowie am Teltower Kant-Gymnasium
auszubauen – zumindest temporär.
Ob der Einzug eines evangelischenGymnasiums an der Förster-Funke-Allee die
Gorki-Gesamtschule schwächen oder eher befördern wird, vermag Nieter nicht
einzuschätzen. „Das werden die Zeit und das Wahlverhalten der Eltern zeigen.“ Peter
Könnicke