Potsdamer Neueste Nachrichten 30.01.07

Zwei unter einem Dach

Hoffbauer gGmbH will in der Gorki-Gesamtschule ein evangelisches Gymnasium eröffnen

Von Peter Könnicke

Kleinmachnow – Der Ort war wohl gewählt. Kleinmachnows Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) hatte zur Pressekonferenz in die Maxim-Gorki-Gesamtschule geladen. Thema: „Das geplante Gymnasium der Hoffbauer gGmbH in der Region.“ Es ist längst bekannt, dass der freie Schulträger ein evangelisches Gymnasium im südlichen Berliner Speckgürtel errichten will. Nur wo, war bis bislang eine Frage ohne Antwort. Gestern nun verkündete Hoffbauer-Vorstandschef Frank Hohn: „Wir werden in der Gorki-Schule ein Gymnasium errichten.“

Die nüchternen Fakten: Im Sommer 2008 will die gemeinnützige GmbH unter dem Dach der Gorki-Schule zwei 7. Klassen mit maximal 50 Schülern eröffnen. Die Schüler werden in der 12. Klasse das Abitur machen. Hoffbauer zahlt Miete an die Gemeinde, die Trägerin der Gesamtschule ist und das Gebäude an der Förster-Funke-Allee unterhält.

Eine Arbeitsgruppe wird sich in den kommenden Monaten mit der inhaltlichen Konzeption des Gymnasiums sowie dessen Profil beschäftigen. Hohn spricht von einer interessanten Chance, wenn zwei Schulen – eine staatliche und eine konfessionelle – unter einem Dach ihr Domizil haben. Zwar werde das evangelische Gymnasium seinen eigenen räumlichen Bereich haben, doch werde man „Gemeinsamkeiten suchen und finden“. Fachräume, die Mensa sowie die Sporthalle würden man gemeinsam nutzen.

Seit Eröffnung der evangelischen Grundschule am Schwarzen Weg in Kleinmachnow sei der Hoffbauer gGmbH klar gewesen, in naher Zukunft auch ein Gymnasium in der Region zu errichten. Den Kommunen und auch dem Landkreis war dieses Bestreben mehr als willkommen: Nirgendwo anders im Land wechseln so viele Schüler aufs Gymnasium wie in Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf. Beim Landkreis als Träger staatlicher Gymnasium, der sich mit der Pflicht konfrontiert sieht, ausreichend Plätze zu schaffen, rannte die Hoffbauer-Stiftung daher offene Türen ein. Verständlich, dass Hohn die gute Zusammenarbeit mit dem Belziger Landratsamt lobt.

Bürgermeister Blasig will den Einzug des neuen Mieters nicht als Ende der Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe verstanden wissen. „Wir wollen diese Schulform erhalten“, sagt er. Doch klingt das wie ein Pfeifen im Wald. Die Anmeldungen für die Gorki-Schule sind rückläufig, die mittelmärkischen Schulentwicklungsplaner gehen davon aus, dass es die gymnasiale Oberstufe nicht mehr lange geben wird. Das dann folgende Szenario hat Fachbereichsleiter Schulz sofort parat: Dann wird aus der Gesamt- eine Oberschule, jenes Schulmodell, was das Land Brandenburg vor zwei Jahren eingeführt hat. In der Region gibt es bereits zwei Oberschulen – beide in Teltow. „Die würden wir gern behalten“, so Schulz. Insofern sei der Einzug eines evangelischen Gymnasiums in die Gorki-Gesamtschule eine „Stärkung der Teltower Oberschulen“. Denn würde die Gesamtschule mit ihrer gymnasialen Oberstufe tatsächlich zum Auslaufmodell werden, hätte man vorgesorgt: Dank des neuen Mieters stünde das in den vergangenen Jahren aufwendig sanierte Haus nicht leer. Und wer nicht aufs Gymnasium will, wählt eine der beiden Oberschulen in Teltow und sorgt dort für eine gesunde Auslastung. So konkret sagte das niemand, doch verhehlt Blasig nicht, dass sich „Prognosen erhärten“ und Entscheidungen fällig werden.

Daher lobte Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) gestern auch die Lösung als „gute Entscheidung für die Region“, obwohl er ein evangelisches Gymnasium auch gern in seiner Stadt gesehen hätte. Auch sein Stahnsdorfer Amtskollege Gerhard Enser (CDU) zeigte „viel Verständnis“ für die Wahl der Hoffbauer gGmbH, der er wiederholt ein Areal in der Annastraße als Schulstandort angeboten hatte.