Potsdamer Neueste Nachrichten 08.01.07

Das liberale Credo: Nur zu dritt

FDP-Vertreter favorisieren auf dem Dreikönigstreffen den Namen Teltow für eine gemeinsame Kommune

Kleinmachnow - Es sah ein bisschen nach Familientreffen aus beim traditionellen Dreikönigstreffen der regionalen FDP-Ortsverbände am Samstag im Restaurant „Alfred's“ am Rathausmarkt: Gedeckte Tische, Kaffeeduft und Kellner, die Tabletts mit Biertulpen balancierten. Zwischen einer Wand und dem Buffet klemmte das gelb-blaue Banner der Liberalen. Angemessen zum gediegenen Ambiente auch der moderate Ton der Redner, trotz Sticheleien gegen die Groß-Koalitionen in Berlin und Brandenburg.

FDP-Landeschef Heinz Lanfermann wünschte der Region Mut für gemeinsames Handeln. Die Redebeiträge danach ließen keinen Zweifel daran, dass die drei Ortsverbände die regionale Beziehungsfrage für sich längst geklärt haben. Nur zu dritt, so ihr Credo, weshalb Kleinmachnows FDP-Ortschef Norbert Gutheins eine mögliche Zweier-Fusion von Stahnsdorf und Kleinmachnow als „Elefantenhochzeit“ tadelte. „Da benehmen sich zwei wie Elefanten im Porzellanladen, während ein Dritter nur durchs Schaufenster gucken darf.“ Für eine regionale Ehe seien Schönheit und Ausstattung aber untaugliche Kriterien, vielmehr gehe es für die Region um Zugewinn, stellte er klar, und beim Familiennamen favorisiere man Teltow, weil Teltow seit langem Stadtrecht habe, so Gutheins. Stahnsdorfs Bürgermeister Gerhard Enser (CDU), bereits zum siebten Mal Gast des Dreikönigstreffens, bemühte sich Wogen zu glätten und malte das Bild von der Lokomotive, die zwei erst mal anheizen müssten, bevor sie einen Wagen ankoppeln. „Alle drei gehören zusammen“, war von ihm zu hören und auch, dass dabei eine „Flucht über Kreisgrenzen hinaus“ nicht ins Konzept passe und wohl nicht so ernst gemeint sei. Das zielte auf Teltows Bürgermeister Schmidt (SPD), der kürzlich einen Blickwechsel in den Nachbarkreis Teltow-Fläming angekündigt hatte (PNN berichteten). Enser schloss trotz Liquiditätsproblemen der Stahnsdorfer Wohnungsgesellschaft eine Fusion aller Gesellschaften nicht aus, um sozialverträglichere Strukturen zu schaffen. Das aber brachte eine Kleinmachnower FDP-Frau aus der Fassung, die zischte: „Wir sollen den armen Schluckern wieder auf die Beine helfen?“. Solche Töne wollte jedoch FDP-Gemeindevertreterin Kornelia Kimpfel nicht mehr hören, denn man habe sich nun für die Region entschieden. Den PNN sagte Kimpfel, sie sei es leid, wenn Kleinmachnow stets als Ort der Besserverdienenden gesehen werde. Es sei vor allem ein Wohnort für Familien mit Kindern. Die aber würden Geld kosten – ein Grund, warum sich die Orts-FDP nun dem Thema Schulen, Kitas und Spielplätze widme, sagte Kimpfel. Die armen Nachbarn wären eine Mär, was jüngste Haushaltsbilanzen belegen würden, meinte Teltows FDP-Ortschef Hans-Peter Goetz. So könnten Teltow und Stahnsdorf auf siebenstellige Einnahmen verweisen, dagegen falle das Ergebnis Kleinmachnows bescheidener aus. Das Dreierbündnis sei auch in seinem Sinne, für legitim halte er aber, etwas für sich zu tun. So würden Teltows Einkaufmärkte längst den Nachbarkreis mitversorgen.

Gefehlt haben auf dem FDP-Empfang zwei Bürgermeister, von denen sich Teltows Stadtoberhaupt zuvor entschuldigt hatte. Missfallen hat den Liberalen, dass der Kleinmachnower Gemeindechef stattdessen auf dem „Ball der roten Socken" der Linkspartei.PDS am gleichen Abend tanzte. Kirsten Graulich