Potsdamer Neueste Nachrichten 23.12.06


Bescherung im Heim Hoffbauer erwirbt Bauland Start für Schulneubau

Ramzi feiert Weihnachten im Kinderdorf Kienwerder – Geschenke gibt es von Sponsoren Ende Januar

Von Kirsten Graulich

Stahnsdorf - „Schon wieder feiern!“, jubelt Ramzi und springt freudig in die Luft. Denn soeben hat der Siebenjährige erfahren, dass am Nachmittag ein Bus kommen wird, um alle Kinder aus dem Kinderdorf Kienwerder zu einer Weihnachtsfeier nach Potsdam abzuholen.

Einen Tag zuvor waren sie bereits zu einem Adventsfest im NH Hotel in Kleinmachnow eingeladen gewesen, wo jedem Kind ein spezieller Weihnachtswunsch von einem Sponsor erfüllte wurde. Die Freude war riesig als die Kinder aus den Paketen Gameboy, Puppen, Playmobil, Baukästen, Mp3-Player und sogar einen Plastik-Pferdekopf zum Frisieren auspacken konnten. Nur für Ramzi war das Paket etwas kleiner ausgefallen, weil ein Gutschein statt des heißersehnten Mp3-Players drin war. Da gab es Tränen, denn nun muss der Junge warten, bis jemand von den Erziehern Zeit findet, um den Gutschein für ihn einzulösen.

Einen Tag später ist Ramzi nicht mehr ganz so traurig und zeigt Besuchern gut gelaunt das Zimmer, in dem er seit vier Wochen wohnt: Bett, Schrank, Spielzeugregal und ein kleiner Schreibtisch vor dem Fenster. Noch sind die Wände des Zimmers leer, aber auf dem Regal liegt eine Zeichnung von Ramzi mit einem Haus. Mitten durch das Haus hat er eine Linie gezogen und jede Haushälfte mit einer anderen Farbe ausgemalt – Ramzis Eltern leben getrennt. Aber sie besuchen ihn und seine Schwester Sarah, die ebenfalls im Kinderdorf lebt, abwechselnd jedes Wochenende.

Es gibt verschiedenste Gründe, warum manche Kinder entweder für kurze Zeit oder auf Dauer nicht mehr in der eigenen Familie leben können. Meist sind es Notlagen in Familien, ebenso erziehungsunfähige Eltern, die ihre Kinder quälen. So kam nach mehrwöchigem Krankenhausaufenthalt auch ein Vierjähriger nach Kienwerder, der zuvor von seiner Mutter und ihrem Lebensgefährten schwer misshandelt worden war. Auf solche schwierigen Fälle ist Ingeborg Rahmel, ehemalige Schulleiterin, die 1995 das Kinderdorf gründete, mit ihrem Team gut vorbereitet. Neben Erziehern betreuen auch eine Heilpädagogin und eine Psychologin die rund 50 Kinder, darunter vier Jugendliche. Wie in einer großen Familie leben die Gruppen jeweils in insgesamt fünf Häusern zusammen, die sich alle im Umkreis von 500 Metern auf verschiedenen Grundstücken befinden. Vor knapp zwei Monaten konnte das fünfte Haus eröffnet werden, in dem nun sechs Kinder mit einer Erzieherin leben. Im Erdgeschoss wurde ein großes Zimmer mit Sanitärraum behindertengerecht ausgestattet, in das bald ein elfjähriges Mädchen einziehen wird. Sie kehrt nach einer schwierigen Hirnoperation, bei der ihr Sprachzentrum beschädigt wurde, in das Kinderdorf zurück. Um die Umgebung rollstuhlgerecht umzubauen, einen Sprachcomputer und andere Hilfen finanzieren zu können, startete der Online-Markt Ebay eine Initiative im Internet, bei der ein Smart-Cabrio versteigert wurde. Nötig ist aber auch noch eine Therapie für die Elfjährige, ebenso wird sich der Personalbedarf für die Rundumbetreuung des Mädchens erhöhen.

Doch die Krankenkassen weigern sich vehement, dafür Kosten zu übernehmen, erklärte Hermann Borreck, im Kinderdorf für Koordination zuständig, dem PDS-Landtagsabgeordneten Andreas Bernig. Der Politiker erfuhr bei seinem Besuch am Donnerstag auch, dass Geld für geeignete Elternkurse fehle. Bernig versprach darüber nachzudenken, eine parlamentarische Initiative anzustoßen, die Familien in dieser Hinsicht unterstützen könnte. Für die Kinder hatte er einen großen Geschenkesack mit Plüschtieren und Süßigkeiten mitgebracht. Und während Sarah glücklich den Löwen Simba an sich drückte, hopste Ramzi aufgeregt zwischen den Besuchern, um ihnen mitzuteilen: „Weihnachten ist soo schöön!!“

Kleinmachnow - Die gemeinnützige Hoffbauer-Gesellschaft ist seit vergangenem Mittwoch Eigentümerin eines Teils des Siemensgeländes am Schwarzen Weg in Kleinmachnow. Mit der Unterzeichnung des Kaufvertrages kann der Bau der neuen Evangelischen Grundschule Kleinmachnow am 26. Januar mit dem ersten Spatenstich beginnen, so Geschäftsführer Frank Hohn.

Der erste Bauabschnitt soll 2007 bezugfertig sein. Die gesamten Bauarbeiten werden im Herbst 2009 vollendet. Ingesamt betragen die Baukosten 4,7 Millionen Euro. Unterstützt wird das Vorhaben von der Gemeinde Kleinmachnow mit 525 500 Euro. Zudem ist ein Finanzzuschuss in Höhe von 400 000 Euro aus dem Ganztagsschulprogramm beim Land Brandenburg beantragt.

Seit zwei Jahren hat die evangelische Grundschule einen Teil des Siemenskomplexes gemietet. Die Schule hat sich schnell etabliert, die Nachfrage wächst, so dass sich die Hoffbauer gGMbH als Trägerin zu einem Neubau entschloss. Der Nähe zum Landschaftsschutzgebiet des Bäketal soll durch eine halbrundes Architektut entsprochen werden, so dass der Eingriff in die Natur minimiert wird. Durch die Lage sowohl auf Kleinmachnower wie auch auf Teltower Gebiet erfordert bei dem Vorhaben die Beteiligung beider Kommunen.

Der Grundschul-Neubau ist nur ein Vorhaben von Hoffbauer in der Region: Geplant ist auch ein eveangelisches Gymnasium. pek