Potsdamer Neueste Nachrichten 20.12.06

"Wir hätten wenig Probleme damit"

Kleinmachows CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt kann sich eine Gemeindefusion mit Stahnsdorf vorstellen

Zwei Schlüsselwörter, die das Jahr geprägt haben, sind Regionaler Wirtschaftskern und Mittelzentrum. Die Region wird weder das eine, noch das andere. Lediglich die Stadt Teltow wird Mittelzentrum. Interessanter Weise ist dies in der Kleinmachnower Kommunalpolitik gar nicht so intensiv debattiert worden. Woran liegt das?

Die Thematik ist kommunal gar nicht so richtig wahrgenommen wurden außer von den hauptamtlichen Bürgermeistern und einigen Politikern, die befürchten, dass ohne die Ausweisung als Regionaler Wachstumskern weniger Fördermittel für unsere Region vorhanden sein werden. Durch die Überlegungen des Kleinmachnower und Stahnsdorfer Bürgermeisters, was zu tun ist, um gegenüber Teltow nicht ins Hintertreffen zu geraten, ist etwas mehr Bewegung in die Sache gekommen.

Was halten Sie von aufgenommenen Gesprächen der Herren Bürgermeister Enser und Blasig?

Zu schauen, was es an Gemeinsamkeiten gibt und was zusammen besser erledigt werden kann, ist eine vernünftige Entscheidung. Es ist schwieriger, sich zu dritt zu verständigen. Da kann man leicht in die Versuchung geraten, über Bande zu spielen. Zu zweit kommt man schneller voran. Wir haben in den vergangenen Jahren gesehen, dass zu dritt relativ wenig klappt und der Bestand an Kooperationen sehr überschaubar ist. Das heißt nicht, dass man den Dritten für immer ausschließt.

Wie weit sollte es gehen? Für die Bürgermeister ist eine Fusion kein Tabu. Sollte das Ziel am Ende ein Zusammenschluss der Gemeinden Stahnsdorf und Kleinmachnow sein?

Ich halte das nicht für ausgeschlossen. Wenn die beiden sich über die Eckpunkte der gemeinsamen Arbeit und Zukunft einigen und den jeweiligen Gemeindevertretungen ein vernünftiges Konzept vorlegen, würde ich unterstellen wollen, dass wir in Kleinmachnow damit wenig Probleme haben. Eine schwierige Diskussion ist bei Fusionen immer die Frage des Namens. Man kann inhaltlich vernünftige Lösungen haben, aber mit den Namen ist die Identifizierung elementar verbunden.

Fällt Ihnen einer ein?

Nein, und ich würde das auch nicht an die Spitze stellen wollen.

Derzeit gibt es ein gewisses Werben um die Potsdamer Hoffbauer-Stiftung, die in der Region ein evangelisches Gymnasium errichten will. Stahnsdorf hat genauso Interesse wie Kleinmachnow. Sehen Sie das als Nagelprobe, wie gut die Orte tatsächlich miteinander können?

Wir dürfen eines nicht vergessen: über den Standort entscheidet der, der die Schule bauen will. Wir wissen, dass die Hoffbauer-Stiftung Standorte in allen drei Kommunen geprüft hat und letztlich einen entsprechenden Brief an die Gemeinde Kleinmachnow geschickt hat. Das muss man respektieren. Es wird dann problematisch, wenn eine der drei Kommunen versuchen würde, die anderen zu überbieten. Ein Wettbewerb, bei dem die eigenen Angeboten aufgestockt werden, wäre hinderlich. Und wenn die Hoffbauer-Stiftung bei einer zweizügigen Schule bleibt, wird der Bedarf noch immer nicht befriedigt. Entweder wird das evangelische Gymnasium noch größer ausfallen oder der Landkreis in den sauren Apfel beißen müssen, in der Region die gymnasialen Kapazitäten deutlich ausbauen.

Mit Beginn Ihrer Tätigkeit als Gemeindevertreter haben Sie sich als harter Kritiker der Gemeindeverwaltung hervor getan. Wie bewerten Sie die Entwicklung im nun zu Ende gehenden Jahr?

Die Zusammenarbeit hat sich deutlich verbessert und das Misstrauen abgenommen. Das kann nur zum Nutzen der Gemeinde sein, weil man deren Probleme nur so lösen kann. Es wird immer wieder Konfliktefälle geben, wie die baulichen Dimensionen des von Kondor Wessels geplanten Alten- und Pflegeheims in der Förster-Funke-Allee. Da wird es noch so manch harten Strauß auszufechten geben, ob das in dieser Form städtebaulich verträglich ist.

Was sind dringlichen Aufgaben für das kommende Halbjahr.

Für den Seeberg muss der Bebauungsplan beschlossen werden. Wir brauchen im gleichen Zeitraum eine Entscheidung zum Standort des evangelischen Gymnasiums. Was sicher auf dem Weg ist und eine enorme Bedeutung für Kleinmachnow hat, ist die Ansiedlung der Biologischen Bundesanstalt. Das wird der Gemeinde eine neue Qualität bringen.

Ein Blick über die Ortsgrenze hinaus: Wie bewerten Sie die Diskussionen in Potsdam um den Landtagsbau auf dem alten Grundriss des Stadtschlosses?

Ich kann nur eine persönliche Einschätzung geben. Es gibt nur eine Möglichkeit, diesen Platz aus eigenen Kräften zu füllen. Potsdam hat die Chance, den Landtag an dieser Stelle unterzubringen, so dass es Stadtbild prägend ist und der Landtag als Institution eine angemessene Bedeutung bekommt.

Das Interview führte Peter Könnicke