Potsdamer Neueste Nachrichten 16.12.06
Schleuse:
Bund lehnt Kompromiss ab
Ausbau der Kleinmachnower Schleuse auf 190 Meter mittelfristig geplant / Wicklein
revidiert Aussage
Kleinmachnow - Der Bund besteht nach wie
vor auf einem Ausbau der Kleinmachnower Schleuse auf 190 Meter Länge. Das ergab
die Antwort der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministerium für
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Karin Roth auf eine mündliche Anfrage der
Kleinmachnower Bundestagsabgeordneten Cornelia Behm (Bündnis 90/Die Grünen).
Die Staatssekretärin sagte wörtlich: „Es bleibt bei dem
Planfeststellungsbeschluss, der eine Länge von 190 Meter vorsieht. Wir haben
kein Interesse an einer Verkürzung." Den Aussagen der Staatssekretärin sei
zu entnehmen, dass mit dem Ausbau „mittelfristig zu rechnen ist“, so Behm. Die
Nutzungsdauer der Schleuse in ihrem derzeitigen Zustand läuft in zwölf Jahren
aus. Das Ausbaumaß hält der Bund deshalb für sinnvoll, weil Schubverbände
innerhalb eines Schleusenvorgangs passieren können und somit auf Warte- bzw.
Entkopplungsstellen verzichtet werden kann. Deren Einrichtung würde einen
größeren Eingriff in die sensible Uferzone des Teltowkanals bedeuten als der
Bau einer 190-Meter-Schleuse.
Überzeugt von dieser Argumentation ist Behm
jedoch nicht. Im vergangenen Landtagswahlkampf sei von Teilen der
Landesregierung Brandenburg die Hoffnung geweckt worden, der Schleusenausbau
könnte auf ein am Verkehrsaufkommen orientiertes, umweltverträgliches Maß
reduziert werden. „Dass das nur Wahlkampfgetöse war, wird nun bestätigt“,
beklagt Behm. Tatsächlich hatte im Herbst 2004 Brandenburgs damaliger
SPD-Verkehrsminister Frank Szymanski – heute Oberbürgermeister in Cottbus – als
Kompromiss vorgeschlagen, die Mittelkammer auf 85 Meter und Nordkammer
lediglich auf 115 Meter auszubauen. Das Bundesverkehrsministerium wollte den
Vorschlag prüfen – offenbar mit der jetzigen Ergebnis, an der Maximalvariante
festzuhalten. Behm alarmiert daher: „Es gibt keine Entwarnung. Man will an den
völlig überdimensionierten Ausbauplänen festhalten.“ Nach wie vor zweifelt sie
einen Bedarf, der über die jetzigen Kapazitäten hinausgeht an, weshalb ein
Ausbau, der „massive Landschafts- und Naturzerstörungen“ provoziere, nicht
gerechtfertigt sei.
Ihre Kollegin im Bundestag, SPD-Politikerin Andrea Wicklein, zitierte indes vor
wenigen Tagen eine Prognose, nach der das Transportaufkommen an der Machnower
Schleuse zunimmt: von derzeit 0,85 Millionen Tonnen auf 1,3 Millionen Tonnen im
Jahr 2015. Wicklein revidierte gestern gegenüber den PNN ihre jüngste Aussage,
der Bund plane nicht mehr den Ausbau des Teltowkanals für Europaschiffe. „Es
erscheint zumindest unlogisch, die Schleuse auszubauen und den Kanal nicht zu
ertüchtigen“, so Wicklein. Dieser „vermeintliche Widerspruch“ müsse geklärt
werden. Peter Könnicke