Potsdamer Neueste Nachrichten 14.12.06
Sommerfeld: Restitution abgelehnt Richtungsweisendes Urteil in Leipzig
Kleinmachnow - Der Interessenvertreter
der jüdischen Sommerfeld-Erben, Christian Meyer, zeigte sich überrascht: Das
Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat gestern die Rückübertragung eines
ehemals jüdischen Grundstücks in der Sommerfeld-Siedlung in Kleinmachnow
abgelehnt. Der zuständige 8. Senat hob eine anders lautende Entscheidung des
Verwaltungsgerichts Potsdam von Februar 2005 auf. Damit war die Revisionsklage
eines Datschennutzers erfolgreich. Sein Grundstück gehört zu einem 5,8 Hektar
großen Teil der Siedlung. Das Urteil ist nach Angaben des Gerichts übertragbar
auf 40 vergleichbare Fälle.
Insgesamt sind in dem Rechtsstreit um die Sommerfeld-Siedlung laut Potsdamer
Verwaltungsgericht noch 800 Verfahren anhängig. Die Immobilien sollen insgesamt
einen Verkehrswert von rund 45 Millionen Euro haben.
Die Immobilien gehörten 1933 zum Betriebsvermögen der Gemeinnützigen
Siedlungsgesellschaft Kleinmachnow mbH und wurden überwiegend nach der so
genannten Arisierung des Betriebes veräußert. Nach Auffassung der in Frankfurt
ansässigen Organisation Conference of Jewish Material Claims (JCC) ist das
jüdische Unternehmen zu dem Verkauf gezwungen worden. Sie hatte entsprechende
Ansprüche zur Rückübertragung zunächst Ende 1992 mit einer globalen Meldung
geltend gemacht und 1995 die Anmeldung konkretisiert. Die Bundesrichter gingen
zwar davon aus, dass diese Restitutionsansprüche rechtzeitig angemeldet wurden.
Sie seien aber nicht begründet, entschieden sie. Der Verkauf im Jahr 1933 an
die Deutsche Land- und Wohnbaugesellschaft mbH (DLB) sei nicht
verfolgungsbedingt gewesen, sondern habe dem normalen Geschäftsgebaren der
Siedlungsgesellschaft entsprochen, begründeten die Richter ihr Urteil. Sie verwiesen
dabei darauf, dass bereits 1932 eine größere Teilfläche des Siedlungsgebiets zu
vergleichbaren Konditionen an die DLB verkauft worden sei.
Der Bauunternehmer Sommerfeld
unterhielt knapp 80 Prozent der Geschäftsanteile an der Siedlungsgesellschaft.
Diese trat Sommerfeld im November 1934 und August 1935 in Folge seiner Flucht
vor dem Nazi-Regime ab. Der Bauunternehmer war Ende März 1933 von SA-Männern in
seinem Haus überfallen worden. Anfang April verließ Sommerfeld Deutschland und
floh nach Straßburg. dpa/pek