Potsdamer Neueste Nachrichten 09.12.06

"Leseland" in Kinderhand

Am Freitag wurde die Schulbücherei der Eigenherd-Grundschule in Kleinmachnow eröffnet

- Mit knapp 30 Quadratmetern ist es sicher das kleinste Land auf dieser Erde: das „Leseland“. Mit diesem Namen wurde gestern in der Eigenherd-Grundschule offiziell die Schulbücherei eröffnet – aus Platzgründen allerdings in der Sporthalle. Dort entschieden gestern auch rund 600 Schüler, wie die neue Einrichtung heißen soll. Fünf Namen, darunter „Schmökerkiste“ und „Stöberstube“ standen zur Auswahl, doch der Favorit war „Leseland“, wie ein deutlich lang anhaltender Applaus bei der Namenswahl erkennen ließ. Schmunzelnd merkte Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) an, dass dieses demokratische Procedere vielleicht auch für das gemeindliche Parlament anregend sein könnte. Der Bürgermeister ließ es sich nach der Veranstaltung nicht nehmen, das Leseland selbst zu besuchen. Ausnahmsweise durften Gäste gestern den gelbgestrichenen Raum mit Büchern auf Ikea-Holzregalen in Augenschein nehmen. Denn Freitag ist der einzige Tag, an dem die Tür zum Leseland verschlossen bleiben wird, worüber ein Plakat mit Öffnungszeiten informiert. Die Ausnahme sprach sich daher schnell herum und schon umlagerten einige Schüler die Regale.

Julian aus der 4d zeigte Freund Rouven sein Lieblingsbuch „Pferd mit Familie“, das in einem der hinteren Regale an der Fensterwand stand. Er selbst besitze kein Pferd, erzählte Julian, aber in den Ferien habe er schon im Sattel gesessen. Aus dem Buch erfuhr er nun noch mehr über das Verhältnis von Menschen und Pferden und fand das sehr spannend. Aufregende Geschichten könne man auch in der Bücherreihe „Die drei Fragezeichen“ finden, erklärte Julian. Ebenso für Pferdebücher schwärmte Tessa Lebert aus der 6c. Ihr gefällt besonders die Süderhof-Reihe, die sogar schon verfilmt worden sei. Sie berichtete auch, wie sie mitgeholfen habe, in den vergangenen Monaten alle 500 Bücher mit farbigen Streifen zu versehen.

Rote Streifen haben Bücher mit Geschichten und Erzählungen, die blauen markieren Lexika. Zur „Einarbeitung von Büchern“ gehörten auch die kleinen Papierdreiecke, die nun auf den Innendeckeln der Bücher kleben, um dort kleine Karteikarten einstecken zu können. Dann gibt es noch doppelseitige Karten, auf denen vermerkt wird, wie lange ein Buch ausgeliehen wird und wann es wiedergebracht wurde.

Alles ist fast so organisiert wie in einer richtigen Bibliothek, sagte Tessa, die künftig auch im Ausleihe-Team der Schulbücherei mitarbeiten wird. Hilfreiche Tipps für die Organisation bekamen die 18 jungen Bücherfreunde von den Mitarbeitern der Gemeindebibliothek, erzählte Lehrerin Imona Otte. Auch die Werbetrommel hätten sie schon kräftig gerührt und anderen Klassen die Bücherei vorgestellt. Mit Erfolg, denn rund 200 Leseausweise konnten bereits vor der Eröffnung ausgestellt werden. Sprichwörtlich zum Laufen gebracht, haben aber alle Schüler das Vorhaben „Leseland“, denn alle beteiligten sich am Sponsorenlauf, den der schulische Förderverein initiierte. Dessen Vize-Vorsitzender Reiner Schmock-Bathe bedankte sich deshalb besonders bei den Eltern, die großzügig ihre Portmonees geöffnet hätten. Daneben hatte der in Teltow ansässige Mobilfunkanbieter Vodafone 1000 Euro für die neue Bibliothek gespendet.

Reiner Schmock-Bathe schloss nicht aus, dass sich das „Leseland“ in den nächsten Jahren verdoppeln könnte. Auch Lesungen am Ort der Bücher sollen noch mehr Leselust wecken. Und weil Bekanntschaft mit Büchern bei Kindern immer mit Vorlesen beginnt, las der Fördervereinschef auch gleich selber aus dem Buch „Knolle Murphy“ vor. Sehr zum Vergnügen seiner jungen Zuhörer, die besonders die Kommentare des Helden Tim über die Welt der Erwachsenen amüsierte. Da alle Schüler den Inhalt der Lektüreliste ihrer Bücherei mitbestimmen durften, sind die Aussichten vielversprechend, dass in der Eigenherd-Schule das Bücherlesen bald zu einem Bedürfnis wird.K. Graulich