Potsdamer Neueste Nachrichten 02.12.06

Eile ist geboten

Kleinmachnower Gemeindevertreter diskutieren über zweites Gymnasium

Kleinmachnow - „Wir müssen uns beeilen“, mahnte CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt in der Sitzung der Gemeindevertretung am Donnerstag. Grund für sein Drängen war das noch immer unbeantwortete Angebotsschreiben der Potsdamer Hoffbauer-Stiftung, die ein evangelisches Gymnasium ab Schuljahr 2008/09 errichten will und dafür ein geeignetes Mietobjekt in Kleinmachnow sucht. Ein Vorschlag, der auf offene Ohren traf, denn die derzeitigen Kapazitäten an gymnasialen Plätzen in der Region reichen nicht aus, weshalb die Offerte als hilfreich gilt, um die größten schulischen Sorgen zu beseitigen. Vorerst war aber ein Beschluss erforderlich, der den Bürgermeister zu einem Antwortschreiben legitimiert.

Für den entsprechenden Antrag von CDU, FDP und SPD fiel das Votum in der Sitzung zwar einstimmig aus, aber die vorangegangene Diskussion zeigte, dass es noch Klärungsbedarf gibt. So sorgt sich die Fraktion Pro Kleinmachnow um die anteiligen Kosten, die von der Gemeinde für ein zweites Gymnasium aufgebracht werden müssten. Eigentlich sei der Landkreis in der Pflicht dem hohen Bedarf in der Region Rechnung zu tragen, sagte Victoria Brammer (Pro Kleinmachnow). Stattdessen habe der Kreis bisher immer abgelehnt mit der Begründung, man habe kein Geld. „Am Ende werden die Kosten auf eine kleine Gemeinde abgewälzt“, befürchtete ihr Fraktionskollege Mathias Kleemann und forderte Auskunft über die voraussichtlichen Kosten.

Skeptisch ist seine Fraktion vor allem wegen der Kostenexplosion, die die Gemeinde bereits als Schulträger der dritten Grundschule auf dem Seeberg zu tragen hat. „Anfangs war noch die Rede von 300 000 Euro, jetzt bewegt sich die Summe bereits im Millionenbereich“, erklärte dazu Brammer gegenüber den PNN. Solche finanziellen Bedenken teilt auch der fraktionslose Gemeindevertreter Christian Grützmann, der das an der fehlenden Sporthalle festmachte. So habe er anfangs noch gehofft, die evangelische Grundschule schaffe sich eigene Sportmöglichkeiten. Doch bisher sei das nicht geschehen, weshalb er vermutet, auch beim Gymnasium könnte sich das fortsetzen. „Mir scheint, dass sich die Hoffbauer-Stiftung übernimmt“, sagte Grützmann.

Wolfgang Kreemke (PDS.Linke) argwöhnte während der Sitzung, dass sich ein zweites Gymnasium im Ort negativ auf die Maxim-Gorki-Gesamtschule auswirken könnte, die auch einen gymnasialen Abschluss anbietet. „Mit einem zweiten Gymnasium im Ort ist die Gesamtschule zum Sterben verurteilt“, wies er auf die Prognosezahlen im Schulentwicklungsplan hin, der für die nächsten Jahre weniger Schülerzahlen ankündige. Würden die Zahlen nicht ausreichen, um eine gymnasiale Oberstufe an der Gesamtschule einzurichten, sei damit zu rechnen, dass der Gesamtschul-Typ in eine Oberschule umgewandelt wird, sagte Kreemke.

„Ich sehe die Zukunft noch nicht so detailliert wie Sie, Herr Kreemke“ hielt Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) dagegen. Denn zuerst müssten die Voraussetzungen für das evangelische Gymnasium geprüft werden. Wenig hilfreich sei es, das Problem einfach auszusitzen. „Wir nehmen deshalb den Antrag an, auch um Klarheit zu erhalten, wie es funktionieren könnte“, so Blasig. Kirsten Graulich