Potsdamer Neueste Nachrichten 01.12.06


Vorerst nur eine Spundwand

Mancher vermutete schon einen Schleusenausbau in Kleinmachnow ab Frühjahr 2007, doch sind nur Sanierungsarbeiten geplant

Kleinmachnow - Für Irritationen sorgen derzeit Gerüchte in Kleinmachnow, dass im kommenden Frühjahr mit dem umstrittenen Ausbau der Schleuse von derzeit 115 Meter auf 190 Meter begonnen werden soll. Auf einer Veranstaltung des Fördervereins Buschgraben/Bäketal wurde in der vergangenen Woche zum ersten Mal darauf hingewiesen, dass das Wasserstraßen-Neubauamt erste Arbeiten im Bereich der Schleuse für das Frühjahr 2007 plane (PNN berichteten). Winfried Lücking vom BUND erklärte daraufhin, dass schon jetzt Arbeiten auf dem Gelände des Berufsbildungszentrums Kleinmachnow, direkt neben der Schleuse, auf der auch die Wasser- und Schifffahrtsdirektion aus- und fortbildet, stattfinden. Anita Tack, Landtagsabgeordnete für die Linkspartei.PDS, hat nun eine kleine Anfrage an die Landesregierung geschickt, um Auskunft über den aktuellen Stand der Planungen, die den Ausbau der Schleuse betreffen, zu erhalten.

Hans-Jürgen Heymann, Leiter des Wasserstraßen-Neubauamtes Berlin, versteht die ganze Aufregung nicht. Zwar sind Arbeiten für das kommende Frühjahr an der Schleuse geplant, doch mit dem geplanten Ausbau hätten die nichts zu tun, sagte Heymann den PNN auf Anfrage. „Derzeit werden ein paar Bäume und Sträucher im Bereich des unteren Vorhafens gefällt, damit eine geplante Munitionssuche durchgeführt werden kann“, erklärte Heymann. Im Frühjahr soll dann die Spundwand im unteren Vorhafen durch eine neue ersetzt werden. Dabei handelt es sich um eine reine Sicherheitsmaßnahme. „Die alte Spundwand hat sich in der letzten Zeit bewegt. Um die Sicherheit für die Schifffahrt weiterhin zu gewährleisten, müssen wir eine neue ziehen“, sagte Heymann. Zwar werde diese neue Wand genauso lang sein wie die alte. Doch wolle man so bauen, dass für einen Ausbau der Schleuse auf 190 Meter alle Voraussetzungen erfüllt sind und die Spundwand ohne größere Probleme erweitert werden könne. In der Gemeinde Kleinmachnow habe das Wasserstraßen-Neubauamt Berlin einen Aushang angebracht, der über die geplanten Arbeiten informieren soll, so Heymann.

Der Ausbau des Teltowkanals als ein Abschnitt der Südtrasse der Havel nach Berlin sowie die Erweiterung der Kleinmachnower Schleuse sind Bestandteile des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit Nr. 17. Doch wegen rückläufiger Prognosen über den Schifffahrtsverkehr und fehlender Gelder ist der Ausbau des Teltowkanals zurückgestellt worden, 2010 soll das Vorhaben erneut geprüft und bewertet werden. Der Planfeststellungsbeschluss für den Ausbau der Kleinmachnower Schleuse läuft 2007 aus. Ist bis dahin nicht mit dem Ausbau begonnen worden, muss neu geplant werden.

Ein ständig wachsendes Transportaufkommen auf dem Kanal mache eine Ausbau der Schleuse notwendig, argumentieren die Befürworter. Hinzu kämen Zwänge in der Energiepolitik, die Kohle, Holz und alternative Brennstoffe wieder zu klassischen Transportgütern und somit den Teltowkanal zu einer vielbefahrenen Wasserstraße machen würden. In der jetzigen Größe wäre die Schleuse diesem Verkehr nicht gewachsen.

Die Ausbaugegner argumentieren, dass die von 1991 stammenden Daten längst überholt seien. Die für 2015 prognostizierte Tonnagegröße von 1,5 Millionen anstelle der früher vermuteten zehn Millionen Tonnen könne die 115 Meter lange Schleuse problemlos bewältigen. Eine Reduzierung des Millionen-Projekts würde durch die verringerten Eingriffe in das sensible Ufer die Bemühungen von Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf um eine stärkere touristische Erschließung der Kanal-Aue unterstützen. D. Becker