Potsdamer Neueste Nachrichten 17.11.06
Teltows
Politiker geben Schule nicht auf
Auflösung der Bürger-Oberschule vom Stadtparlament mit knapper Mehrheit
abgelehnt
Teltow - Nun doch: Noch einmal werden
beide Teltower Oberschulen ins Rennen um neue Siebtklässler geschickt. Ein
hauchdünnes Abstimmungsergebnis (13 Ja-Stimmen, 14 Nein-Stimmen) im Teltower
Stadtparlament sorgte am Mittwoch dafür, dass die Auflösung der Bruno
H.-Bürgel-Oberschule abgelehnt wurde (PNN berichteten). Zwar betonte
Sachgebietsleiter Michael Belkner, es gehe im Kern um eine „gemeinsame Schule“,
die nur vorübergehend unter der Mühlendorf-Oberschule firmiere, bis es 2011
wieder genügend Schüler für beide Schulen gebe. Doch nahmen am Wort „Auflösung“
viele Stadtverordnete Anstoß. „In den Ausschüssen wurde immer über eine Filiale-Lösung
geredet“, sagte Carla Weber (CDU). Nun sei daraus eine Schließung geworden.
Dabei habe die Verwaltung bisher immer den Eindruck erweckt, beide Schulen
erhalten zu wollen. Gleichwohl sei auch Weber nach Lesen des Brandenburgischen
Schulgesetzes klar geworden, dass darin kein Passus enthalten sei, der eine
Filiale unter den aktuellen Teltower Bedingungen zulasse. Trotzdem könne Weber
einer Auflösung nicht zustimmen.
Dass die prognostizierten Schülerzahlen auch im nächsten Schuljahr nicht für
zwei 7. Klassen an beiden Schulen ausreichen, war allen klar. Denn schon in den
Jahren zuvor geriet das Werben für beide Schulen zum Patt, der jeder Schule nur
im jährlichen Wechsel die erforderlichen Schülerzahlen bescherte. Inzwischen
lernen an der Mühlendorf-Oberschule noch rund 200 Schüler, während die
Bürgel-Oberschule nur 100 besuchen. „Egal was wir beschließen, die
Bürgel-Oberschule ist erledigt, schon aufgrund der öffentlichen Diskussion über
deren Auflösung", so Hans-Peter Goetz (FDP). Er sah die Schuldigen für das
Desaster in der Verwaltung, dort sei längst entschieden worden, wie er
mutmaßte. Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) hielt dagegen: „Die Realitäten,
mit denen wir hier umgehen müssen, werden vom Anwahlverhalten der Eltern
bestimmt.“ Deshalb sei es richtig, eigene Entscheidungen zu treffen. Nur so
könne man korrigieren, damit am Ende nicht beide Schulen vor dem Aus stünden,
weil verunsicherte Eltern andere Schulen wählen würden.
Wie dramatisch sich die Situation für
beide Schulen nach einer Ablehnung des Beschlusses entwickeln kann,
verdeutlichte Petra Nicksch-Kasdorf (Linkspartei.PDS) an Beispielen aus dem
Nachbarkreis, wo bereits Schulen geschlossen wurden, weil die erforderliche
Sollzahl verfehlt wurde. „Wir müssen hier die verfehlte Schulpolitik des Landes
ausbaden“, kritisierte sie die starre Gesetzgebung. Sie mahnte aber, einer
Entscheidung nicht aus dem Wege zu gehen: „Wenn wir nicht entscheiden, tun es
andere.“ Obwohl in der emotionalen Diskussion viel von „vertaner Chance“ und
„Verantwortung“ die Rede war, blieb es am Ende dabei, die Entscheidung dem
Schulamt zu überlassen. Das hatte mündlich signalisiert, eine Zusammenlegung
beider Schulen zu billigen, was die Stadtverordneten gern schriftlich gehabt
hätten.