Potsdamer Neueste Nachrichten 15.11.06
Entlastung
über die Eichenallee?
Vorschlag soll am Seeberg Verkehrsproblem lösen
Kleinmachnow - Der Ort wächst, aber
damit nehmen auch die Probleme zu. So wie Familie Jerzembek erleben viele
Neu-Kleinmachnower im Arnold-Schönberg-Ring, dass sich der Traum vom eigenen
Haus im Grünen langsam in einen Albtraum verwandelt.
Morgens, kurz vor 8 Uhr, stauen sich gleich hinterm Gartenzaun von Jerzembeks
Busse, die rund 300 Schüler zur Brandenburg International School (BBIS) auf den
Seeberg bringen. Dazwischen Autos, die Schulkinder zur Waldorf- und zur
Grundschule chauffieren, die sich ebenfalls auf dem Gelände befinden. Bei
Veranstaltungen am Wochenende wird Stoßstange an Stoßstange geparkt, beidseitig
der Straße hinauf zum Seeberg, wie Fotos von Anwohnern belegen. Eigentlich
hatte sich Familie Jerzembek auf den Garten hinterm Haus gefreut, vor allem
ihre beiden Kinder sollten im Grünen aufwachsen. Doch Lärm und Abgase schränken
den Aufenthalt dort stark ein und da nun auch die noch zu bauenden Sportanlagen
auf dem Seeberg öffentlich genutzt werden sollen, befürchten nicht nur die Jerzembeks,
dass sich die Situation verschärfen wird.
Ein Gemeindevertreter riet Anwohnern,
eine Bürgerinitiative zu gründen, weil man so mehr bewegen könne, berichtete
Lothar Jerzembek am Samstag während einer Begehung des Seeberges, an der auch
Gemeindevertreter und BBIS-Manager Burkard Dolata teilnahmen. Ebenso waren
Vertreter der Bürgerinitiative „Am Hochwald“ gekommen, die sich ebenfalls vom
Seeberg-Verkehr betroffen fühlt. Beide Initiativen plädieren für einen Weg, die
alle Anrainer am wenigsten belasten würde. Als kürzeste und schnellste
Verbindung zu beiden Schulen haben sie die Eichenallee ausgemacht, ein 270
Meter langer Damm, der an den Zehlendorfer Damm anknüpft. Die Allee ist jedoch
in keiner Ortskarte zu finden, nur die großen Bäume, die im Abstand von etwa
zehn Metern den Weg flankieren, lassen den Rückschluss zu, dass die Eichenallee
zum Wegenetz des Seeberges gehört. Bestätigt hätte ihnen das auch Hubert Faensens
Buch „Hightech für Hitler“, über die Historie der Reichspostforschungsanstalt,
sagt Jerzembek. Und zum Beweis stochert jemand mit einem Stock in der Erde, um
etwas von der befestigten Wegedecke freizulegen, die sich unter einer zehn
Zentimeter dicken Laubschicht findet.
Ein Ausbau der Eichenallee würde zwar das Landschaftsschutzgebiet teilen,
meinen die Initiativenvertreter, aber zurzeit liege da jede Menge Müll herum,
was keinesfalls den Anforderungen entspreche, zudem sei der Waldorfschule
bereits genehmigt worden im Landschaftsschutzgebiet zu bauen und teilweise auch
der BBIS. „Da wirkt mancher Aufschrei über vermeintliche Zerstörung schon
populistisch“, meint Jerzembek. Gemeindevertreter Klaus Nitzsche (SPD) dämpfte
jedoch die Hoffnungen, mit einem Beschluss der Gemeindevertretung wäre der
Vorschlag schnell umsetzbar. Das verwaltungstechnische Procedere sei
langwierig, so Nitzsche, da viele Beteiligte erst zustimmen müssten. Schneller
ginge es, wenn die BBIS als Eigentümer, die Eichenallee zur Privatstraße deklarieren
würde, so Nitzsche. Zwar hatte die BBIS, den Initiativen bereits signalisiert,
sie unterstütze den Vorschlag, aber Burkard Dolata berief sich gleichzeitig auf
Verträge mit der Gemeinde. „Wir haben einen Deal mit der Gemeinde gemacht, um
endlich Baurecht zu erhalten“, erklärte er, dass man diese Vereinbarung nicht
gefährden wolle. Entscheiden müsse deshalb die Gemeinde, so Dolata.
Dass es letztlich auf einen Kompromiss hinauslaufen wird, ist den Anwohnern
klar. Seit zehn Jahren tobt der Kampf um die Verkehrssituation am Seeberg, aber
der Bauboom gehe weiter, so Hinterleitner. „In Kleinmachnow wird man so
automatisch zum aktiven Bürger“, begründet er sein Engagement in der
Bürgerinitiative. Kirsten Graulich