Potsdamer Neueste Nachrichten 25.10.06

Ein Verein gibt auf

Der Förderverein Kammerspiele Kleinmachnow hat sich aufgelöst, der Trägerverein macht weiter

Von Dirk Becker

Kleinmachnow - Die einen geben auf, die anderen machen weiter. Nach vier Jahren Arbeit hat sich der Förderverein Kammerspiele Kleinmachnow aufgelöst. Die Bemühungen der rund 100 Mitglieder, das Gebäude der Kammerspiele zusammen mit der Gemeinde zu betreiben, sieht man im Verein als gescheitert an. Die sieben Mitglieder des Trägervereins Kulturhaus Kammerspiele Kleinmachnow e.V., die immer sehr eng mit dem Förderverein zusammen gearbeitet haben, wollen weitermachen. Wie Ina Schott vom Trägerverein gegenüber den PNN erklärte, sei man noch immer bestrebt, die Kammerspiele an der Karl-Marx-Allee wieder zu einem Zentrum der Kultur im Ort zu machen. Bis Ende 2003 war die Gemeinde Pächter und Betreiber der Kammerspiele. Eine Verlängerung des Mietvertrages scheiterte an unterschliedlichen Vorstellungen über den Pachtzins. Seitdem führt der Besitzer Karl-Heinz Bornemann die Kammerspiele in Eigenregie.

Der Trägerverein hat in den vergangenen anderthalb Jahren Konzeptionen entwickelt und bei der Ortspolitik Klinken geputzt. In den Fachausschüssen für Kultur und Finanzen wurden die inhaltlichen Pläne und Vorstellungen für eine Bewirtschaftung der Kammerspiele vorgestellt. Im Mai vergangenen Jahres hat der Trägerverein das Theaterstück „Untergang der Titanic“ aufführen lassen. „Wir haben ein Sanierungskonzept und ein Finanzierungskonzept vorgelegt“, sagte Ina Schott. Ein Aufgeben kommt für den Verein einfach nicht in Frage. Doch findet Ina Schott Verständnis für den Entschluss des Fördervereins, sich aufzulösen.

„Deren Mitglieder haben in den vergangenen Jahren viel Zeit und Arbeit investiert“, so Schott. Und immer wieder seien sowohl von der Gemeinde als auch von Bornemann Signale ausgegangen, dass man sich über einen Kauf einigen werde. Doch bis heute sei nichts passiert. So kann man sich auch im Trägerverein nicht des Gefühls erwehren, dass die Äußerungen über die Kaufbestrebungen nur Lippenbekenntnisse waren. Doch Ina Schott zieht auch eine andere Möglichkeit in Betracht, warum Gemeinde und Eigentümer noch immer nicht handelseinig geworden sind: Der Kaufpreis.

Die Gemeinde hat ein Wertgutachten für die Kammerspiele erstellen lassen, das von den Preisvorstellungen Bornemanns abweiche. Die Gemeinde ist aber an den Preis des Wertgutachtens gebunden. Nun drängt der Trägerverein auf ein Gespräch mit Kleinmachnows Bürgermeister Wolfgang Blasig, um zu erfahren, wie der aktuelle Stand der Verhandlungen sei. Ronald Steckel vom Trägerverein bezweifelt jedoch, dass die Gemeinde die Verhandlungen entsprechend vorantreibt.

„Im Januar fand ein Gespräch zwischen Bornemann und der Gemeinde statt“, sagte Treckel den PNN. Seit dem herrsche Funkstille. Im Juni sei von Bornemanns Anwalt ein Brief an die Gemeinde geschickt worden, in dem um weitere Gespräche gebeten wurde. Wie es scheint, so Treckel, übt die Gemeinde derzeit mehr Zurückhaltung als nötig. Der Trägerverein selbst sucht weiterhin die Öffentlichkeit, um eine Nutzung der Kammerspiele für die Gemeinschaft zu erreichen.

Von Freitag bis Sonntag soll die vom Trägerverein initiierte Lesereihe „KammerspieleXIL“ ihren Abschluss finden. Am Freitag, 27. Oktober, liest um 20 Uhr Käthe Reichel im ehemaligen Kondor Wessels-Musterhaus, Am Wetterhäuschen 2, Ecke Förster-Funke-Allee, aus ihrem Buch „Windbriefe an den Herrn b.b.“ und am Samstag unter anderem der Kleinmachnower Schriftsteller Martin Ahrends um 19 Uhr eigene Texte.