Potsdamer Neueste Nachrichten 23.10.06
Der SPD-Ortsverein sucht den Kontakt zu Jugendlichen
Kleinmachnow - Schulen und Kitas standen
in den vergangenen Jahren vorwiegend im Fokus der Kleinmachnower
Öffentlichkeit. „Doch Jugend ist nicht nur Schule“, hieß es beim
SPD-Ortsverband, der dieses Thema kürzlich zur Diskussion stellte. Das Fazit
nach 90-minütiger Debatte mit Jugendlichen lautete: Sie wollen im Ort mitreden
und sich engagieren, besonders wenn es um ihre Anliegen geht.
So sagte Kerstin Stein von der Jugendfreizeiteinrichtung, dass viele sofort mit
Schaufel und Spaten anrücken würden, ginge es um den Bau einer BMX-Strecke oder
Skaterbahn. Dass das nicht nur Lippenbekenntnisse sind, bewiesen die jungen
Leute kürzlich, als sie den Bolzplatz entmüllten, ebenso wurde von einigen der
Keller des Heizhauses auf dem Seeberg aufgeräumt, um dort Probenräume für Bands
einzurichten. „Wird Jugendlichen dagegen Vorgefertigtes geboten, tun sie sich
schwer das anzunehmen“, plädierte Stein dafür, mehr Gestaltungsspielraum zu
eröffnen.
Auch im schulischen Umfeld möchten sie
mitbestimmen, erklärten zwei Schülersprecher, aber oftmals würden die
Schulleitungen abwinken, sobald Schüler Vorschläge unterbreiten. Meist werde
dann formal auf Zuständigkeiten verwiesen, wenn es um Anpflanzungen gehe oder
um so lapidare Dinge wie einen Ascheimer für die Raucher vor der Schultür.
Dass auf dem Rathausmarktplatz die Bänke verschwunden seien, weil einige
Jugendliche randaliert haben, löse keine Probleme. Denn sie würden sich weiterhin
auf dem Platz treffen und jetzt eben auf dem Brunnenrand sitzen. „Besser wäre
es, die Rabauken mehr unter die Lupe zu nehmen, statt alle Jugendlichen in
einen Topf zu werfen“, wünschte sich Stefanie. Immerhin, so hieß es in der
Runde, gebe die Gemeinde rund 30 000 Euro jährlich aus, um Buswartehäuschen
instand zu setzen und Grafittis zu beseitigen. Geld, das auch in Jugendarbeit
investiert werden könnte, vor allem mit Blick auf die Einwohnerstatistik. So
sind von derzeit rund 18 000 Einwohnern rund 12 Prozent Jugendliche, und dieser
Anteil wird sich in den nächsten Jahren noch verdoppeln. Schon jetzt rangieren
ganz oben auf der Wunschliste Jugendlicher vor allem Orte, an denen man sich
treffen kann. Denn der „affenklub“ in der Freizeiteinrichtung sei an den
Wochenenden „meist gerammelt voll, vor allem wenn neue Bands spielen“, meinte
Henriette, während Jakob, sich zu denen zählt, die dort nicht hingehen. „Meine
Freunde treffe ich dort nicht, weil wir andere Musik mögen.“ Da meist nur Rock
gespielt werde, vermisst auch Stefanie im Ort eine richtige Disco, wo man
feiern könne. Nach Berlin oder Potsdam fahren sei schwierig. „Denn wenn der
letzte Bus fährt, geht's in der Zehlendorfer Disko erst richtig los“,
berichteten die Jugendlichen.
Dass es nicht die Ideal-Lösung geben wird, die alle glücklich mache,
verdeutlichte SPD-Ortsvereinschef Frank Nägele. Mit diesem Auftaktgespräch soll
jedoch ein Diskussionsprozess mit Fortsetzung im örtlichen Sozialausschuss
angestoßen werden. Ob sich ein Jugendparlament etabliert, bleibt abzuwarten,
„aber vielleicht wächst da noch etwas“, hofft Nägele. Kirsten Graulich