Potsdamer Neueste Nachrichten 10.10.06
Die Offerte des Bundes, die alte Autobahnbrücke über den Teltowkanal zu verkaufen, findet kein Echo
Kleinmachnow / Berlin - Das Angebot des
Bundes, die stillgelegte Autobahnbrücke über den Teltowkanal an die
Anrainerkommunen Kleinmachnow und Berlin zu verkaufen (PNN berichteten), stößt
dort auf bloßes Kopfschütteln. „So kann sich der Bund nicht aus der
Verantwortung stehlen“, meint Kleinmachnows Bürgermeister Wolfgang Blasig. Auch
im Berliner Stadtentwicklungssenat gibt es keine Neigung für den Kauf einer
ausrangierten Brücke.
Die ehemalige Autobahnbrücke zwischen Dreilinden und Albrechts Teerofen ist
seit dem vergangenen Jahr im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben.
Das Bauwerk geriet in diesem Sommer in den Fokus des öffentlichen Interesses,
nachdem auf Berliner Seite die Tore für Radfahrer und Fußgänger zeitweilig
zugeschweißt wurden und der Senat dafür plädierte, die Brücke abzureißen. Auf
Brandenburger Seite entwickelte man mehr Bewusstsein: Das Landesdenkmalamt
stellte die Brücke unter Schutz, da sie als zeithistorisches Dokument der
deutschen Teilung zu betrachten sei. Als die DDR 1969 zur besseren Kontrolle
des Grenzverkehrs eine neue Transitstrecke baute, wurden drei Kilometer der
alten Autobahn samt Brücke stillgelegt. Mitten auf der Brücke verlief die
Grenze – die Mauer. Zum offiziellen Mauerradweg, der den einstigen Grenzverlauf
erlebbar macht, gehört die Brücke jedoch nicht.
Der Bund hat keine großes Ambitionen,
dem geschichtlichen Hintergrund und dessen Erlebbarkeit Rechnung zu tragen.
Während sich hiesige Politiker vorstellen können, die Brücke und den ehemaligen
Grenzübergang sowie die alte Raststätte Dreilinden zu einem Schauplatz der
deutschen Geschichte zu gestalten, winkt man im Bund ab. „Konkrete Absichten
der Bundesstraßenverwaltung zum weiteren Umgang mit dem Bauwerk bestehen
nicht“, so der Parlamentarische Staatssekretär Ulrich Kasparick. Im Gegenteil:
Der Bund will die Brücke loswerden, die „Lasten reduzieren“, wie es
bürokratisch formuliert ist. Viel Geld kostet der Substanzerhalt der Brücke
zwar nicht, wie es heißt – vor allem geht es um die Gewährleistung des
Schiffverkehrs. Doch sich des funktionslosen Bauwerks zu entledigen, käme dem
Bund recht: Wenn es gewünscht ist, die Überführung als Geh- und Radweg zu
nutzen, könnten die beiden anliegenden Kommunen – Kleinmachnow und Berlin – die
Brücke kaufen.
Für „nicht wirklich ernst gemeint“ hält Kleinmachnows Bürgermeister Blasig
diese Mitteilung des Staatssekretärs auf eine Frage der SPD-Bundestagsabgeordnete
Andrea Wicklein, wie der Bund mit der Brücke verfahren will. Allein
Kleinmachnow und Berlin in dieser Frage als zwei gleichwertige Kommunen zu
sehen, sei etwas realitätsfern. Zwar habe die Brücke für regionale Projekte,
wie der touristischen Aufwertung der Kanalaue, ihre Bedeutung. Doch mit dem
scheinbar großzügigen Verkaufsangebot werde der Bund seiner Verantwortung kaum
gerecht.
Recht pragmatisch bewertet man die – nicht ganz neue – Offerte im Berliner
Stadtentwicklungssenat. „Man wird keine Kommune finden, die ein potenzielles
Abrissbauwerk erwirbt“, so Senatssprecherin Petra Rohland. Denn nach
Rücksprache mit dem Wasserstraßen-Neubauamt müsste die Brücke beim Ausbau des
Teltowkanals abgerissen werden. Peter Könnicke