Potsdamer Neueste Nachrichten 30.09.06
Hoffbauer-Stiftung
will Gymnasium in Kleinmachnow SPD und CDU streiten, wer es gewesen ist.
UKB/WIR-Fraktion fragt sich, warum Stahnsdorf nicht mehr im Gespräch ist
Kleinmachnow - Die Potsdamer
Hoffbauer-Stiftung will ab dem Schuljahr 2008/09 ein evangelisches Gymnasium
errichten und favorisiert dafür den Standort Kleinmachnow. Voraussetzung sei
ein Mietobjekt auf einem geeignetem Gelände, ebenso die Unterstützung des
Landkreises Potsdam-Mittelmark, ließ die Stiftung am Donnerstag die Gemeinde
per Fax wissen.
Diese frohe Botschaft sollte sich aber nicht in Kummer umkehren, mahnte
Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD) schon vorsorglich zu Beginn der
Gemeindevertretersitzung am Donnerstagabend. Grund für Blasigs Sorge war ein
SPD-Antrag, mit dem der Bürgermeister beauftragt werden sollte, das Thema
„drittes Gymnasium für die Region“ in der nächsten Sitzung der Kommunalen
Arbeitsgemeinschaft „Der Teltow“ (KAT) anzumelden (PNN berichteten). Denn schon
im Vorfeld hatte der SPD-Vorstoß für Unmut gesorgt – weniger inhaltlich als
atmosphärisch. Eine kontroverse Diskussion führte schließlich dazu, dass die
SPD-Fraktion ihren Antrag zurückzog, nachdem ihr von der CDU-Fraktion
vorgeworfen worden war, „nicht auf der Höhe der Ereignisse zu sein“. Denn der
Antrag, so CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt, gefährde bereits vorangegangene
Gespräche des Bürgermeisters mit der Hoffbauer-Stiftung. Deren gefestigtes
Interesse an einem Standort in Kleinmachnow zeige deutlich, dass der Zug
bereits Fahrt aufgenommen habe.
Die örtliche CDU begrüßt die klare
Aussage der Hoffbauer-Stiftung für die Errichtung eines evangelischen
Gymnasiums in Kleinmachnow. „Damit wird endlich der Knoten durchgeschlagen und
der Bedarf anerkannt, auf den die CDU in der Region und im Kreis seit 2002 in
wiederholten Initiativen hingewiesen hat“, erklärte der Vorsitzende der CDU
Kleinmachnow, Wolfgang Nieter gestern gegenüber den PNN. Die CDU Kleinmachnow
fordert Brandenburgs Bildungsminister Holger Rupprecht nun auf, für das Land
alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die das Schulgesetz bietet und den freien
Träger aufgrund des dringenden öffentlichen Bedarfs von Anfang an finanziell
bei der Errichtung eines weiteren Gymnasiums zu unterstützen.
Bislang vermochte das Bildungsministerium nicht die Dringlichkeit zu erkennen,
die Personalkosten eines evangelischen Gymnasiums vor Ablauf einer zweijährigen
Anerkennungsphase zu fördern. „Wenn die Hoffbauer-Stiftung in der Region ein
Gymnasium errichten will, kann sie dies nach dem gängigen Verfahren tun“,
erklärte Minister Rupprecht jüngst gegenüber den PNN.
Anfang dieser Woche hatte bereits Kleinmachnows SPD-Ortschef Frank Nägele das
Land zu „innovativen Lösungen“ bei der Schul-Frage aufgefordert. Den Antrag der
Sozialdemokraten, diese Forderung durch ein Votum der KAT zu untermauern, hielt
CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt jedoch für überflüssig. Dies sei eine „reine
Showveranstaltung“, grantelte er. Burkardt erinnerte daran, dass sich die CDU
bereits im Wahlkampf mit dem Slogan „CDU macht Schule“ für einen Ausbau der Bildungskapazitäten
engagiert habe und nun plötzlich die SPD versuche, das Thema für sich
beanspruchen würden. Als „allzu durchsichtigen und peinlichen Versuch der SPD
Kleinmachnow, dieses Thema für sich zu besetzen“, bewertete CDU-Ortschef Nieter
den Antrag der Sozialdemokraten. Deren Abgeordneter Jens Klocksin widersprach:
„Jede Partei hatte das Thema Schule in ihrem Wahlprogramm.“ Außerdem werde seit
Jahren darüber diskutiert, dass die derzeitigen Kapazitäten an Gymnasialplätzen
in der Region ab 2009 nicht mehr ausreichen würden. Doch jetzt sollte es vor
allem darum gehen, Land und Kreis mit einzubeziehen, um die Chance zu nutzen,
in der Region ein drittes Gymnasium zu etablieren. Geboten sei, in dieser Frage
mehr regionale Geschlossenheit zu zeigen und die KAT biete sich als geeignete
Gremium an, um sich zu positionieren.
Dass die SPD-Fraktion ihren Antrag letztlich doch zurückzog, „lässt auf die
Einsicht hoffen, dass sie künftig Aktionen unterlässt, die der Sache eher
schaden als nutzen“, so CDU-Chef Nieter. Jetzt sollte schnell zur Sacharbeit
zurückgekehrt werden. Er appelliert an alle Parteien und Fraktionen in
Kleinmachnow und in der Region, die Pläne der Hoffbauer-Stiftung konstruktiv zu
begleiten und mitzuhelfen, die „größten schulischen Sorgen“ in unserer Region
zu beseitigen.
Etwas verwundert über die Standortentscheidung zeigte sich Herbert Franke von
der UBK/Wir-Fraktion: „Beim Standort für ein drittes Gymnasium war bisher immer
von Stahnsdorf die Rede gewesen.“
Bürgermeister Blasig fand die Diskussion „grauenerregend“, weil er befürchtete,
dass ein „hoffnungsvoller Anfang“ zerredet werde. Blasig informierte, dass
Stahnsdorf bereits mit dem evangelischen Schulträger verhandelt habe. Jedoch
erfolglos, da die Nachbarkommune nur ein Baugrundstück anbieten könne, der
Träger jedoch ein Mietobjekt suche. Nicht auszuschließen sei auch, dass Teltow
Objekte anbiete, so dass Blasig mutmaßte: „Könnte es sein, dass sich am Ende
drei Kommunen entzweien?“