Potsdamer Neueste Nachrichten 27.09.06
Kriminalpolizei ermittelt zum Verdacht der
Umweltgefährdung auf dem einstigen FATH-Gelände
Von Peter Könnicke
Kleinmachnow - Im Fall des verwahrlosten
Geländes der insolventen FATH GmbH am Stahnsdorfer Damm in Kleinmachnow ermittelt
inzwischen die Kriminalpolizei. Wie eine Polizeisprecherin gegenüber den PNN
bestätigte, wurden bei einer Begehung in der Vorwoche Verstöße festgestellt,
weshalb nun wegen des Verdacht der umweltgefährdenden Abfallbeseitigung
ermittelt wird.
Der Wählerverein „Bürger für gute Lebensqualität in Kleinmachnow“ (BIK) hatte
auf den vermeintlichen Umweltfrevel durch unsachgemäße Entsorgung von Altöl,
Asbest und Chemikalien aufmerksam gemacht und die wilde Müll- und
Schrottdeponie auf dem Areal angeprangert. Zudem beklagte die BIK den
ungehinderte Zugang auf das Gelände. BIK-Aktivist Peter Weis appellierte an
Bürgermeister und Ordnungsamt, die „tickende Zeitbombe“ zu entschärfen.
Für Bürgermeister Wolfgang Blasig ist
der Zustand auf der Industriebrache alles andere als erfreulich. Gleichzeitig
warnt er, das Gelände zu betreten: „Es ist in Privatbesitz und birgt zudem ein
erhöhtes Verletzungsrisiko. Unbefugten ist das Betreten daher nicht erlaubt.
Wer sich darüber hinwegsetzt, macht sich des Hausfriedensbruchs schuldig und
begibt sich in Gefahr.“ Mit „großem Befremden“ habe Blasig daher registriert,
dass von der BIK zu einer Besichtigung der Brache eingeladen wurde. Das rund
3,3 Hektar große Areal befinde sich zwar im Entwicklungsgebiet „Wohnen und
arbeiten“ gehört jedoch weder der Gemeinde noch der gemeindeeigenen Plan- und
Entwicklungsgesellschaft, sondern einem privaten Unternehmer. Somit seien dem
Eingriffsrecht der Verwaltung deutliche Grenzen gesetzt.
Bis vor zwei Jahren gehörte das Betriebsgelände zur Insolvenzmasse der FATH
GmbH. „Inzwischen nicht mehr“, so Insolvenzverwalter Schade gegenüber den PNN,
da sich für die Dresdner Bank als Hauptgläubigerin kein Erlös mehr aus dem
Areal erzielen lasse. Somit ist Eigentümer Klaus Korte, der bis zur Insolvenz seiner
FATH-GmbH 2002 am Stahnsdorfer Damm eine Lkw-Werkstatt betrieb, verantwortlich
für die alte Betriebsstätte. Zu den Vorwürfen der Umweltverschmutzung und den
laufenden Ermittlungen hat er nicht viel zu sagen. „Schwierig“ seien die
Verhältnisse, ansonsten wolle er sich nicht weiter äußern. Auf die Gemeinde
scheint er nicht gut zu sprechen zu sein: „Fragen Sie dort mal nach, warum man
einen gut gehenden Betrieb kaputt gemacht hat“, verlangt Korte.
Innerhalb der gegebenen Verhältnisse sei die Gemeinde „selbstverständlich seit
langem tätig“, um die Missstände zu beseitigen, so Bürgermeister Blasig So
wurde bereits vor drei Jahren der für die Entsorgung von Abfällen auf
Privatgelände zuständige Landkreis informiert, der das Landesumweltamt
einschaltete. Nach einer Begehung mit dem Insolvenzverwalter wurden
Sofortmaßnahmen angeordnet. Dazu gehörte die Sicherung des Tores,
Zaunreparaturen und die Entsorgung besonders überwachungspflichtiger Abfälle
wie Farben, Lacke und Altöl. Vom Ordnungsamt der Gemeinde wurde die Abwicklung
kontrolliert und wenn nötig angemahnt. Im Mai 2004 waren Flüssigstoffe
entfernt, jedoch nicht Schrott und Bauschutt. Umweltgefährdende Stoffe im Boden
wurden vom Landesumweltamt damals nicht festgestellt.
Danach seien Insolvenzverwalter und Eigentümer wiederholt aufgefordert worden,
wegen aufgebrochener Schlösser oder durchlässiger Zäune, das Gelände zu
sichern, zuletzt am 15. September dieses Jahres nach einem Brand.
Nach außen würden von dem Grundstück keine Gefahren ausgehen, sondern nur bei
unbefugtem Betreten, so Blasig. Um dies und damit weitere illegale
Müllentsorgung zu unterbinden, könnte die Verwaltung als letztes Mittel im Zuge
von Ersatzmaßnahmen handeln und für eine stabile Sicherung sorgen. Dies würde
zwischen 50 000 und 100 000 Euro betragen. Angesichts der finanziellen Lage des
Eigentümers erscheine es höchst fraglich, das Geld zurück zu bekommen.