Potsdamer Neueste Nachrichten 29.08.06
Kleinmachnow - Am kommenden Freitag wird
im Grünzug zwischen Stolper Weg und Stahnsdorfer Damm in Kleinmachnow der „Ort
der Erinnerung“ der Öffentlichkeit übergeben. Die Gemeinde hat zu diesem Anlass
auch ehemalige Zwangsarbeiter der Dreilinden Maschinenbau GmbH (DLMG)
eingeladen und zwei Zusagen aus der Ukraine erhalten. Erwartet werden ebenfalls
Abgeordnete des Bundestages und des Landtages, Mitglieder des Kreistages und
der Gemeindevertretung sowie der Botschafter der Ukraine und Vertreter der
Robert Bosch GmBH.
Von 1936 bis 1945 wurde in der Dreilinden Maschinenbau GmbH – einer Tochter des
Bosch-Konzerns in Kleinmachnow – Zubehör für Flugzeugmotoren produziert. Um die
immer größere Nachfrage nach den kriegswichtigen Produkten befriedigen zu
können, brauchte die DLMG Arbeitskräfte. Diese waren zunächst Freiwillige aus
der Region, dann Fremd- und Zwangsarbeiter aus den von Deutschland besetzten
Nachbarländern und später Kriegsgefangene. Sie waren größtenteils in einem
Barackenlager auf dem Firmenareal untergebracht. Im Herbst 1944 kamen auch
Zwangsarbeiterinnen aus dem Konzentrationslager Ravensbrück zum Einsatz, die im
Keller der Werkshallen untergebracht waren.
Nur wenig erinnerte bis heute an diesen Teil deutscher Geschichte in
Kleinmachnow. Zwar gibt es seit 2002 eine Gedenktafel am Eingangstor des
einstigen Bosch-Werkes am Stahnsdorfer Damm, doch dessen Produktionshallen
wurden nach Kriegsende gesprengt, aus den Überresten wurde eine Müllhalde, die
nach 1989 renaturiert wurde. Die letzten Zeugnisse des Barackenlagers
verschwanden im Jahr 2000, als das Areal in Wohnungsbaugebiet umgewandelt
wurde. Lediglich zwei Fundamentplatten bleiben erhalten, um sie in einen
Grünzug einzubinden.
Errichtet wurde der „Ort der
Erinnerung" von der Planungs- und Entwicklungsgesellschaft als Treuhänder
für die Entwicklungsgebiete der Gemeinde in Zusammenarbeit mit der GSW, die als
Wohnungsbaugesellschaft für die Erschließung des Areals verantwortlich
zeichnete.
Am gleichen Tag wird im Rathaus Kleinmachnow die Ausstellung „… auf dem
Boschgelände - Zwangsarbeit für eine Rüstungsfabrik in Kleinmachnow“ eröffnet,
die von Angela Martin und Hanna Sjöberg in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein
erstellt wurde. Bis zum 15. Oktober werden im Foyer Bilder, Zitate von
Zeitzeugen und Objekte zu entdecken sein, die die Geschichte der Dreilinden
Maschinenbau GmbH und des KZ-Außenlagers Kleinmachnow umfassend beleuchten. Auf
der Galerie stehen für die Besucher eine Video- und eine Hörstation sowie
Lesepulte bereit. Dort sind Interviews mit Zeitzeugen in Ton und Bild zu
erleben und Quellen zur Rüstungsindustrie und zum NS-Zwangsarbeitereinsatz
nachzulesen. Die Gemeindebibliothek bietet zudem ein Medienpaket an, dass Schülern
und anderen Interessierten die Möglichkeit eröffnet, sich eingehender mit dem
Thema Zwangsarbeit zu beschäftigen. pek