Potsdamer Neueste Nachrichten 17.08.06
<Kleinmachnows CDU-Fraktion erklärt zur zweiten Halbzeit
der Wahlperiode die Errichtung eines weiteren Gymnasiums zum Ziel
Von Peter Könnicke
Kleinmachnow - Hinter Ludwig Burkardt
stand ein Fragezeichen. „Wer ist das?“, fragten sich nicht wenige, als die
Kleinmachnower CDU im Sommer 2003 ihren Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl
präsentierte. Schon wenigen Wochen später, Burkardt saß inzwischen als
Fraktionsvorsitzender der CDU im Gemeindeparlament, bekam man einen Eindruck,
wer der Newcomer auf der politischen Bühne des Ortes ist: Ein geschickter
Rhetoriker, der kritisch beäugt, wie im Rathaus gearbeitet wird, der zuweilen
belehrt und korrigiert und einem verbalen Scharmützel nicht aus dem Weg geht.
Als ehemaliger Stadtdirektor von Goslar weiß Burkardt, wie die Amtsgeschäfte
einer Kommune laufen und wie Politik gemacht wird. So mancher zog pikiert die
Stirn in Falten, sprach vom „Besserwessi“ und „Oberlehrer“, wenn der
CDU-Fraktionschef wieder mal den Finger hob.
Nach zweieinhalb Jahren, zur Halbzeit
der Wahlperiode, spricht Burkardt selbst von einem „nervigen Miteinander“ in
den ersten Monaten. Heute attestiert er der Zusammenarbeit zwischen
Bürgermeister und Gemeindevertretung eine „spürbare Verbesserung“. Zum einen
liege das daran, dass SPD-Bürgermeister Wolfgang Blasig keine Hausmacht hat,
die ihm unkritisch folgt und walten lässt. „Anderseits dürfte auch die Qualität
der parlamentarischen Arbeit“ dem Bürgermeister vermittelt haben, dass es den
Abgeordneten mehr um Kleinmachnow und weniger um die „Pflege politischer und
persönlicher Profile“ geht. Die Erfolge, die Burkardt durchaus bilanziert,
führt er daher auch auf die Kompromissfähigkeit des Ortsparlamentes zurück.
Denn bei den gegebenen Mehrheitsverhältnissen könne keine Fraktion
Entscheidungen allein für sich reklamieren. „Das wäre politische Hochstapelei“,
meint Burkardt – ein Seitenhieb auf die Parlamentskollegen der SPD-Fraktion,
die sich in ihrem Halbzeitresümee als stärkste politische Kraft im Ort darstellten.
Dennoch sieht Burkardt keinen Grund, sich bescheiden zu geben, im Gegenteil:
„Wesentliche Teile des CDU-Wahlprogramms konnten umgesetzt oder zumindest auf
den Weg gebracht werden“, resümiert er bereits zur Halbzeit. Mit der
Grundschule auf dem Seeberg hat sich eine wichtige Forderung der CDU schon vor
einem Jahr erfüllt. Bei der Entwicklung des Seebergs zu einem Bildungscampus
spricht der Fraktionschef von einem „Durchbruch“. Zur Sicherung des Bannwaldes
seien die „ersten Schritte“ gemacht, für ein Verkehrskonzept und zur
Schulwegsicherung seien Maßnahmen eingeleitet.
„Warum hinter verschlossenen Türen?“ war eine der ersten Fragen, die Burkardt
stellte, als sich die derzeitigen Abgeordneten in ihrer ersten Sitzung mit
einer „Grundstücksangelegenheit“ beschäftigen sollte. Gleich von Beginn an
verlieh die CDU ihrem Wahlversprechen Nachdruck, für mehr Transparenz bei
Geschäften der Gemeinde zu sorgen. Dass beim Bau des Rathauses Aufträge ohne
öffentliche Ausschreibung vergeben wurden, veranlasste die Christdemokraten,
von der Kommunalaufsicht eine Prüfung der Kleinmachnower Vergabepraxis zu
fordern. Dass die Aufsichtsbehörde befand, dass die freie Vergabe eines
10-Millionen-Euro-Projektes im Einklang mit EU-Recht steht, hält Burkardt zwar
für eine „kühne Auffassung“, dennoch sei die christdemokratische Intervention
nicht umsonst gewesen: „Ich denke, dass sich die Gemeinde inzwischen um das
Einhalten der Vergaberichtlinien bemüht.“ Tatsächlich hat der Bürgermeister
nach heftiger Kritik den Vertrag mit dem für die Sanierung der
Eigenherd-Grundschule zuständigen Architekturbüro aufgelöst, da die Vergabe des
Auftrags rechtlich kritisch bewertet wurde.
Ohnehin, so Burkardt, sei die Zeit der „Haus- und Hoflieferanten“ bei
Planungsarbeiten vorbei. Diese hätten zur Genüge in den vergangenen Jahren ihre
Visitenkarte abgegeben. Doch für einen Großteil gelte: „Kleinmachnow braucht
Besseres“, so Burkardt.
Als eines der „brennendsten Probleme“, die es zu lösen gilt, nennt Burkardt den
Mangel an Gymnasialplätzen in der Region. Die CDU/FDP-Fraktion setzte sich für
die Errichtung eines weiteren Gymnasiums ein, gleichwohl bezweifelt sie, dass
der Landkreis als Träger dazu politisch und wirtschaftlich in der Lage sein
wird. Daher unterstütze man auch mögliche Initiativen freier Träger wie der
Hoffbauerstiftung. Auch gemeinsame Anstrengungen von Kleinmachnow, Teltow und
Stahnsdorf für ein Gymnasium wären eine Option, die Burkardt jedoch mit wenig
Zuversicht füllt. Denn bei der regionalen Zusammenarbeit gebe es kein Vorankommen.
Die Kleinmachnower CDU selbst habe den Vorschlag gemacht, einen Kommunalverband
zu gründen, in dem wesentliche Verwaltungsdateien zusammengefasst sind. Sie zog
das Ansinnen zurück, da kein Zuspruch zu erkennen war. Inzwischen ist die
Neigung gering, politische Aktivitäten über die Ortsgrenzen hinaus
anzustrengen. Denn dass bei der regionalen Zusammenarbeit wenig passiert,
„empfinden die Kleinmachnower nicht als großes Defizit“, so Burkardts Eindruck.
Dass die erste Halbzeit für die CDU nicht ohne Reibungsverluste blieb, verhehlt
Burkardt nicht. Die unterschiedlichen Auffassungen, die es zwischen ihrem
Städtebau-Experten Fred Weigert und der Fraktionsspitze zur Gestaltung des
Seebergs gibt, verbucht er unter „lehrreichem Erkenntnisprozess“: „Erfolgreiche
Kommunalpolitik braucht ein gewisses Maß an Geschlossenheit und
Kompromissbereitschaft.“
Ihre Rolle als Fraktion, die fragend und belehrend den Finger hebt, wird die
CDU auch in den kommenden zweieinhalb Jahren ausfüllen. Denn noch immer
vermisst Burkardt eine „stringente Führung“ der Gemeindeverwaltung, eine
bessere Qualität von Beschlussvorlagen. Und noch immer „rätselt man bei manchem
Vorschlag aus dem Rathaus über die Motive“.