Potsdamer Neueste Nachrichten 16.08.06

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Fataler Dachschaden

Baufirma setzt neue Eigenherd-Sporthalle unter Wasser / Am Steinweg mehr Probleme als befürchtet

Kleinmachnow - Die Gemeinde Kleinmachnow wird nicht glücklich mit ihren Schulsporthallen. Sowohl bei der noch im Bau befindlichen Eigenherd-Turnhalle wie auch an der Sporthalle der Steinweg-Grundschule offenbarten sich in den vergangenen Wochen Probleme, die der Kommune Zeit und möglicherweise auch viel Geld kosten.

In der Eigenherd-Sporthalle war durch Nachlässigkeiten der Elektrofirma ein eklatanter Wasserschaden zu beklagen. Die Arbeiter versäumten es, Mauerdurchlässe zu schließen und wurden am Wochenende des 8. und 9. Juli von starken Regengüssen überrascht, so dass Wasser in die Halle strömte. Die gesamte Fußbodendämmung, die Fußbodenheizung und die Unterkonstruktion mussten ausgewechselt werden. Schaden: etwa 60 000 Euro. Aufkommen wird dafür die Versicherung der Elektrofirma, die zeitlichen Verzögerungen aber treffen vor allem die Eigenherd-Schüle. Eigentlich sollte die Halle übermorgen fertig sein und am ersten Schultag kommenden Montag zur Verfügung stehen. Nun kündigte Bürgermeister Wolfgang Blasig Mitte Oktober als Termin der Fertigstellung an. Jedoch kann nach wie vor die alte Turnhalle genutzt werden, da deren Umbau erst nach den Herbstferien beginnen soll.

Von weitaus größerem Ausmaß ist der Dachschaden an der Sporthalle der Steinweg-Grundschule. Dass die Dachkonstruktion Mängel hat, ist seit langem bekannt, mehrere Gutachter versuchten sich in einer Schadensanalyse (PNN berichteten). In den Sommerferien nun wurde die Dachhaut entfernt, um die erste von mehreren Holzschichten auszuwechseln. Böse Überraschung: Das Holz schwamm praktisch im Wasser. Bei der Konstruktion des Daches vor knapp zehn Jahren hat die ausführende Firma Folie statt Fließmaterial verwandt. In der Abschlusskalkulation waren jedoch andere Materialen angegeben und auch in Rechnung gestellt. Zudem wurde die Folie nicht geklebt, sondern genagelt, so dass möglicherweise weitere Holzschichten undichte Stellen aufweisen. Von „krimineller Energie“ sprach Bürgermeister Blasig im Hauptausschuss, auch CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt erkannte eine „strafrechtliche Relevanz“. Auch wenn es aufwändig ist, hat die Gemeinde nun ein Beweissicherungsverfahren veranlasst, dass im Falle einer gerichtlichen Auseinandersetzung den Betrug der damals ausführenden Firma belegen würde. Allerdings ist es fraglich, ob die Firmen rechtlich belangt werden können. „Nach fast zehn Jahren ist das verdammt schwer“, so Blasig gegenüber den PNN. Damals beteiligte Firmen sind insolvent oder aufgelöst, der Architekt ist nicht mehr da. Im schlimmsten Fall muss die Gemeinde die Kosten tragen.

Derzeit wird untersucht, in welchem Umfang der gegenwärtige Dachaufbau noch zu verwenden ist oder ob eine komplett neue Konstruktion notwendig wird. Fest steht indes schon jetzt, dass der Schul- und auch Vereinssport in der nächsten Zeit nicht in der Halle möglich sein wird. Da die Möglichkeiten begrenzt sind, in andere Hallen auszuweichen, muss die Gemeinde über zeitweilige Ersatzbauten in Form einer Tragluft- oder Leichtmetallhalle nachdenken. „Das ist alles andere als angenehm“, beschreibt Bürgermeister Blasig die Situation.

Peter Könnicke